Was große Gesten bewirken können, zeigt uns wieder einmal die Grande Nation: Knapp 80 Millionen Euro hat es sich der französische Staat kosten lassen, den östlichen Flügel des Palais de Chaillot am Trocadero in Paris zu sanieren und darin ein nationales Zentrum für Architektur und Denkmalpflege (Cité de l’Architecture et du Patrimoine) einzurichten.
Dieses Zentrum, das uns hierzulande vor Neid erblassen lassen kann. Auf 22 000 Quadratmetern Fläche bietet das monumentale Bauwerk aus der Zeit der Weltausstellung 1937 nun Platz genug für das französische Architekturinstitut (IFA), das »Musée des Monuments Français« und die »École de Chaillot«. Darüber hinaus gibt es unterschiedlichste Galerien für Wechselausstellungen, eine öffentliche Bibliothek, Vortragsräume, aber auch Flächen für Produktvorstellungen der Industrie. Ein idealer Ort also, um die Architekturdiskussion und das Bewusstsein dafür in die Öffentlichkeit zu tragen. Das umso mehr, als es das Veranstaltungskonzept vorsieht, für jeden, vom Fachmann bis zum Amateur, etwas zu bieten. Als Publikumsmagnet dient dabei die auf Eugène Viollet-le-Duc zurückgehende Sammlung von Abgüssen riesiger Bauskulpturen (darunter komplette gotische Kirchenportale im Originalmaßstab), die auch Bau-Laien den Weg in die angrenzenden Ausstellungen zu Architekturthemen der Gegenwart öffnen soll. Oder in die schön gemachte Dauerpräsentation im ersten Obergeschoss, die mit eindrucksvollen Modellen vom Londoner Kristallpalast bis zum futuristischen Wolkenkratzer glänzt und städtebauliche Fragen ebenso thematisiert wie solche der Konstruktion oder Ästhetik. Besonders fasziniert den Besucher auch die begehbare 1:1-Nachbildung einer Wohnung von Le Corbusier. Dass sich auch der neue französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy auf die große Geste versteht, demonstrierte er gleich Mitte September zur Eröffnung des Zentrums (der Cité de l’Architecture), als er die angereiste Architekturprominenz von Norman Foster bis zu Zaha Hadid, Jacques Herzog oder Rem Koolhaas, um sich versammelte um neue »Très grandes projets« für Paris zu diskutieren.
