21.11.2013 Emilia Margaretha

Gestapelte Kuben: Studentenwohnheim in Paris

Umhüllt von bronzefarbenen HPL-Paneelen akzentuieren rhythmisch vor- und zurückspringende private Loggien die Fassade des Studentenwohnheims von OFIS Arhitekti. Das am Rand des Parc de la Villette im 19. Pariser Arrondissement gelegene Projekt ist das Ergebnis eines bereits 2008 gewonnenen Wettbewerbs, der neben Gemeinschaftsräumen nach einem schlüssigen Konzept für die Unterbringung von 192 Studentenapartments suchte. Architekten: OFIS Arhitekti, Ljubljana, Paris
Standort: Rue de Petit Ponts, F- 75005 Paris
Das grundlegende Entwurfsziel war es, den Studenten ein gesundes Umfeld zum Studieren, Lernen und für ihre sozialen Kontakte zu bieten. Das langgestreckte Bauvolumen wurde in zwei Abschnitte geteilt, die über eine schmale Brücke im ersten Obergeschoss verbunden sind. Der Verbindungsbau steht den Studenten als Gemeinschaftsfläche zur Verfügung. Weitere öffentliche Bereiche sowie die Verwaltung befinden sich im Erdgeschoss, die Studentenapartments in den oberen neun Geschossen.

Grundriss Ebene 0, Grafik: Ofis Arhitekti

Grundriss Ebene 2, Grafik: Ofis Arhitekti

Grundriss Ebene 8, Grafik: Ofis Arhitekti

Gemeinschaftsbereich
Fotos: Tomaz Gregoric

Eingangsbereich

Studentenappartment
Fotos: Tomaz Gregoric

Balkon

Über die gesamte Länge des Fußballfeldes zieht sich ein offener Gang, von dem aus man über das Spielfeld  und bis zur Innenstadt, Richtung Eiffelturm blicken kann. Diese Galerie ermöglicht sowohl den Zugang zu den einzelnen Wohneinheiten, kann von den Studenten jedoch auch als eine weitere Gemeinschaftsfläche genutzt werden.

Foto: Tomaz Gregoric

Der sehr schmale und langgezogene Entwurf stellt einen äußerst markanten Baukörper dar. Er hat gewissermaßen zwei Gesichter, die sich durch ihre Funktion und ihr Raumprogramm unterscheiden:
Die Straßenansicht besteht aus unterschiedlich großen „Balkonkörben“, die durch HPL-Paneele strukturiert werden. Ihre Ausrichtung variiert, und überzieht die Fassade mit einem abwechslungsreichen Rhythmus. Die versetzten „Körbe“ erzeugen eine sehr dynamische Oberfläche. Gleichzeitig brechen sie die großen Flächen auf und relativieren so ihre Größe. Die Westansicht, zum Fußballfeld ausgerichtet, besteht aus einem offenen Laubengang von dem aus die Apartments zugänglich sind und der an der Außenseite lediglich von einem 3D-Streckmetallgewebe eingefasst wird.

Diagramm, Grafik: Ofis Arhitekti


Im energetischen Bereich erfüllt das Gebäude die Anforderungen der Stadt Paris, die einen maximalen Energiebedarf neuer Wohnbauten von 50 kWh/m² im Jahr festschreiben. Um diese Zielvorgaben erfüllen zu können, wurden die Baukörper möglichst einfach gehalten. Sie sind mit  20 cm stark gedämmt und gut zu belüften. Die Balkone und Laubengänge wurden zudem durch Isokörbe thermisch getrennt ausgeführt, um Wärmebrücken zu vermeiden.

Baustellenfotos: Ofis archive

Das Gebäude wurde mit kontrollierter Wohnraumlüftung (Zu- und Abluftsystem mit Wärmetauscher) ausgestattet, die jedes Apartment das ganze Jahr über mit frischer Luft und optimaler Temperatur versorgt. Die Grundrisse wurden so konzipiert, dass die Apartments quergelüftet werden können und auch genügend Tageslicht über ihre gesamte Tiefe eindringen kann. Die äußeren Korridore und verglasten Treppenhäuser lassen ebenfalls genügend natürliche Belichtung für die Verkehrszonen zu. Zudem dienen 300 m² Photovoltaikpaneele auf dem Dach für die interne Stromerzeugung.

Treppenhaus, Foto: Tomaz Gregoric

Treppenauge, Foto: Tomaz Gregoric

Foto: Tomaz Gregoric

Das Projekt befindet sich auf einem ungewöhnlich geschnittenen, etwa 200 Meter langen, jedoch nur 11 Meter breiten Baugrundstück, das sich in Nord-Süd-Richtung erstreckt. In östlicher Richtung liegt die Rue des Petits Ponts, entlang der sowohl eine neue Straßenbahnlinie als auch neue Fuß- und Radwege verlaufen. Auf der entgegengesetzten Seite nach Westen gelegen, befindet sich ein neu errichtetes Straßenbahndepot, über dem ein Fußballfeld angelegt ist. Die ersten drei Geschosse des Wohnheimneubaus teilen sich daher unweigerlich eine gemeinsame Wand mit diesem Straßenbahndepot.

Foto: Tomaz Gregoric

Lageplan, Grafik: Ofis Arhitekti

Die Ausstattung der Wohnungen gibt sich rational und ist aus einfachen Modulen zusammengesetzt. Alle Studentenapartments haben dieselbe Größe und enthalten dieselben Bauteile, um Entwurf und Konstruktion entsprechend optimieren zu können: Eingangsbereich, Bad, Garderobe, Küchenzeile, Schreibtisch und Bett, sowie einen nach Osten zur Straße ausgerichteten Balkon.

Schnitt + Grundriss Studentenappartment, Grafik: Ofis Arhitekti

Vorderseite mit Balkonen
Fotos: Tomaz Gregoric

Rückseite mit Laubengängen

Bauherr: Regie Immobiliere de la Ville de Paris
Tragwerksplanung: Integrale 4, Paris
Gebäudetechnik: Cabinet MTC, La Varenne st Hilaire Wettbewerb: 2008
Baubeginn: 2009
Fertigstellung: 2013
Baukosten: 17,5 Mio €

Programm: 192 Appartments + Gemeinschaftsräume
Grundstücksgröße: 1981 m²
Bebaute Fläche: 931 m²
BGF: 8500 m²
Freiflächen: 1050 m²
Gebäudehöhe: 29,20 m
Appartmentgröße: 35 m²

Fassade, Foto: Tomaz Gregoric

Foto: Tomaz Gregoric

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DETAIL 2013/11
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