Großzügiges Raumgefühl: Vom Garagentor zur Premium-Fassade

Im Zentrum von Zürich ist seit vergangenem Jahr ein neuer Gebäudekomplex mit einem 70 Meter hohen Wohnturm mit Lochfassade bezogen worden, bei dem sich einzelne Fenster komplett öffnen lassen, ohne Platz im Wohnraum zu beanspruchen. Großformatige Kipp-Hub-Fenster, die elektronisch gesteuert an die Decke gleiten, öffnen den Wohnraum zum Außenraum und verschaffen den Bewohnern des Wohnturms »Löwenbräu Black« einen spek­takulären Blick auf die Schweizer Metropole. Diese Kipp-Hub-Fenster bieten ein großzügiges Raumgefühl, da sämtliche Profile aus dem Blickfeld verschwinden. Architekten: Gigon/Guyer und atelier ww
Standort: Löwenbräu Areal, Limmatstrasse 268, CH–8005 Zürich

Foto: Frank Kaltenbach

Der 2013 fertiggestellte, mit schwarzer gewellter Glasurkeramik bekleidete Wohnturm mit 20 Geschossen ist Teil einer Komposition aus mehreren Baukörpern, die mit ihrer jeweils eigenen Anmutung die unterschiedlichen Nutzungen in dem ehemaligen Löwenbräu-Brauereiareal sichtbar machen. Er steht im Kontrast zu dem viergeschossigen Kunstzentrum in Sichtbeton, das unter anderem die Kunsthalle Zürich, das Migros Museum für Gegenwartskunst und Galerien beinhaltet. Die rot glänzenden Keramikplatten des neun­geschossigen Bürogebäudes setzen die Farbigkeit der denkmalgeschützten Backsteinbauten des Areals fort und unterscheiden sich dennoch von ­ihren matten Ziegelfassaden. Der Wohnturm bietet hochwertige Wohnungen von 98 bis 320 Quadratmeter. Auf einem L-förmigen, sechsgeschossigen Sockel kragt das 70 Meter hohe Gebäude neun Meter über das historische Gebäude aus.

Foto: Frank Kaltenbach

Um die kraftvolle Wirkung der archetypischen Baukörper so klar wie möglich herauszuarbeiten, war es den Architekten ­Gigon/Guyer und atelier ww besonders wichtig, jede Differenzierung innerhalb der Rasterfassade zu vermeiden – Öffnungs­flügel und Festverglasungen sollten von ­außen nicht voneinander zu unterscheiden sein. Die 577 Lochfenster mit einer ­Fläche von 3800 Quadratmetern sind als Verbundfenster mit seitlichen vertikalen Lüftungsklappen links oder rechts konzipiert. Diese 120 Millimeter breiten Lüftungsklappen lassen sich 90 Grad öffnen und ermöglichen eine natürliche Belüftung der Räume. Auf eine Klimaanlage konnte deshalb verzichtet werden. Für die Entwicklung und Herstellung der Fassade wurde die Josef Gartner GmbH ­beauftragt. Die Platten der 3900 Quadratmeter großen Keramikfassade wurden nach dem Brennen komplett – also auch an den Schnittkanten und Fugen – glasiert.

Foto: Frank Kaltenbach

Für das gehobene innerstädtische Wohnen hatten die Architekten nach einer neuen Lösung gesucht, um auf Balkone und Loggien verzichten zu können. Auch sollte das gesamte Glaselement zu öffnen und der Blick nicht durch Profile etc. eingeschränkt sein. Konventionelle Lösungen wie Hebe-, Schiebe- oder Faltelemente schieden deshalb aus. Gartner entwickelte die neue Beschlagkombination Kipp-Hub, die ein besonderes Raumgefühl bietet, da die zu öffnenden Glaselemente wie Garagentore nach oben an die Decke gleiten. Die Bewohner können somit frei und ungestört nach außen blicken und die Wohnung wird quasi zum großflächigen Balkon. Innerhalb des Kastenfensters sorgt ein textiler Screen für Sonnen- und Blendschutz. Bei geöffnetem Fensterelement kann ein zusätzlicher, außen liegender Screen heruntergefahren werden.

Ein Beitrag von Klaus Lother (Geschäftsführer der Josef Gartner AG Gundelfingen) und Frank Kaltenbach.

Eine ausführliche Print-Dokumentation finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe
DETAIL 2014/7+8 zum Thema »Fassaden«
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