20.01.2011

Elektromobilität im Jahr 2025

Ein Best-Case-Zukunftsszenario für Berlin

von Ingo Kollosche, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung TU Berlin Als Alternative zu Antriebstechnologien auf Basis fossiler Energieträger wird der Elektromobilität mittlerweile eine tragende Rolle zugeschrieben. Für die Region Berlin des Jahres 2025 entwickelte die TU Berlin in diesem Zusammenhang drei mögliche Zukunftsszenarien. Der im Folgenden beschriebene Fall geht hierbei von einem überwiegenden Anteil an elektrobetriebenen Fahrzeugen im Wirtschaftsverkehr aus.

Dass viele Menschen auf Segways durch die Parkanlagen streifen, erweckt 2025 in der Öffentlichkeit keine besondere Aufmerksamkeit mehr (Foto: Rike/Pixelio)

Foto: Hersteller

Wer 2025 nach längerer Zeit einmal wieder nach Berlin kommt, dem fällt sofort auf: Die oft besungene "Berliner Luft" ist irgendwie frischer als früher, und es ist leiser geworden in der Stadt. Auf den Straßen sieht man neben den althergebrachten Automobilen mit Verbrennungsmotor eine bunte Vielfalt an Fahrzeugen vom klassischen Mittelklasse-Pkw mit Hybridantrieb über kleine Elektroflitzer aller Art bis hin zum Kleinlaster mit Brennstoffzellen-Antrieb. Selbst die Autos mit Verbrennungsmotor sind weniger zu riechen, zu sehen und zu hören, weil ihre Motoren inzwischen deutlich umweltfreundlicher geworden sind. Die auffälligste Neuerung jedoch ist die breite Palette von batteriebetriebenen Nutzfahrzeugen. Auch in den letzten eineinhalb Jahrzehnten hat Berlin nichts an seiner quirligen Aktivität und Attraktivität für junge Leute und kreative Köpfe aus aller Welt eingebüsst. Um Führungskräfte und kluge Köpfe dauerhaft zu binden, brauchte es indes etwas mehr als nur interessante Jobs und die Ausrufung neuer Forschungs- und Technologiecluster - zu denen auch die Elektromobilität zählt: Investiert werden musste in eine innerstädtische Lebensqualität auf Basis einer nachhaltigkeitsorientierten und darüber hinaus seniorengerechten Stadt- und Verkehrsplanung an. Gegenüber 2010 haben sich daher sowohl das Stadtbild als auch der Verkehrsraum sichtbar verändert: Verschwunden sind die langen Kühlregal-Sattelzüge aus Holland, die in der zweiten Reihe stehend, zehn Parkbuchten gleichzeitig blockierten, um ein einziges kleines Blumengeschäft zu beliefern. Deutlich weniger geworden sind auch die vielen Kleinlaster und Transporter, deren Fahrer in der drangvollen Enge des Straßenraums ihre Ladezone auf die Fahrbahn oder die Fußgängerfurt verlegten oder Parkraum gleich als Lagerraum für Gemüsekisten oder Baustoffe zweckentfremdeten. Die Tempo-30-Zonen und verkehrsberuhigten Bereiche haben sich in den letzten 15 Jahren deutlich ausgeweitet. Es wurden auch die vormals vorhandenen Parkflächen in großem Umfang entwidmet und der Querschnitt vieler Straßen - auch Hauptstraßen - verengt oder zugunsten von Fußgängern, Radfahrern, Sammeltaxen und Bussen umgebaut. Eine City-Maut besteht schon seit zehn Jahren.

Der Rückbau von Straßenflächen zugunsten von Fußgänger- und Fahrradwegen begünstigten den Trend zum nicht- motorisierten Verkehrsmittel (Foto: Berthold Kamps/Pixelio).

Foto: Júlia Martins Miranda

Der wesentlich größere Impuls für die Elektrifizierung des Wirtschaftsverkehrs geht jedoch nicht vom Güter-, sondern dem Personenwirtschaftsverkehr aus. Viele Betriebe, insbesondere landeseigene Unternehmen, sind heute mit einem signifikanten Anteil von reinen E-Vehikeln im Stadtgebiet unterwegs. Dass Polizeistreifen und private Wachschützer inzwischen überall auf Selbstbalance-Rollern, den sogenannten Segways, durch die Parkanlagen und Shopping-Malls gleiten, erregt in der Öffentlichkeit keine besondere Aufmerksamkeit mehr. Nutzer von gewerblichen wie privaten E-Fahrzeugen schätzen nicht nur die Privilegien, die sie bei der Inanspruchnahme von Parkplätzen für emissionsfreie Fahrzeuge und Vorrangfahrspuren genießen, sondern auch die wirtschaftlichen Vorteile der Elektromobilität: Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass E-Autos nicht nur steuerlich begünstigt sind, sondern auch in puncto Energie-, Wartungs- und Versicherungskosten deutlich wirtschaftlicher sind als "Verbrenner". Über Nacht, wenn die Fahrzeuge in ihre Betriebshöfe und auf ihre Firmengelände zurückgekehrt sind, werden sie bei gleichmäßiger Netzauslastung wieder aufgeladen. Flottenmanagern, die scharf rechnen, ist nicht entgangen, dass bezogen auf die Lebenszykluskosten eines Elektrofahrzeugs das Elektroauto in der Kostenbilanz gegenüber dem "Verbrenner" so schlecht nicht dasteht. Grund sind vor allem die deutlich geringeren Energiekosten - Strom ist nun einmal billiger als Benzin -, aber auch die Wartungskosten (kein Ölwechsel, keine Abgassonderuntersuchung etc.). Seit Zero-Emissionsfahrzeuge von Maut-Gebühren und KfZ-Steuer befreit sind, zugleich die Kraftstoffsteuern für Benziner angehoben und die Abschreibungsmöglichkeiten für "Stromer" verbessert wurden, ist das Pendel eindeutig zugunsten des E-Antriebs umgeschlagen - ganz abgesehen von Privilegien wie Vorrangparkflächen für CO2-freie Vehikel und anderen Annehmlichkeiten. Ohnehin ist es inzwischen populärer, Fahrzeuge oder auch nur die (auch 2025 in ihrer Lebensdauer noch begrenzten) Batterien zu leasen statt zu kaufen. Die führenden Automobilhersteller bieten dafür mittlerweile eine Vielzahl von abgestuften Leasing-Modellen an. Den ausführlichen Artikel können Sie der Broschüre e-mobility_2025 entnehmen. Weitere Informationen finden Sie hier
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