31.01.2013 popp@detail.de

form follows nature

Die Natur zu verstehen und von ihr zu lernen ist ein alter Menschheitstraum. NaturwissenschaftlerInnen, ArchitektInnen und IngenieurInnen lassen sich genauso von ihr inspirieren wie KünstlerInnen und MusikerInnen. Die Arbeiten von Frei Otto, Carsten Nicolai und Finsterwalder Architekten in der Ausstellung »Form Follows Nature« zeigen, wie eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Natur Anregung für Formen,Techniken und Strukturen sein kann. Ort: aut. architektur und tirol, Lois Welzenbacher Platz 1, A-6020 Innsbruck
Dauer: 18. Januar - 30. März 2013

Dragonfly, Rudolf Finsterwalder © Finsterwalder Architekten

Weitere Informationen
www.aut.cc
Das ästhetische Element kann man nicht direkt planen. Eine ästhetische Form steht am Ende eines Prozesses. Allein mit dem Willen zur Schönheit wird man sie nicht erreichen. Wenn wir ehrlich gearbeitet haben, bekommen wir sie manchmal geschenkt.“ (Frei Otto) Frei Otto hat wie kaum ein anderer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die energetisch und konstruktiv optimierten Formen der Natur erforscht. Um zu erfahren, wie man ökonomisch, ökologisch und im Einklang mit der Natur bauen kann, gründete er 1958 das kleine, private Forschungsinstitut „Entwicklungsstätte für den Leichtbau“. Als Professor an der TU Stuttgart gründete und leitete er die Sonderforschungsbereiche „Materialforschung und Forschung im konstruktiven Ingenieurbau“ und „Natürliche Konstruktionen. Leichtbau in Architektur und Natur“.

Schäume, Frei Otto © IL, Uni Stuttgart

Seifenblasen, Frei Otto © IL, Uni Stuttgart

In interdisziplinären Teams aus Architekten, Ingenieuren, Biologen, Verhaltensforschern Paläontologen, Morphologen, Physikern, Medizinern, Historikern und Philosophen untersuchte Frei Otto Zellen und Knochen, Stämme und Halme, Spinnennetze und Vogelnester, Wasserwirbel und Seifenblasen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden u. a. zur Entwicklung von „weitgespannten Flächentragwerken“ – Seilnetzen, Gitterschalen und Pneus – genutzt, die ähnlich effizient und stabil funktionieren wie die Natur. Die Form wird dabei nicht entworfen, sondern in einem empirischen Prozess experimentell ermittelt. Aus Hängemodellen, in ihrer selbst entstandenen Form fixiert und umgedreht, wurden ökonomische und logische Tragwerke, Experimente mit Seifenblasen führten zu materiell und kräftemäßig minimierten Membrantragwerken und optimalen Pneukonstruktionen.
Dieser Entwicklungsprozess kann in der Ausstellung „Form Follows Nature“ anhand zahlreicher Modelle von Frei Otto wie Ketten- und Fadenmodellen, Holzgitterschalen und Pneus, Schüttkegeln und textilen Konstruktionen verfolgt werden.

Frei Otto, Multihalle, Bundesgartenschau Mannheim, 1975 © Frei Otto

Frei Otto, Deutscher Pavillon für die Expo 67 in Montreal © IL, Uni Stuttgart

Neben Frei Ottos Modellen sind Studien von Maria und Rudolf Finsterwalder zu sehen, den Initiatoren und Gestaltern der Ausstellung. Ähnlich Frei Otto entwickeln sie Architekturen und Tragwerke in einem experimentellen Prozess und planen ausgehend von der Auseinandersetzung mit Formen und Strukturen der Natur eine organische, ganzheitliche Architektur. 
Ergänzt wird die Ausstellung durch Bilder und eine Installation von Carsten Nicolai, einem im Grenzbereich zwischen Kunst und Wissenschaft arbeitenden bildenden Künstler, Komponisten und Musiker, der sich intensiv mit mathematischen, physikalischen und natürlichen Phänomenen auseinandersetzt.
Im Fall der Serie „Funken“ sind es die unterschiedlichen Bewegungsformen von gezündeten Funken, deren baumartige Strukturen einem mathematischen Muster folgen, das Nicolai als grafische Lichtspur sichtbar macht.

Carsten Nicolai, Funken
© VG Bild-Kunst

Objekte und Video von Carsten Nicolai © aut

Begleitprogramm Donnerstag, 14. März 2013, 19 Uhr
Frei Otto im Gespräch mit Rudolf Finsterwalder „Der umgekehrte Weg“
In Form eines moderierten Gesprächs wird Frei Otto über seine Forschungen und Erkenntnisse sprechen und sich heute weit verbreiteten Themen wie der Bionik und der Nachhaltigkeit sowie der Zukunft der Architektur widmen. Begleitpublikation »Form Follows Nature. Eine Geschichte der Natur als Modell für Formfindung
in Ingenieurbau, Architektur und Kunst«

Herausgeber: Rudolf Finsterwalder, Beiträge u. a. von Rudolf Finsterwalder, Dieter Dolezel, Werner Nachtigall, Carsten Nicolai, Ian Stewart, Frei Otto, Manfred Speidel, Günther Hartmann, Eda Schaur, Cornelius Thywissen
512 Seiten, 537 Abbildungen, Deutsch/Englisch, erschienen 2011 im Springer-Verlag, Wien

Blick in die Ausstellung: wie in einem Archiv werden die Modelle und Skulpturen in Stahlregalen präsentiert
© aut

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