22.02.2010 Katja Reich

HafenCity Schule Hamburg

Die Baukräne in der Hamburger HafenCity scheinen nicht mehr still zu stehen und lassen den neuen Stadteil rasant und stetig wachsen. Mit dem städtebaulichen Ensemble Am Sandtorkai/Dalmannkai wurde im Frühjahr 2009 das erste Quartier komplettiert. Etwa 1500 Menschen leben inzwischen in der HafenCity, rund 4000 arbeiten hier. Das Quartier Brooktorkai/Ericus ist ebenso im Bau wie das Quartier Am Sandtorpark/Grasbrook, wo sich Büro- und Wohngebäude um den zentralen, grünen Sandtorpark gruppieren. Ihren Betrieb aufgenommen hat hier auch die HafenCity-Schule von Spengler Wiescholek, eine Grundschule mit Ganztagsbetreuung und Kindertagesstätte – ungewöhnlich kombiniert mit 30 Wohneinheiten.

Ein knapp bemessenes Grundstück inmitten des neuen Stadtquartiers ermöglichte es den Planern, entgegen der sonst vorwiegend realisierten zwei- bis dreigeschossigen Schulbauten, ein zeitgemäß kompaktes und??damit??ressourcenschonendes Ensemble umzusetzen. Der fünfgeschossige Baukörper der Grundschule orientiert sich nach Norden zum Sandtorpark, das achtgeschossige Wohngebäude nach Süden zur Straße »Am Dalmannkai«. Die Baukörper werden über einen eingeschossigen Mittelbau miteinander verbunden; die Kita befindet sich in den Sockelgeschossen des Wohnbaus sowie im Mittelbau. Die Turnhalle wurde, statt flächenverbrauchend auf dem Gelände zu stehen, so in die Gebäudekubatur integriert, dass ein energetisch sinnvolles Volumen entsteht. Mehrfachnutzungen durch Sportvereine am Abend und an den Wochenenden sind durch einen separaten Eingang gegeben. Das Ensemble zeichnet sich darüber hinaus durch einen unkonventionellen Umgang mit den schulischen Freiflächen aus. Zum einen gibt es einen teilweise überdachten, erdgeschossigen Schulhof, der auch bei Regen genutzt werden kann, zum anderen bietet ein zweiter, als Dachgarten angelegter Schulhof eine einzigartige Aufenthaltsqualität. Ein Rankgerüst mit einem 4 m hohen, die Dachfläche umgebenden Netz verhindert Kletterversuche der Kinder, dient aber der Bepflanzung mit echtem und wildem Wein als Rankhilfe. Zusätzlich sorgt eine mit Segel bespannte Pergola für Sonnenschutz und trägt, neben den schrägen Fensterlaibungen am ganzen Gebäude, zum heiteren Erscheinungsbild der Schule nach außen bei.
Im Innern zeichnet sich der Entwurf durch eine gute Orientierung, kurze Weg und viel Licht aus. Das Raumprogramm gruppiert sich um ein zentrales, offenes Atrium, das die natürliche Belüftung und Belichtung der innenliegenden Räume gewährleistet. Die oben liegenden Klassen- und Gruppenräume können von hier aus ebenso eingesehen werden wie die zweigeschossige Aula/Pausenmehrzweckhalle im Erdgeschoss und die Turnhalle im 3. Obergeschoss. Aus dem Flachdach herausragende Lichtkuppeln sorgen für zusätzliches Licht und verhindern eine übermäßige Aufheizung im Sommer.
Beton spielt in der HafenCity Schule nicht nur eine tragende Rolle, sondern kam auch bei der Innenraumgestaltung zum Einsatz. In den Fluren, der Aula, dem Speiseraum und den Treppenhäusern wählten die Architekten unprätentiöse Sichtbetonoberflächen für die Wandgestaltung. Diese harmonieren nicht nur mit dem hellen dänischen Klinker der Außenfassade, sondern sorgen in Kombinationen mit Holz, als Bodenbelag und an den Fenstern, für eine angenehme Farbstimmung in den Räumen. Zusätzliche Farbakzente in knalligem Rot/Pink und leuchtendem Grün wurden bei der Umwehrung des Dachgartens, den Treppengeländern und den Bodenbelägen in Aula und Mensa gesetzt.
Die HafenCity Schule wird nach dem HafenCity Umweltzeichen der Kategorie Gold zertifiziert: die kompakten Gebäude entsprechen dem KfW 60-Standard und zeichnen sich durch den Einsatz regenerativer Energien in Form von Solarthermie und die Verwendung von Baustoffen mit beispielhafter Ökobilanz aus. Die Nutzung von »Grauwassser« und der Einsatz wasserloser Urinale für die Schule reduzieren zudem den Grundwasserverbrauch. Auch die Mehrfachnutzung vieler Bereiche, auch für außerschulische Veranstaltungen, tragen ebenso wie die Synergien zwischen Schule und Kita zur Einsparung von Ressourcen und somit zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei.

Foto: Florian Holzherr, München

Projektdaten
Bauherr und Projektsteuerung: Otto Wulff PPP HafenCity Schule GmbH, Marc Hoischen, Hamburg
Architekt: Spengler Wiescholek Architekten Stadtplaner, Hamburg
Projektleitung: Jens Tepel; Mitarbeiter: Johannes Gaußmann, Michal Zierau, Birgit Ascher, Gesine Seyffert, Sven Dunker
Tragwerksplanung: Otto Wulff PPP HafenCity Schule GmbH, Marc Hoischen, Hamburg
Landschaftsarchitektur: Hunck + Lorenz Freiraumplanung Landschaftsarchitekten BDLA Partnerschaft Andreas Hunck, Heike Lorenz; Mitarbeiter: Nicole Lukies, Christiane Wetter
Sanitärplanung: Ingenieurbüro Sommer, Hamburg
Lüftungsplanung: Ingenieurbüro Scholz, Hamburg
Elektroplanung: Frank Eggers, Stelle
Akustik: Ingenieurbüro Valentiner, Hamburg

Produkte und Hersteller
Fassadenziegel: Mischung D91, Petersen Tegl A/S, DK-Broager, www.petersen-gruppen.dk
Holzfenster (Schule): Rommel GmbH, Großbodungen, www.rommel-fenster.de
Stahl-Glas-Fassaden (Schule und Kita): Schüco Stahlsysteme Jansen, Bielefeld, www.schueco.com
Sicherungsgewebe: Edelstahlgewebe X-Tend, CarlStahl GmbH, Süßen, www.carlstahl.de
Sonnensegel Schulhof: Textilbau GmbH, Trittau bei Hamburg, www.textilbau.de
Kunstofffenster (Wohnungsbau): Gealan Fenster-Systeme GmbH, Oberkotzau, www.gealan.de
Vorgehängte hinterlüftete Fassade (Wohnungsbau): HPL-Platten, Resopal GmbH, Groß-Umstadt, www.resopal.de
Bodenbeläge: Flure, Treppenhäuser, Klassen- und Gruppenräume: Hochkantlamellenparkett Eiche, Bembé Parkett GmbH & Co. KG, Bad Mergentheim, www.bembe.de
Aula und Speiseraum: Kautschuk Noppenbelag Norament, Nora Systems GmbH, Weinheim, www.nora.com
WC-Anlagen: Feinsteinzeug McTile, Bauco GmbH Baustoff-Handelsgesellschaft & Co. KG, Vaihingen/Enz, www.mctile.de
Sporthalle: Mischelastischer Sportboden Top-Flex, Top-Sport GmbH, Rietberg, www.topsport-gmbh.de
Schulhof: mehrfarbiger EPDM Belag, Playtop Spielplatz GmbH, Wahlstedt, www.playtop.de
Treppenhaus Wohnungsbau: Uni Walton, Armstrong DLW GmbH, Bietigheim-Bissingen, www.armstrong.de
Wohnungen: Eichenparkett , Bembé Parkett GmbH & Co. KG, Bad Mergentheim, www.bembe.de
Wände: Klassen- und Gruppenräume: Zementputz mit Dispersionsfarbe: Media Star LEF, Alligator, Enger, www.alligator.de
Flure, Aula, Speiseraum und Treppenhäuser: sichtbarer Beton mit staubbindendem Anstrich: Concretal-Lasur, Keimfarben GmbH?&?Co KG, Diedorf, www.keimfarben.de
WC-Anlagen: Fliesen, Colorvision, Villeroy & Boch AG, Mettlach, www.villeroy-boch.com
Sporthalle: Prallschutzwand, Top-Elastik, Top-Sport GmbH, Rietberg, www.topsport-gmbh.de
Decken:
Flure, Klassen- und Gruppenräume: Akustik-Rasterdecke mit Gipsplatten (Lochung G1), Danogips GmbH & Co. KG, Neuss, www.danogips.de
Aula, Speiseraum und Flure im EG: Akustikdecke, Gipskarton mit Streulochung, Danogips GmbH & Co. KG, Neuss, www.danogips.de
Treppenhäuser: sichtbarer Beton mit staubbindendem Anstrich
Stahl-Glas Tür- und Wandelemente: Forster Rohr- & Profiltechnik AG, CH-Arbon, www.forster-profile.ch
Holzwerkstofftüren: Westag & Getalit AG, Rheda-Wiedenbrück, www.westag-getalit.de
Aufzüge: Mono Space R-Serie, Kone GmbH, Hannover, www.kone.com
Vorhänge Aula: Deliflamm-Dimout, Delius GmbH, Bielefeld, www.delius-contract.de
Rauchschutzvorhänge (horizontal fahrend): Stöbich Brandschutz GmbH, Goslar, www.stoebich.de
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