06.01.2013 schoof@detail.de

Haushalte verbrauchen immer weniger Energie für Wohnen

Die EnEV und der viel beklagte „Dämmwahn“ zeigen Wirkung: Der Energieverbrauch privater Haushalte in Deutschland ist 2011 stark gesunken. Besonders stark gingen die Werte bei der Heizenergie zurück, während der Stromverbrauch sogar leicht anstieg.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verringerte sich der Verbrauch von Haushaltsenergie 2011 im Vergleich zum Vorjahr – bereinigt um Temperaturschwankungen – um 6,7 Prozent. Zwischen 2005 und 2011 sank der Energieverbrauch um insgesamt 10,3 Prozent, im Vergleich zu 2000 sogar um 17,7 Prozent.  Der Rückgang betrifft vor allem den Einsatz von  Heizöl. Von 2005 bis 2011 verringerte sich der Mineralölverbrauch in privaten Haushalten um 25,5 Prozent. Der Verbrauch von Erdgas sank ebenfalls stark um 20,7 Prozent. Der Stromverbrauch stagniert nahezu seit 2005.  Sonstige Energieträger wie etwa Brennholz und Holzpellets legten dagegen zu: Der Verbrauch stieg mit 37,6 Prozent kräftig an.

Heizenergieverbrauch sinkt – Stromverbrauch stagniert 2011 wurden gut 70 Prozent der gesamten Haushaltsenergie dafür eingesetzt. Allerdings ist der Energieverbrauch für Raumwärme in den letzten Jahren stark gesunken. Er war 2011 um 13,4 Prozent geringer als 2005. Im Vergleich zu 2005 sank der Wärmebedarf pro Quadratmeter um 16,2 Prozent. Und dies, obwohl im gleichen Zeitraum die Zahl der Haushalte und die Wohnfläche pro Haushalt stieg. Weniger gut sieht es in anderen Bereichen aus. Dass für elektrische Haushalts- und Kommunikationsgeräte 2,3 Prozent mehr Strom verbraucht wird, ist auf den so genannten Rebound-Effekt zurückzuführen. Die Geräte wurden zwar sparsamer, weil aber mehr elektrische Geräte eingesetzt werden, ist der Einsparerfolg mehr als wettgemacht.

Ergebnis gezielter Lobbyarbeit? Die Trends, welche die diesjährige Verbrauchsstatistik illustriert, sind bereits seit längerem bekannt:  Wir verbrauchen immer weniger Heizenergie, schaffen uns aber immer mehr Elektrogeräte an und lassen diese länger am Netz. Bei einem näheren Blick auf die Verbrauchszahlen, die auf der Seite des Statistischen Bundesamts aufgeschlüsselt sind, zeigt sich auch der Einfluss des Staats und der industriellen Lobbygruppen: In all jenen Bereichen, die durch die EnEV geregelt sind oder machtvolle Industrie-Interessen im Spiel sind, war in den letzten Jahren ein deutlicher Verbrauchsrückgang zu sehen.  Dies trifft vor allem auf den Heizenergieverbrauch, aber auch auf den Verbrauch für Beleuchtung (Umstieg auf Energiesparlampen) zu. Dass sich im Bereich der Haushaltsgeräte so wenig tut, dürfte auf das hier existierende Regulierungsvakuum zurückzuführen sein – und darauf, dass hier eben keine Industrielobby dafür sorgt, dass die Haushalte alte Kühlschränke entsorgen oder auf kleinere Fernsehgeräte oder abschaltbare Steckdosenleisten umzusteigen. Mehrere EU-Länder – darunter Großbritannien, Italien und Dänemark - haben hier übrigens mit sogenannten Quotenregelungen gute Erfahrungen gemacht. Eine solche Regelung verpflichtet Energieversorger darauf, in Privathaushalten jährlich durch Effizienzmaßnahmen einen bestimmten Prozentsatz an Strom einzusparen. Wie sie das tun, bleibt ihnen überlassen – die Kosten der Maßnahmen werden in der Regel auf alle Stromkunden umgelegt. Auch die neue EU-Effizienzrichtlinie sah ursprünglich vor, dass die Mitgliedsländer entsprechende Quotenmodelle einführen sollten. Die deutsche Bundesregierung hat jedoch – nicht zuletzt auf Betreiben der Stromkonzerne – dafür gesorgt, dass die neue Effizienzrichtlinie deutlich verwässert wurde und Quotenmodelle in Deutschland bis auf Weiteres wohl nicht eingeführt werden.

Weitere Informationen und detaillierte Aufschlüsselung der Statistik https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/12/PD12_451_85.html

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