13.03.2010 Marion Dondelinger

Heizen und Lüften im Bad


Ob man sich im Bad wohlfühlt, hängt nicht nur von Materialien, Design, Beleuchtung und Farben ab, sondern zum großen Teil auch vom Raumklima. Zu niedrige Temperaturen oder Zugerscheinungen sind bestenfalls lediglich unangenehm und führen schlimmstenfalls zu Erkrankungen.

Einer Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena zufolge besteht in etwa 7 Millionen Wohnungen in Deutschland ein Schimmelpilzproblem. Davon sind besondere Bäder betroffen. Denn hier herrscht, neben der Küche, die höchste Konzentration an Raumfeuchte. Nur bei einem Duschvorgang fallen etwa 1,5 Liter Feuchtigkeit an, bei einem Vollbad etwa 1 Liter. Eine ausreichende Belüftung des Badezimmers ist deshalb unverzichtbar.

Die einfachste Variante ist – falls möglich – die Stoßlüftung über ein Fenster. Doch gerade Bäder in sanierten Altbauten und kleine Gästebäder verfügen häufig nicht über eigene Fenster. Hier ist im Regelfall eine kontrollierte automatische Lüftung vorzusehen. Sie hat im Vergleich zur manuellen Lüftung den Vorteil, dass sie ein konstantes Raumklima gewährleistet. Geräte mit Wärmerückgewinnung helfen zudem, Energie einzusparen: Indem Wärme aus der Abluft entnommen und zur Erwärmung der Zuluft genutzt wird, kann die Heizenergie um bis zu 70% reduziert werden.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Raumentlüftungssysteme auf dem Markt. Verbreitet sind Einrohr-Lüftungssysteme (ELS) mit gemeinsamer Abluftleitung über Dach. Hier erhält jedes innen liegende Bad einen eigenen Ventilator, der eine Entlüftung nach Bedarf ermöglicht. Diese Abluftventilatoren gibt es in Aufputz- oder Unterputzvariante. Sie sind für den Wand- oder Deckeneinbau geeignet und werden vorzugsweise in Schächte, Installationswände oder Register eingebaut.

Foto: Kermi, Plattling

Die Bedarfslüftung kann ganz an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden: Die Abluftventile im Bad lassen auf den persönlichen Bedarf einstellen. Die Steuerung des Ventilators erfolgt beispielsweise über Licht, Feuchte- oder Bewegungssensoren. Auch ist ein programmierbaren Zeitnachlauf möglich. Wichtig ist es zudem, bei der Planung eines ELS auf den Geräuschpegel der Lüfter zu achten.

Foto: Kermi, Plattling

Nicht nur frisch, trocken, schimmel- und sporenfrei, muss die Raumluft im Bad sein, damit der Nutzer sich wohlfühlt, sondern auch warm. Für ein behagliches Klima sollte im Bad eine Raumtemperatur von 22 bis 24°C herrschen.

Abhängig vom Wärmebedarf können sogenannte Handtuchheizkörper als Vollheizung oder als Ergänzungsheizung im Bad eingesetzt werden. Sie dienen nicht nur der Erwärmung der Raumluft, sondern auch dem Trocknen von Handtüchern. Da die Handtuchheizkörper – meist Stahlrohrheizkörper in verschiedenen Formen, Größen und Farben – eine geringe Wärmeleistung erbringen, vor allen, wenn sie mit Handtüchern bedeckt sind, installiert man sie oft in Kombination mit einer Fußboden- oder Wandheizung. Die meisten Handtuchheizkörper werden an das Zentralheizungssystem angeschlossen. Es gibt auch Geräte, die sich an Steckdosen anschließen lassen, was beispielsweise bei Sanierungen sinnvoll sein kann.

Foto: Kermi, Plattling

Für eine größere gestalterische Freiheit und eine erhöhte thermische Behaglichkeit im Bad bieten sich Warmwasser-Flächenheizungen an, die als Fußboden- und Wandheizungssysteme eingesetzt werden können. Anders als Heizkörper, die ihre Wärme als Konvektionswärme absondern, geben sie ihre Wärme als Strahlungswärme ab. Auch aus ökologischer Sicht ist die Flächenheizung im Bad eine gute Alternative: Aufgrund ihres Betriebs im Niedrigtemperaturbereich – bei Vorlauftemperaturen von 30 bis 40 °C – kann sie gut zusammen mit thermischen Solaranlagen, Wärmepumpen und Brennwerttechnik eingesetzt werden.

In kleinen Bädern ist es jedoch manchmal schwierig, mittels Bodenheizfläche die in DIN EN 12831 vorgeschriebene Norminnentemperatur in Bädern von 24 °C zu erreichen, so dass zusätzliche Wandheizflächen oder Heizkörper eingeplant werden müssen.

Foto: Kermi, Plattling

Warmwasser- Flächenheizungen gibt es in verschiedenen Ausführungen, die sich nach der Anordnung der Heizungsrohre im Aufbau des Fußbodens oder der Wand unterscheiden: Bei Trockensystemen liegt der Heizestrich als separate Schicht über der Heizrohrebene, bei einer Nasseinbettung werden die Rohre vom Estrich umschlossen.
Ähnlich wie die Warmwasser-Fußbodenheizung sorgt auch die elektrische Fußbodenheizung mit ihrer Konvektionswärme für einen höheren Wohnkomfort im Bad. Allerdings sind ihre Nachteile, wie die negative CO2-Bilanz beim Heizen mit Elektroenergie und die hohen Heizkosten aufgrund steigender Strompreise, nicht von der Hand zu weisen. Die Vorteile dieser Heizung sind eine lange Nutzungsdauer, ein geringer Verschleiß und ein – im Vergleich zur Warmwasser-Fußbodenheizung – geringer Fußbodenaufbau. Elektrische Fußbodenheizungen werden in Form vorgefertigter Heizmatten direkt auf den Estrich geklebt.

Foto: Kermi, Plattling

Unabhängig von der Art der gewählten Systeme gibt es ein einige allgemeingültige Regeln für das Heizen und Lüften im Bad. Bernhard Riedl, Architekt und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden in München fasst sie wie folgt zusammen: „Im Bad sollte nutzungsbedingt anfallende Feuchte möglichst sofort beseitigt werden. Dazu ist genügendes Lüften und Heizen unabdingbar. Hohe Strömungsgeschwindigkeiten bringen guten Trocknungserfolg. Und genügend hohe Raumluft- und Oberflächentemperaturen unterstützen Verdunstung und vermeiden Tauwasser. Dabei sind Wandheizung beziehungsweise -temperierung den herkömmlichen konvektiven Heizsystemen gegenüber im Vorteil, weil dann die Oberflächen der Außenbauteile nicht kälter sind als die Raumluft und kein Tauwasser anfällt. Bei innen liegenden Bädern ohne Fenster ist eine strömungsmechanisch gesehen günstige Anordnung der Absaugöffnungen wichtig. Insbesondere bei strömungsmechanisch gesehen eher ungünstig angeordneten Bauteilen – so in Nischen, Kanten und Ecken – kommt es auch auf die Materialwahl an. Günstig sind mineralische Baustoffe ohne organische Zusätze und Oberflächen, die Feuchte aufnehmen und so Feuchtespitzen vorübergehend abpuffern können.“ Mehr zum Thema Lüften Normen und Vorschriften
DIN 18017: Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster
DIN 4109: Schallschutz (Regelt u.a. auch die zulässige Lautstärke von Geräuschen, die von haustechnischen Anlagen ausgehen)
DIN EN 12831: Heizungsanlagen in Gebäuden (Berechnungsverfahren zur Ermittlung der Heizlast von Gebäuden)
DIN EN 1264: Fußboden-Heizung – Systeme und Komponenten
DIN EN 60335-2-96 (VDE 0700-96): Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke (Beim Einbau elektrischer Fußbodenheizungen zu beachten!)
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