19.02.2014 Peter Popp

Inseln auf Asphalt: Campus Hoogvliet von Wiel Arets

Der Zugang zu den einzelnen Gebäudekörpern folgt einer einheitlich choreografierten Erschließungsdramaturgie: beim Betreten der glasumzäunten Terrassen werden die Räume zunächst enger, weiten sich vorübergehend beim Durchqueren der öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss, ehe die Erschließungselemente wie Treppe und Rampen zu einer erneuten Dynamisierung des Bewegungsflusses beitragen und den Besucher zum Ziel führen. Verschiedenfarbige Geländer tragen zur Unterscheidbarkeit der einzelnen Gebäude bei.

Foto: Jan Bitter

Als größtes der sechs Gebäude soll die 300 Zuschauer fassende Doppelsporthalle nicht nur für den Hochschulsport, sondern auch für lokale Events und Sportvereine zur Verfügung stehen. Der Baukörper wurde zu großen Teilen um ein Geschoss angehoben, um auf Erdgeschossniveau ebenerdiges Parken für 80 Fahrzeuge zu ermöglichen. Auf dem Dach befindet sich außerdem ein Basketballfeld, dass über eine ausladende Freitreppe erschlossen wird. Von hier aus kann man einen Blick über das Campus-Gelände werfen.

Blick in die Doppelsporthalle, Foto: Jan Bitter

Grundriss Ebene 1, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Grundriss Ebene 2, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Grundriss Ebene 3, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Grundriss Ebene 4, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Sechs kubisch geschnittene Baukörper unterschiedlicher Nutzung gruppieren sich in Rotterdam zu einem Campus-Ensemble mit klarer Raumaufteilung und einheitlich gestalteter Erschließungsdramaturgie: Mit einem „Cluster“-artigen Gesamtkonzept greift Wiel Arets die Großzügigkeit räumlich vorherrschender Strukturen auf und bettet die entstehenden Freiräume in eine ausgeklügelte Systematik zwischen privat, halböffentlich und öffentlich – ein willkommene Maßnahme in dem durch vorwiegend großmaßstäbliche Wohnbebauung aus der Nachkriegszeit definierten Gebiet.
Architekten: WAA Wiel Arets Architects, Amsterdam
Standort:
Lengweg, NL–3192 BM Rotterdam

Blick in den halböffentlichen Innenhof. Foto: Jan Bitter

Foto: Jan Bitter

Rotterdam gliedert sich in elf Teilgemeinden. Hoogvliet wurde 1934 zum Stadtgebiet erklärt. In den Geschichtsbüchern taucht der Name erstmals 1326 auf. Einen alten Ortskern sucht man hier jedoch vergeblich. Hoogvliet ist gekennzeichnet durch eine überwiegend großmaßstäbliche Zeilen- oder Blockbebauung aus der Nachkriegszeit – zwar durchsetzt mit viel Grün, aber eben auch etwas abweisend.

Lageplan, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Der neue Campus besteht aus sechs einzelnen, kubisch geschnittenen und in der Höhe moderat gestaffelten Baukörpern. Dazu gehören ein Wohnheim mit 100 Plätzen, eine Sicherheitsakademie, ein Kunststudio, ein Sportzentrum, sowie zwei Schulen. Eine asphaltierte Fäche bindet die Einzelgebäude zusammen und markiert die Grenzen des Campus.

Schnitt, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Grundriss Ebene 0, Grafik: WAA Wiel Arets Architects

Jedes Gebäude wird von einem geschosshohen Sichtschutz umgeben, der die orthogonal sich verästelnden Gebäudekörper in eine jeweils rechteeckige Gesamtform bindet und dabei räumlich definierte Freibereiche ausbildet. Bedruckt mit den pixelig abstrahierten Mustern einer Efeu-Pflanze sollen diese Außenterrassen einen zu gleichen Teilen privaten als auch transparenten Charakter ausstrahlen. Ein sich vom jeweiligen Gebäude lösendes weißes Fassadenband bildet den oberen Abschluss der halböffentlichen Freibereiche und kennzeichnet den Übergang zu den öffentlichen Arealen. Jeder der sechs Gebäudekörper soll außerdem mit einem sich als Bodenbelag abzeichnenden „weißen Band“  hervorgehoben werden – hier werden sich zukünftig Fahradstellplätze und Spielflächen befinden.

Blick in den halböffentlichen Innenhof, Foto: Jan Bitter

Außenfassade, Foto: Jan Bitter

Blick von Innen nach Außen: auch auf die Fenster wurde ein abstrahiertes Pflanzenmotiv aufgebracht. Foto: Jan Bitter

Foto: Jan Bitter

Die Gebäude sind massiv ausgebildet: die Fassaden funktionieren als tragende Wände, Betonkerne und Spannbetondecken sorgen für aussteifende Stabilität. In modifizierter Form taucht das Pflanzenrelief auch an den Außenfassaden und am Sichtbeton der Treppenhauskerne auf.

abstrahiertes Pflanzenrelief an der Fassade, Foto: Jan Bitter

Treppenhauskern aus Sichtbeton mit abstrahiertem Pflanzenrelief, Foto: Jan Bitter

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