07.04.2009 Axel Dürheimer

Frankfurter Bausünden

Der Vorsitzende der Frankfurter BDA-Gruppe, Hans-Ulrich von Mende, fürchtet, dass im aktuellen Bauboom Frankfurts die Qualität auf der Strecke bleibt. In einem Gespräch mit der Frankfurter Neuen Presse vergibt er schlechte Noten für Stadt und Politik. Diese könne nicht langfristig handeln, weil sie nur kurzfristig agiere. Frankfurt erlebt aktuell einen wahren Bauboom. Im vergangenen Jahr wurde ein Nachkriegsrekord bei den Baugenehmigungen erzielt. Und die genehmigten Bauvorhaben werden im Moment umgesetzt. Zwar ist der Bund Deutscher Architekten (BDA) froh darüber, dass soviel gebaut wird. Allerdings befürchtet Hans-Ulrich von Mende in seiner Funktion als Vorsitzender der Frankfurter BDA-Gruppe, dass die architektonische Qualität wegen der Bauherrenwünsche und der daran angepassten Bebauungspläne abhanden kommt. Von Mende appelliert an die Politik, nicht um jeden Preis ihre Stadt zu verkaufen. Und der Frankfurter BDA-Vorsitzende zählt die bereits umgesetzten und noch in Planung befindlichen Bausünden auf. Als kurzlebige Mode bezeichnet er die genehmigte Architektursprache der Hochhäuser im innerstädtischen Palais-Quartier. Die klassisch geraden Türme seien hier auf Wunsch des Bauherrn verändert worden. Eine geknickte Fassade soll die Hochhäuser auffälliger machen. Aber auch den historisierenden Wiederaufbau des Thurn-und-Taxis-Palais heißt von Mende nicht gut. Hier habe man aus Platzgründen einfach auf eine Achse verzichtet und im Inneren handle es sich um einen Betonbau. „Wenn nur noch die Oberfläche zählt, dann ist das schade.“ Kritisch sieht Hans-Ulrich von Mende auch die Belebung von verschiedenen Arealen. Was bei der nördlich der Alten Oper gelegenen „Frankfurter Welle“ schon missglückte, hofft von Mende, sollte nicht auch beim Degussa-Areal passieren. Denn auch hier sei ein „für den Bauherren mundgerechter Bebauungsplan“ verabschiedet worden, der aber nicht zwingend auch die Einbindung in das neue Stadtquartier erlaubt. Deshalb sollte, laut des Architekten, genau diese Einbindung auch Teil des Wettbewerbs für das 100-Meter-Hochhaus auf dem Degussa-Areal werden. Auch am Neubaugebiet Riedberg werde leider viel Kitsch gebaut. Nicht alles ende in der Qualität, die sich Planer wünschten. Dabei sei das gar keine Frage des Geldes. Man könne auch mit einfachen Materialien gut bauen. Weiter Kritikpunkte von Mendes sind die Verschiebung der Kleinmarkthallensanierung oder die Gefährdung der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Von Mende sieht aber positive Entwicklungen: so sei der neue Uni-Campus im Westend gelungen. Außerdem erhofft er sich viel aus der Speer-Studie Frankfurt für alle“ und aus einer aktuell diskutierten, möglichen Internationalen Bauausstellung in der Region. Hiermit könnten neue Impulse für qualitätvolles Bauen in der Region Frankfurt gesetzt werden.

Foto: ddc

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