03.04.2012 Frank Kaltenbach

Gekrümmte Flächen im Innenraum – Material, Herstellung, Wirkung

Mit der Entwicklung fortschrittlicher 3D-CAAD-Programme stehen einer immer breiteren Architektenschaft Werkzeuge zur Generierung gekrümmter und freigeformter Flächen zur Verfügung. Bauherren fragen zunehmend organisch geschwungene Raumlandschaften nach. Im virtuellen Modell lassen sich komplexe Krümmungen mit perfekten fugenlosen Oberflächen mühelos rendern. Doch wie kann man diese Formen im Maßstab 1:1 bauen? In der Realität wirkt im Gegensatz zu vielen Computermodellen die Schwerkraft als entscheidende Größe, ergeben sich Fragen der Formgenerierung, Montage, des Timings und nicht zuletzt der Planungs- und Baukosten. Während bei äußeren Gebäudehüllen, bauphysikalische Anforderungen, Windlasten und Witterungseinflüsse meistens zu hinterlüfteten Konstruktionen aus Einzelelementen mit deutlicher Fugenteilung führen, bieten Innenräume eher die Möglichkeit, gekrümmte Formen mit kontinuierlichen fugenlosen Oberflächen auszubilden. Handwerk und Industrie haben auf diesen Trend reagiert und stellen nicht nur eine computergesteuerte Fertigung zur Verfügung, sondern entwickeln immer mehr Produkte und Halbzeuge, die speziell für gekrümmte Oberflächen geeignet sind. Entscheidend ist dabei nicht nur ein perfektes Endergebnis, sondern die Baustellenlogistik, die aufgrund kurzer Montagezeiten oft einen hohen Vorfertigungsgrad erfordert. Dabei ist eine größtmögliche Einfachheit der Konstruktion anzustreben, um den Aufwand für Planung, Programmierung und Fertigung in einem ökonomisch vertretbaren Rahmen zu halten. Freiformen als innere Raumschale sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Konstruktionsgenies des Barock wie Balthasar Neumann ließen ihre Deckengewölbe unter den bereits fertig gedeckten und abgedichteten Dachstühlen aufmauern, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen. Die geometrisch komplexen Krümmungen für ihre Stuckdecken erzeugten sie durch direktes Anzeichnen auf den Leergerüsten vor Ort und durch die Verschneidung geneigter Druckbögen mit Tonnen- bzw. Kuppelgewölben.

Foto: Frank Kaltenbach, D–München

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