12.06.2013 Cordula Vielhauer

Ich plane mich selbst: Grundsteinlegung für Berliner Schlossrekonstruktion

Es begann mit einer Plastikplane: Dass heute der Grundstein für eines der größten und teuersten Bauvorhaben der Bundesrepublik Deutschland in Berlins Mitte gelegt wird, verdankt das Land dem Engagement des Hamburger Kaufmanns Wilhelm von Boddien und seiner Vision einer Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses. Er hatte mit seinem „Förderverein Berliner Schloss“ im Jahr 1993 dem virulenten Ruf nach einer Gestaltung der leeren Mitte Berlins eine Form gegeben: als gelbe Plastikplane über einem einfachen Stahlgerüst, das die Kubatur des alten Schlosses nachzeichnete, und auf der die barocke Fassade des Hohenzollernschlosses gedruckt war. Das hat gereicht.

Im weiteren politischen Diskussionsprozess wurde eine internationale Kommission zur „Historischen Stadtmitte Berlin“ berufen, die 2002 den Bau eines Gebäudes in den Abmessungen des alten Schlosses empfahl. Der Bundestag folgte dieser Empfehlung in einer weiter gehenden Fassung, in dem er im gleichen Jahr auch die Rekonstruktion der barocken Fassaden beschloss. Zudem legte sich das Parlament auf die von Klaus-Dieter Lehmann, damals Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, entwickelte Idee eines Humboldtforums als kulturelle Nutzung für das Gebäude fest: In das Berliner Schloss - Humboldtforum werden die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin sowie die Landesbibliothek einziehen.

Ansicht von der Nord-West-Seite, Rendering: Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum / Franco Stella

Das Berliner Schloss - Humboldtforum wird in einer Arbeitsgemeinschaft aus dem italienischen Architekten Franco Stella (Vicenza) sowie den deutschen Büros Hillmer und Sattler und gmp von Gerkan Marg und Partner geplant. Der im Rahmen eines 2008 durchgeführten Architektenwettbewerbs mit dem ersten Preis ausgezeichnete Franco Stella zeichnet für die Entwurfsidee verantwortlich, die beiden deutschen Großbüros übernehmen die Ausführungsplanung.

Stellas Entwurf spricht die Sprache des italienischen „Razionalismo", seine durchgerasterten Flächen – an der Ostfassade  und in den Neubauten in den Innenhöfen – ergänzen die rekonstruierten Barockfassaden. Im Rahmen der Errichtung des Humboldtforums wurde zudem kürzlich der landschaftsplanerische Wettbewerb für die Freiraumplanung zu Gunsten des Berliner Büros bbz Timo Herrmann entschieden.

Blick in die Eingangshalle, Rendering: Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum / Franco Stella

Mitte 2019 soll der Umzug der außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz abgeschlossen sein, so die Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum. Derzeit befinden sie sich noch in Berlin-Dahlem, wo mit dem „Humboldt-Laboratorium“ neue Formen kuratorischer Praxis erprobt werden. Mit diesem „Humboldt-Lab“ und einer „Welt der Sprachen“, die die Zentral- und Landesbibliothek Berlin dort einrichten will, soll das Humboldtforum zu einem modernen Zentrum der Bildung und des Kulturaustausches werden. Neben den Museen in den Obergeschossen und den Bibliotheken sowie den „Werkstätten des Wissens“ im ersten Obergeschoss sind Sonderausstellungssäle und Veranstaltungsbereiche im Erdgeschoss geplant. Gastronomische Einrichtungen sowie ein Museumsshop, ein Lapidarium und ein „Museum zur Geschichte des Ortes“ ergänzen das Raumprogramm.
Die Kosten für das Schloss – Humboldtforum werden nach Angaben der Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel mit 590 Millionen Euro angegeben, rechnet man die Inflationsrate und die Steigerung der Baukosten hinzu, ergebe sich bis 2019 eine Summe von 621 Millionen Euro. Erwartet werden jedoch Kosten von 900 Millionen Euro. Der Bund steuert zu dieser Summe derzeit 472 Millionen Euro bei, Berlin muss 32 Millionen Euro aufbringen. Der Förderverein hatte versprochen, 80 Millionen Euro an Spendengeldern einzuwerben, diese Summe ist jedoch noch nicht erreicht. Hingegen hat ein einzelner anonymer Spender bereits 25 Millionen Euro für die Wiedererrichtung der Kuppel des Eosanderportals zugesagt.
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