23.06.2009 Axel Dürheimer

Hambacher Schloss im Blickpunkt der Architektur-Szene

Im Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße fällt am kommenden Samstag, den 27. Juni 2009 der offizielle Startschuss zum bundesweiten Tag der Architektur 2009. Der Saal des Schlosses wurde von Architekt Max Dudler neu gestaltet. Grund genug für DETAIL.de sich das Projekt „Hambacher Schloss“ genauer anzusehen.
Mit dem Umbau und der Ergänzung des geschichtsträchtigen Schlosses beauftragte die 2002 gegründete neue Stiftung den Schweizer Architekt Max Dudler mit Büros in Berlin, Frankfurt und Zürich. Seit 2004 planten die Architekten von Dudler am Schloss, seit 2007 wurde gebaut. Fertig gestellt und am 15. November 2008 eingeweiht wurden bisher die Umgestaltung des Inneren mit Fest- und Siebenpfeiffersaal, der Behinderten gerechte Zugang und die Neukonzeption der Dauerausstellung.
Am Zuschnitt des großen Festsaals hat sich auch nach dem Umbau durch Max Dudler nichts geändert. Die historischen Mauern bestimmen auch heute das Raumbild. Auffällig ist die schwarze Decke mit sternenhimmelsähnlichen Punktlichtern, die alle technischen Vorrichtungen für Ton und Licht aufnimmt. Weichen musste hierfür – unter reger öffentlicher Diskussion – die auf Alt getrimmten Holzbalken, die Architekt Horst Römer in den 1980ern eingezogen hatte. Der Fußboden erhielt ein neues Parkett und die für die behindertengerechte Erschließung notwendigen Einbauten fügen sich mit akkurat verarbeiteter Stein, Stahl und Glas in das Gebäude ein.

Foto: Stefan Müller, Berlin

Für kleinere Veranstaltungen kann nun der Siebenpfeiffersaal verwendet werden. Dabei legten die Architekten zwei kleinere Räume zu einem Größeren zusammen. Belichtet wird der Raum durch Flächenleuchten an der Decke, bestuhlt dezent modern in Schwarz und Chromstahl.
Ein Empfangs- und Informationszentrum mit Veranstaltungsräumen sowie eine neue Gastronomie entstehen aktuell noch im Umfeld des Schlosses.
Bei Dudlers Entwurf stand ein anderes Verständnis von Denkmalpflege standen Vordergrund. Er wollte „die Sprache des Ortes respektieren und innerhalb ihres Vokabulars eine architektonisch passende Antwort finden.“ Im Falle des Hambacher Schlosses bedeutete dies einerseits Respekt vor der historischen Bausubstanz, wie sie aus detaillierten Bauaufnahmen zu rekonstruieren war, andererseits die Suche nach alternativen Lösungen dort, wo man in den vergangenen Jahrzehnten nur einem zeitbedingten Begriff von Historie gefolgt war.
Als Wiege der Demokratie und Kulminationspunkt des demokratischen Aufbruchs in Deutschland wurden das Schloss und das nach ihm benannte Hambacher Fest vom Mai 1832 bekannt. Damals haben mehr als 30.000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten mit ihrem Marsch zur Schlossruine bürgerliche Freiheiten, Demokratie, die Einheit Deutschlands und eine Neuordnung Europas gefordert. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der romantisierende Wiederaufbau der Ruine von August von Voit unter dem bayerischen König Maximilian II. begonnen. Durch die Revolutionsjahre 1848/49 erfuhr der Wiederaufbau einen über hundert Jahre andauernden Rückschlag. Erst zum 150jährigen Jubiläum des Hambacher Festes folgte in den 80er Jahren eine fast vollständige Restaurierung durch den Architekten Professor Horst Römer. Seit dieser Zeit wird das Hambacher Schloss mit seiner Dauerausstellung zur Demokratiebewegung in Deutschland als Veranstaltungshaus genutzt.

Siebenpfeiffersaal (Foto: Stiftung Hambacher Schloss)

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