27.08.2013

Filigraner Scherenschnitt: Büro- und Geschäftshaus von wild bär heule architekten

Quadratisch, rational und flexibel im inneren Aufbau – leicht, filigran und hell schimmernd an der Fassade: Das Bürohaus in Dübendorf scheint den wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten eines Geschäftshauses zu folgen, hebt sich aber gleichzeitig aus der Masse der Bürobauten im Gewerbegebiet ab. Dafür sorgt vor allem der rautenförmige Grid aus Metall, der sich wie ein feiner Schleier über das gesamte Gebäude zieht und die Gebäudestruktur je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall unterschiedlich erscheinen lässt. Architekten: wild bär heule Architekten, Zürich
Standort: Zürichstrasse 125, CH-8600 Dübendorf

Foto: Roger Frei

Das Gebäude mit Lager-, Produktions-, und Dienstleistungsflächen liegt in verkehrsreicher Lage, im Zentrum einer Gewerbezone. Der Ort beeinflusste den Entwurf, denn das Gebäude sollte einen prägnanten Ausdruck erhalten um sich im heterogenen Umfeld des Gewerbegebiets behaupten zu können. Die Architekten umspannten die Gebäudestruktur mit einem rautenförmigen Netz, das dem Volumen einen weichen, textilen Charakter verleiht. Je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall wirkt die Gebäudestruktur unterschiedlich: Frontal beinahe unsichtbar, gewinnt sie seitlich einen zunehmend körperhafte Präsenz bis der Blick auf die dahinterliegende Ganzglasfassade schließlich vollständig verdeckt wird. Wie ein Scherenschnitt verändert sich die Plastizität des Grids mit jedem neuen Blickwinkel. 

Das Gewerbe-, und Dienstleistungsgebäude schöpft die baurechtlichen Vorgaben und mit fünf Geschossen auch die zulässige Bauhöhe des vorhandenen Grundstücks aus. Das Erdgeschoss mit der Produktion und Werkstätten der verschiedenen Gewerke hat eine über 1000 Quadratmeter große zusammenhängende Fläche und verfügt über eine direkte Anlieferung.

Im Zentrum befindet sich ein doppelgeschossiger Bereich mit Oberlichtern für die Präsentationen von großen Objekten und Modellen. Dieser Mittelteil ist über vier Oberlichter natürlich belichtet und wird in den Obergeschossen zu einem innenliegenden Lichthof. Umlaufend dient ein Galeriegeschoss als Werkstatt für Entwurf und Konzeption. 

Im Untergeschoss, auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern, wurden Lagerräume untergebracht. Die Obergeschosse mit je über 800 Quadratmetern zusammenhängender Fläche sind als multifunktionale Büro-, und Dienstleistungsflächen für die Fremdvermietung vorgesehen.

1. Lager, 2. Parkierung, 3. Warenlift
Grundriss UG,
Grafik: wild bär heule architekten

1. Eingangssituation, 2. Anlieferung, 3. Warenlift,
4. Werkhalle, 5. Produktion, 10. Garage
Grundriss EG

1. Büro, 2. Patio
Grundriss 1. - 3. OG

1. Anlieferung, 2. Warenlift, 3. Werkhalle, 4. Produktion
Grundriss Galeriegeschoss

Querschnitt durch die zweigeschossige Produktionshalle und den mit Kletterpflanzen berankten Innenhof
Grafik: wild bär heule architekten

Foto: Roger Frei

Das Hochparterre
Fotos: Roger Frei

Das Atelier mit einer Höhe von sechs Metern liegt im Herzen des Baukörpers.

Der Innenhof im Obergeschoss belichtet die umliegenden Büros und durch Lichtkuppeln auch den zweigeschossigen Werkraum, Fotos: Roger Frei

Das Metallkleid scheint über dem Boden zu schweben

Die Statik des Skelettbaus bilden Betonplatten und Betonstützen, als Aussteifung dienen zwei Treppenhauskerne. Vorgefertigte und schwarz eingefärbte Betonelemente umlaufen außen das gesamte Gebäude und dienen als Putzbalkon. Zwischen den Geschossdecken wurde eine Fassade als Pfosten-Riegel-System in Aluminium mit 3-fach Isolierverglasung angebracht. Vorgehängt ist eine lackierte Stahlfassade, die im Baukastensystem montiert wurde. Die Fassade übernimmt als ästhetisches Element keine Funktion. Die dünnen Stahlschwerter formen im konstruktiven Verbund einen luftig-leichten Scherenschnitt – eine Silhouette vor der dahinter liegenden Gebäudestruktur.

Foto: Roger Frei

Konstruktive Details, Grafik: wild bär heule architekten

Knotenverbindung - die Stahlschwerter werden dank Schraubverbindungen am Kreuzungpunkt unter Zug stabilisiert. Sie halten den Belastungen durch Wind und thermischer Ausdehnung stand, Foto: Roger Frei

Das Vordach bei der Anlieferung ist als in sich steifer Träger konstruiert, der an die Betonstirn zurückgebunden ist, Foto: Roger Frei

Wie ein Scherenschnitt verändert sich die Plastizität des Grids mit dem Blickwinkels gegenüber dem Objekt, Foto: Roger Frei


Bauherr:
KIM Stahlmöbel AG

Planungszeit: 2007-2011
Bauzeit: 2011-2012
Fertigstellung: August 2012

Nutzung: Büro, Lager, Produktion, Parkplatz

Gesamtkosten: CHF 14.5 Mio.
Kubikmeterpreis: CHF 380/m³

Grundstücksgröße: 3.540 m²
Gebäudevolumen: 34 200 m³
Nutzfläche: 7680 m²

Foto: Roger Frei

Foto: wild bär heule architekten

Fotos: wild bär heule architekten

Der Faltenwurf eines Stoffes dürfte die Architekten bei der Formfindung der "zweiten Haut" inspiriert haben. Während der Planung wurde das Netz in Form und Konstruktion mehrfach vereinfacht und weiterentwickelt. So konnten unter anderem die ursprünglich geplanten gewobenen Aluminiumformen hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen nicht zum Einsatz kommen.

Zum Erfolg des Bauwerks hat letztendlich die einfache, aber intelligente Zugverbindung der Stahlschwerter beigetragen. Diese gewährleistet sowohl die Montage und Ausrichtung der Elemente als auch die Aufnahme der dynamischen Kräfte wie Wind und thermische Ausdehnung. Emilia Margaretha

Modellfoto: wild bär heule architekten

Die ursprünglich geplanten gewobenen Aluminiumformen kamen aus wirtschaftlichen Gründen nicht zum Einsatz, Foto: wild bär heule architekten

Weitere Projekte zum Thema »Bauen mit Stahl« finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe 
DETAIL 2013/7+8
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Foto: Roger Frei

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