02.11.2011 Katja Reich

Handwerkliche Präzision triftt architektonischen Zeitgeist

Ein überdimensionales Pendel zwischen zwei Monitorwänden, dazu bewegte Bilder und Klänge aus der Produktion – so gestaltete die Münchener Agentur Martin et Karczinski den Eingang des imponierenden Messestands von Alape auf der ISH im vergangenen Frühjahr (Abb. 4). Symbolisiert werden sollte damit die neue Positionierung der Produkte im Spannungsfeld zwischen Emotion und Purismus. Was damit genau gemeint ist, vermittelt anschaulich ein Besuch der Manufaktur in Goslar. Gegründet 1896 von Adolf Lamprecht in Penig (daher auch der Name), produziert Alape seit 1954 am heutigen Standort. Viel verändert scheint sich auf den ersten Blick dort seit den 1950er Jahren nicht zu haben. Fast archaisch mutet es an, wenn beim Betreten der Fabrikationshallen die stählernen Rohlinge geräuschvoll in die schweren Maschinen geschoben werden. Die Becken entstehen mithilfe des Tiefziehverfahrens (Abb. 1), auf einer Maschine, die an eine Töpferscheibe erinnert, oder werden von Hand aus einzelnen Teilen zusammengeschweißt. Menschen, die Hand anlegen, entgraten und schweißen, glätten oder lackieren gibt es viele bei Alape (Abb. 2), denn nur so lässt sich die hohe Präzision und Qualität gewährleisten, die das Unternehmen an jede einzelne Waschplatzlösung stellt. Dennoch ist die Zeit in den Produktionshallen nicht stehen geblieben, und wo es sinnvoll und effektiv ist, unterstützen Roboter die Handhabung der schweren Rohlinge, schweißen oder schneiden mit einem Laser schnell und präzise die Stahlblechabwicklungen der Waschbecken oder die erforderlichen Ausschnitte für Befestigung und Armatur aus dem Material.

Komplett werden die Becken jedoch erst durch die Glasur. Hierzu werden Emailfritten mit Schwebemittel und Elektrolyten sowie Wasser und gegebenenfalls Farbpigmenten vermahlen. Wiederum von Hand wird jedes Becken am Anschluss dreifach glasiert. Während das Grundemail für die Verzahnung zwischen Stahl und Email sorgt, gibt das Deckemail dem Produkt die entsprechende Farbe und den Glanz. Was letztendlich aus den Brennöfen herauskommt, sind puristisch schöne Becken aus strapazierfähigem hochglänzendem Stahlemail in über 400 Varianten für den Einsatz im privaten und halböffentlichen Raum (Abb. 3).

Die spezielle Ästhetik der Produkte und der Herstellungsprozess mit Manufakturcharakter machen die Marke für Architekten interessant. Theoretisch kann von Losgröße 1 bis zur Großserie jeder Auftrag ausgeführt werden. Dazu kommt, dass mit der Übernahme durch Dornbracht 2001 eine konsequente Ausrichtung des Unternehmens auf ein puristisches Sortiment entstand, dessen Komponenten klar nach konstruktiven Elementen, Oberflächen und Funktionen geordnet sind. Zur konsequenten Weiterentwicklung der Produkte tragen die langjährigen Partnerschaften mit dem renommierten Designer Gerhard Busalt, Sieger Design und dem Londoner Architekten Yorgo Lykouria bei. Mit jeweils unterschiedlichem Hintergrund und entsprechendem technischem, designorientiertem oder architektonischem Blick auf die Dinge verstehen sie es, die Qualität des Werkstoffs in den Vordergrund zu rücken und den Produkten ihren speziellen Charakter zu geben. Neben den verschiedenen Becken produziert Alape auch Trägerplatten, Stein-, Glas- und Holzelemente, Spiegel und Möbel und fügt die einzelnen Komponenten letztendlich zu individualisierten Waschplatzlösungen zusammen.

Jüngste Entwicklung ist die mit Sieger Design entworfene Produktlinie »be yourself« (Abb. 5). Modular aufgebaut, frei stehend oder seitlich an die Wand anschließend lassen sich mit diesen Waschplatzlösungen neue Perspektiven im Raum erschließen. Die herkömmliche Anordnung der Einrichtungs- und Aussstattungsgegenstände entlang der Wand wird infrage gestellt, die oft freie Fläche in der Raummitte besser ausgenutzt. An klassisches Möbeldesign angepasste Oberflächen der Trägerplatte lassen das Modul insgesamt eher wie ein elegantes Sideboard aussehen als einen herkömmlichen Waschtisch. Diese Anmutung ist gewollt und soll dem Trend nach offenen Raumkonzepten, in denen sich das Bad zum Wohn- oder Schlafraum hin öffnet, Rechnung tragen.

Foto: Koninklijke Mosa bv

Foto: Koninklijke Mosa bv

Foto: Katja Reich, D-München

Foto: Adam Gibson

Foto: Adam Gibson

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