05.06.2012 Katja Reich

Gründerzeitvilla mit lebendig modernem Innenleben

1906 erbaut, in den 1960er Jahren jedoch durch massive Umbaumaßnahmen verändert, sollte eine Gründerzeitvilla in der Heidelberger Innenstadt ein zeitgemäßes Update erhalten. Dem neuen Besitzer lag dabei vor allem das Thema Wohngesundheit am Herzen. Mit der Sanierung und Neugestaltung beauftragte er deshalb das Heidelberger Büro Radius+, das sich mit Projekten etabliert hatte, die eine gekonnte Mischung von Baubiologie und Design boten.

Wegen der unpraktischen Ausrichtung und Verbindung der Räume sowie des für die Entstehungszeit typischen introvertierten Stils mit fehlendem Bezug zum Außenraum entschieden sich die Planer für eine Entkernung und gesamte Überarbeitung des Hauses. Dazu kam, dass die Holzbalken­decken durch den damals üblichen Einsatz von Holzschutzmitteln stark kontaminiert waren und komplett entfernt werden mussten. Stattdessen hielten viele natürliche Baustoffe Einzug in die vorhandene Hülle: Hanf, Stein- und Holzwolle, Kalkputz, Massivholz, Beton, Stoff und Linoleum ließen ein Interieur mit eigenständigem Charakter und vielen exklusiven Details entstehen. Schon im Eingangsbereich empfängt einen Großzügigkeit und Wohnlichkeit. Das neue Raum­erlebnis erzielten die Architekten durch die einfache Umkehrung der räumlichen Situ­ation: Dort wo sich früher die dunkle Eingangshalle befand, steht heute ein multifunktionaler Polsterkubus inmitten des offenen Wohnbereichs mit einer Fläche von 144 m2 Fläche und einer Raumhöhe von 3,30 m. Lange Blickachsen und eine natür­liche Helligkeit durch große Fensterflächen tragen zusätzlich zu dem imposanten Raumeindruck bei. Der 4 x 4,50 m große Kubus aus Massivholz ist Raumteiler und Möbel in einem. Er beherbergt unterschiedliche Funktionen: zum Sofa hin ist er klassische Wohnzimmerschrankwand mit integriertem Kamin und Beleuchtung. Die zur Küche gerichtete Seite bietet viel Stauraum und eine unsichtbare Tür zur Vorratskammer, Richtung Terrasse findet sich ein versteckter Schrank­arbeitsplatz mit einer höhenverstellbaren Eichenplatte als Schreibtisch. Durch die Bespannung mit dem eleganten Polsterstoff wird auch die Raumakustik positiv beeinflusst. Um dem Ganzen einen nicht zu gediegenen Charakter zu geben, wurden mit liebenswerten persönlichen Details und knallligen Farben immer wieder kleine Akzente gesetzt.

Die Küche bietet mit verschiedenen Aufenthaltszonen in unterschiedlichen Stimmungen weit mehr als ein Raum, in dem nur gekocht und gegessen wird. Um den hölzernen Esstisch versammelt sich die Familie, der original erhaltene Erker leuchtet orange-rot und lädt zum entspannten Plausch ein. Auf Sofa, Sitzfensterbank und Lesesessel mit Blick in den Garten kann man die Seele baumeln lassen. Noch mehr Rückzugsmöglichkeit bietet die in die Wand integrierte Lesekoje aus sandgestrahltem, weiß lackiertem Kiefernholz.

Zum Obergeschoss führt eine gewendelte Treppe mit einem orignal Treppengeländer aus der Zeit des ersten Umbaus in den 1960er Jahren. Von der Decke abgependelte leuchtende Glaskugeln inszenieren den Aufgang stilsicher. Das Farb- und Materialkonzept aus dem Erdgeschoss findet sich in entsprechend modifizierte Form im oberen Stockwerk wieder. Die vorhandene Fläche teilten die Architekten in die sogenannte „Eltern«- und die »Kinderkiste«, welche durch den Lese-, Spiel- und Arbeitsflur miteinander verbunden werden. Ein Gäste­apartment im Untergeschoss und eine Miet­erwohung mit Dachterrasse runden den ideenreichen Umbau ab.

Alle Fotos: Christian Dammert

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