24.11.2015 Paul Wolff

Erfolgreiche Auftaktveranstaltung der DETAIL Fassadenreihe in Frankfurt

Grand Theatre Chongqing/ gmp; Foto: Hans-Georg Esch

Zur Auftaktveranstaltung am 17. September 2015 im Frankfurter Museum für Kommunikation waren drei Architekten, zwei Fassadenplaner und mit den Veranstaltungspartnern quick-mix Gruppe und sedak zwei Werkstoffproduzenten eingeladen, um über Erfahrungen, Entwurfsstrategien und Planungsmethoden bei der Gestaltung der Gebäudehülle zu berichten. Volkmar Sievers, Partner im Hamburger Büro von gmp, eröffnete die Veranstaltung mit einem Werkvortrag über das Grand Theatre in Chongqing und den Neubau der Kunsthalle Mannheim. Bei beiden Projekten war das Augenmerk auf den gekonnten Umgang mit Bauteiltoleranzen gerichtet: In China durch den insbesondere im Rohbau und hinter der Fassade ungleich niedrigeren Ausführungsstandard, am Rhein durch den bei aller Einfachheit der Details komplexen Fassadenaufbau und die allseitige Umhüllung eines großen Gebäudeensembles mit einem feingliedrigen Metallgewebe.

Grand Theater Chongqing, China/ gmp; Foto: Hans-Georg Esch

Grand Theatre Chongqing, China/ gmp; Foto: Hans-Georg Esch

Neue Kunsthalle Mannheim/gmp

Neue Kunsthalle Mannheim, Metallgewebe, Skizze Spannvorrichtung/ gmp

Die Komplexität des Zusammenspiels von energetischen, klimatechnischen und auch sicherheitsrelevanten Anforderungen beleuchteten die Vorträge von Daniel Pfanner, Leiter Fassadenplanung und Bauphysik bei Bollinger Grohmann, und von Stefan Holst, Geschäftsführer der Münchner Niederlassung von Transsolar. Am Beispiel der Deichman Bibliothek in Oslo erläuterte Pfanner den iterativen Prozess, mit dem das Korsett der Anforderungen als Inspiration für den Fassadenentwurf umgedeutet werden kann. Die unmöglich erscheinende Vorgabe einer „Passivhaus-equivalenten Gebäudehülle“ mit einem U-Wert von nur 0,49 für die Fassade wird mit einer lastabtragenden Konstruktion aus kerngedämmten GFK-Elementen erreicht – unter Beibehaltung der ursprünglichen vertikalen Fassadengliederung.
Stefan Holst stellte in seinem Vortrag am Beispiel der adaptiven Druckringfassade für die KfW Westarkade in Frankfurt am Main und der Verbundfassade der ADAC Zentrale in München, beide von Sauerbruch Hutton, im Detail unterschiedliche Lösungen für eine natürliche Belüftung von Hochhausfassaden vor. Martin Sassning, Leiter des technischen Marketings der quick-mix Gruppe, stellte Verarbeitungs- und Anwendungsmöglichkeiten des Traditionswerkstoffs Putz, Wärmedämmverbundsysteme mit keramischen Belägen sowie Beispiele mit zweischaligem Verblendmauerwerk vor.
Einen beeindruckenden Einblick in den Produktionsprozess der mit bis zu 3,2 x 15 m weltweit größten Isolierverglasungen gab der Vortrag von Ralf Scheurer, Projektleiter für konstruktiven Glasbau der Firma sedak. Kostenreduktion und Zeitersparnis durch Vollautomatisierung der gesamten Bearbeitungskette werden das Produkt in Zukunft sicherlich einem breiteren Markt zugänglich machen. Denn bisher sind übergroße Verglasungen meist nur im Premiummarktsegment zu finden, wo es um die Leistungsschau des technisch Machbaren geht.
Einen Einblick in computerbasierte Entwurfs- und Fertigungsprozesse präsentierte Achim Menges, Leiter des Institute for Computational Design an der Universität Stuttgart. Dass biologische Konstruktionsprinzipien untrennbar mit dem jeweiligen Materialverhalten verbunden sind, zeigte er eindrücklich am Beispiel des HygroSkin Pavillons in Orléans, dessen Öffnungslamellen wie ein Tannenzapfen auf Veränderungen der Luftfeuchtigkeit reagieren. Durch ihre Modularität und die Modulierbarkeit ihrer responsiven Eigenschaften werden derlei Bauelemente ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten von Fassaden eröffnen.

Den Schlusspunkt setzte Michael Schumacher, der anhand von sieben Projekten von schneider + schumacher aus den Jahren 1995–2013, angefangen mit dem „gespreizten Gefieder“ für die Zentrale von Braun in Kronberg bis hin zur „direkten Fassade“ der Autobahnkirche Siegerland, die konzeptionelle Dimension der Gestaltung und die gesellschaftliche Bedeutung von gebautem Raum in den Mittelpunkt rückte. Jenseits von Fragen der Machbarkeit, Optimierung oder Zertifizierung kehrte er damit zur Ausgangsfrage eines jeden Entwurfs zurück: Wie – mit welchem Gesicht – zeigt sich die Architektur?

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