16.03.2011

fertighauscity5+

Neues Konzept für mehrgeschossige Holzbauten

von Daniel Rozynski, Institut für urbanen Holzbau Berlin (IfuH) und IIKE TU Braunschweig

Die hochflexiblen Produktionsverfahren im Holzbau können durch die Novellierung der Länderbauordnungen ab sofort für den urbanen Wohnungsbau in Holzbauweise eingesetzt werden. Es fehlt jedoch bislang an geeigneten Konzepten für mehrgeschossige Holzbauten. Ein umsetzbares Beispiel hat das Institut für Baukonstruktion und Industriebau, Abteilung Industriebau und konstruktives Entwerfen (IIKE) der TU Braunschweig im Rahmen des Forschungsvorhabens "fertighauscity5+" entwickelt.

fertighauscity5+, das fünfgeschossige individuell vorgefertigte Holzhaus, Projektstudie in einer Berliner Baulücke

Bild: still aus dem Video Woodeum

Bild: still aus dem Video Woodeum

Fünf Geschosse aus Holz in Innenstädten Durch die aktuellen Klimadebatten wurde Holz als CO2-neutraler Baustoff nun auch in Deutschland wiederentdeckt. Die industrielle Vorfertigung im Wohnungsbau konzentriert sich mit ökologischen Konzepten gegenwärtig fast ausschließlich auf Einfamilienhäuser im suburbanen Bereich. Diese Häuser sind zum überwiegenden Teil in Holzbauweisen konstruiert. Dabei können die hochflexiblen Produktionsverfahren im Holzbau auch Typologien jenseits des frei stehenden Einfamilienhauses bedienen. Die novellierten Länder-bauordnungen erlauben mittlerweile in der Gebäudeklasse 4 bis zu fünfgeschossige Holzkonstruktionen. Obwohl die rechtlichen Grundlagen für mehrgeschossige Holzbauweisen mit der neuen Musterbauordnung und der Muster-Holzbaurichtlinie geschaffen sind, existiert auf diesem Gebiet bei Bauherren, Planern und ausführenden Firmen weiterhin ein Vorbehalt gegenüber mehrgeschossigen Holzbaukonzepten. Gründe dafür sind unter anderem die fehlenden Strategien für eine technische und typologische Umsetzung, um Holz erstmals in großem Stil in Innenstädten verwenden zu können.

Passivhaus Mock-Up

Bild: Evonik Industries AG

Bild: Evonik Industries AG

Bild: Evonik Industries AG

Individuelle Vorfertigung mit Nutzerbeteiligung Das Forschungsteam um "fertighauscity5+" hat sich zum Ziel gesetzt, ein Modell zu entwickeln, das weite Gestaltungsspielräume bei bis zu fünfgeschossigen städtischen Bautypen ermöglicht. "Individuell konfigurierte Vor-Fertigung mit Nutzerbeteiligung" lautet das zentrale Stichwort. Für die Entwicklung war es notwendig, unterschiedlichste Disziplinen unter einem Dach zu versammeln. Von der Bauherrenberatung, Projektsteuerung und Architektur über Brandschutz, Gebäudetechnik und Holzbau haben sich verschiedene Fachleute zu einem Forschungsverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam ein ganzheitliches Konzept von der Zielgruppenanalyse bis hin zur technischen Umsetzung zu erarbeiten. Fünf vorgefertigte Geschosse als Maßanzug Als Ergebnis sind Strategien für mehrgeschossige Stadthäuser in Holzbauweise entstanden, die in ein architektonisches Gesamtkonzept münden. Diese wurden so angelegt, dass unterschiedlichste Nutzergruppen schon im Planungsstadium möglicht großen Einfluss auf die Gestalt ihres späteren Wohnraums haben. Auf Grundlage von drei sozio-ökonomischen Zielgruppen entwickelte das Forscherteam einen anpassbares Umsetzungsmodell. Dieses Modell steht in Verbindung mit einer abgestimmten Handlungsanleitung für die Projektierung, die Planern wie Bauherren als Leitfaden dienen soll. Dabei wurden die Planungsabläufe systematisiert und somit die Entscheidungsprozesse der Bauherren vereinfacht. Zudem erlauben die hochtechnologisch entwickelten Produktionsverfahren der einzelnen Bauteile individuelle Grundriss- und Fassadenplanungen. Die Bauelemente können vorfabriziert, präzise und schnell auf der Baustelle eingesetzt werden. Vom frei stehenden Punkthaus über die Baulückenschließung bis hin zum Zeilenbau ist "fertighauscity5+" das 5-geschossige Fertighaus, das wie ein Maßanzug angepasst, bundesweit einsetzbar ist.

Detailschnitt durch die Holzkonstruktion mit Loggia, BSH Unterzug mit Brettstapeldecke

Foto: Lindab GmbH

Foto: Lindab GmbH

Passivhaus Mock-Up, Gebäudeausschnitt mit Brandersatzwand als Holzkonstruktion und Fassadenanschluss

HL Ratzeburger Allee; © Lübecker Bauverein

HL Ratzeburger Allee; © Lübecker Bauverein

Wohnen in der Stadt hat viele Vorteile. Wer seinen Wohnraum individuell planen und gestalten möchte, steht vor einem großen Problem: In den verdichteten Stadtwohnlagen haben Nutzer meist nur geringen Einfluss auf die Konzeption ihres zukünftigen Wohnraums. Die Konsequenz: Bauwillige Haushalte, darunter viele überzeugte Städter, wandern in die Vorstadtbereiche ab. Es mangelt an geeigneten Konzepten für urbanes Wohnen, die Einzelbauherren unter einem Dach versammeln.

Neue gesellschaftliche Modelle

Gleichzeitig ist auch die Gesellschaft im Wandel: Die klassische Kleinfamilie ist schon lange nicht mehr der Hauptakteur. Neue alternative soziale Konstellationen vom Single bis zur Betagten Wohngemeinschaft schätzen das urbane Umfeld. Diese Gruppen haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und sind auf der Suche nach individuell anpassbarem Wohnraum.

Neue Nutzergruppen für das urbane Fertighaus

Bild: UdiDämmsysteme GmbH

Bild: UdiDämmsysteme GmbH

Dieses Forschungsvorhaben wird von der Initiative Zukunft Bau des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBR) gefördert. Verbundpartner Forschung:
- Typologie und Architektur: TU Braunschweig IIKE, Institut für Baukonstruktionen und Industriebau
- Partizipation: BWK, BauWohnberatung Karlsruhe
- Gebäudetechnik und Energiedesign: TU Braunschweig IGS, Institut für Gebäude und Solartechnik
- Brandschutz, Tragwerk: TU Braunschweig IBMB, Inst. für Baustoffe, Massivbau u. Brandschutz
- Konstruktion und Produktionsprozess: Firma O. Lux Holzbau, Roth Abbildungen: IIKE TU Braunschweig
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