17.05.2011

Erster Urban Intervention Award entschieden

Die Stadtbevölkerung wächst stetig - und das weltweit. Das urbane Umfeld nachhaltig lebenswert zu gestalten – oft in Eigeninitiative und immer in Zusammenarbeit mit der Anwohnerschaft –, haben sich zahlreiche Architekten, Künstler und Stadtforscher zur Aufgabe gemacht. Auf die Würdigung dieser Initiativen zielt der erstmals von Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ausgeschriebene Urban Intervention Award 2010. Der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin initiierte erste Urban Intervention Award 2010 ist entschieden. Insgesamt 60 Architekten und Stadtplaner folgten der Aufforderung, im europäischen Raum realisierte Projekte der vergangenen fünf Jahre einzureichen, die als "neue kreative urbane Orte von hoher architektonischer Qualität mit Vorbildcharakter" fungieren und die "wie Kristallisationspunkte in die Stadt hineinwirken und Lebensräume nachhaltig verändern".

Die internationale Jury, der unter anderem Prof. Bart Lootsma der Universität Innsbruck und der Architekt Enrique Sobejano aus Madrid angehörten, bewertete hierbei nicht nur den städtebaulichen Ansatz, sondern auch den soziokulturellen Kontext, gestalterische Aspekte, das Nutzungskonzept und die Art der Zusammenarbeit mit anderen Kooperationspartnern.

Der Wettbewerb umfasst insgesamt zwei Preiskategorien: gebaute und fest installierte Projekte (built) sowie zeitlich begrenzte Projekte im städtischen Raum (temporary).

In der Kategorie "Built" wurden folgende Beiträge nominiert: die A8ernA in Zaanstadt von NL-Architects und Carve (design skatepark), der Besiktas Fishmarket in Istanbul von GAD & Gokdahn Avcioglu, das Lesezeichen Salbke in Magdeburg von KARO mit Architektur + Netzwerk sowie das Zamet Centre in Rijeka von 3LHD architects. Erster Preisträger ist der Library and Reading Parc Torre Pacheco in Murcia von Martin Lejarraga.

In der Kategeorie "Temporary" erhielten folgende Beiträge eine Nominierung: die Eichbaumoper in Mülheim von raumlaborberlin, das Jellyfish Theatre in London von Köbberling/Kaltwasser, die Pop-Up - Public Construction Site in Stuttgart und die Prosthesis Institutiona in Castellon des Architekten Santiago Cirugeda. Der Beitrag "Die Stadtküche in Berlin-Neukölln" von Daniel Unterberg und Isabell Weiland wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet.  Nominierte Projekte der Kategorie "Temporary": - Eichbaumoper, Mülheim - Deutschland, 2009
Architekten: raumlaborberlin (Jan Liesegang, Matthias Rick)
Auftraggeber: Initiative von raumlaborberlin
Partner: Schauspiel Essen, Ringlokschuppen Mülheim, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen Mit beeindruckend einfachen, aber überzeugenden Mitteln wird in eine U-Bahn-Station eine temporäre Opernnutzung eingefügt. Das auf Eigeninitiative der Architekten entwickelte innovative, integrative und kulturübergreifende Projekt ist eine überzeugende Vernetzung von unterschiedlichen Institutionen, Städten, Anwohnern und Künstlern zur performativen Bespielung eines unwirtlichen Orts in einem Ballungsgebiet, ohne dabei die eigentliche Nutzung einzuschränken.

Eichbaumoper, Mülheim/Deutschland, 2009 (Foto: raumlaborberlin - Rainer Schlautmann, Guntram Walter, Sven Piadya, Diana Küster)

Foto: Hersteller

- Pop-Up - Public Construction Site, Stuttgart/Deutschland, 2008
Architekten: Umschichten, Stuttgart
Auftraggeber: Initiative der Architekten mit dem Kunstverein Wagenhalle e.V. und der Landesstiftung Baden-Württemberg Das in Eigeninitiative der Architekten entstandene konzeptionell und gestalterisch kluge Projekt ist eine weiträumige, benutzbare, sich ständig im Prozess befindliche und durch die unterschiedlichen Aktivitäten sich verändernde Stadt-Skulptur im öffentlichen Raum. Sie wurde in Zusammenarbeit mit den Anwohnern aus Baumaterial hergestellt, in Kooperation mit Kulturinstituten bespielt und von der Öffentlichkeit intensiv angenommen.

Pop-Up - Public Construction Site, Stuttgart/Deutschland, 2008 (Foto: David Graeter)

Bild: bauchplan ).(

Bild: bauchplan ).(

- Prosthesis Institutiona, Castellon/Spanien, 2005
Architekt: Santiago Cirugeda, Sevilla
Auftraggeber: Espai d´Art Contemporani de Castelló, EACC Dieses Projekt - ein temporärer Raum für Kunst, an ein bestehendes Museum angefügt, belebt nicht nur den angrenzenden öffentlichen Raum, es öffnet sich wie ein neuer Eingang zum Publikum und lädt so zum Besuch des Museums ein. Neben diesem kommunikativen Aspekt hat das temporäre Gebäude, aus unverkleideten Bauelementen hergestellt, auch ein hohe ästhetische Wirkung.

Prosthesis Institutiona, Castellon/Spanien, 2005 (Foto: k.A.)

Foto: Kjetil Skårdal Andersen

Foto: NorwayUN/Johannes W. Berg

- Jellyfish Theatre, London - Großbritannien, 2010
Architekten: Köbberling/Kaltwasser, Berlin
Auftraggeber: The Red Room Theatre and Film Company
Initiiert von der The Red Room Theatre and Film Company haben die Architekten unter Mithilfe der Anwohner aus Restmaterialien vom Bau ein temporäres Theater errichtet - einen Spielort, der durch die Einheit von Gestaltung und Inhalt überzeugt, weil sich die eigens dafür geschriebenen Stücke mit den Thema Nachhaltigkeit und neuen Formen des Überlebens auseinandersetzen.

Jellyfish Theatre, London/Großbritannien, 2010 (Foto: Köbberling/Kaltwasser)

Foto: Julien Kiefer & Bjoern Schmidt Architektur

1. Preis Kategorie "Temporary": Die Stadtküche, Berlin-Neukölln/Deutschland, 2009
Architekten: Daniel Unterberg und Isabell Weiland
Auftraggeber: Initiative der Architekten Dieses Projekt ist ein überzeugendes, innovatives Beispiel für die kleinstmögliche Intervention im öffentlichen Raum im Verhältnis von Aufwand und Wirkung, das die Architekten auf Eigeninitiative entworfen, realisiert und auch betrieben haben. Große Anerkennung fand der integrative Beitrag, den das Projekt zum Alltagsleben der Bewohner des Quartiers leistet, sowie die hohe Ästhetik, Poetik und Konzeptionalität des Objekts selbst.

Die Küche wird auf die Straße gebracht, um dort Gemeinschaften zu initiieren. Die Stadtküche ist mobil und autark und bietet neben der nötigen Ausstattung zum Kochen einen langen Esstisch, an dem jeder Passant Platz nehmen darf. Ob auf den Hauptstraßen oder den kleinen Kiezstrassen, für kurze Zeit bietet die Küche einen Interventionsraum, der als Ort der Kommunikation den öffentlichen Raum auf eigene Weise interpretiert.

Im Rahmen des Kulturfestes "48 Stunden Neukölln" und der Aktion "Karl-Marx-Straße" entstand auf einem Fahrradanhänger im Juni 2009 die Stadtküche. Unaufgebaut ist die Stadtküche bei einer Länge von 220 Zentimeter und einer Breite von 60 Zentimeter mit dem Fahrrad transportierbar. Das zentrale Element ist das Küchenmodul. Passanten, Nachbarn und Freunde bringen eigene Zutaten und Rezepte mit. Mit der Offenheit für neue Gerichte, wird Fremdes entdeckt und gemeinsam Neues geschaffen.

Die Stadtküche, Berlin-Neukölln/Deutschland, 2009 (Foto: Nicole Erbe, Rolf Eusterschulte)

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