04.12.2010 Hildegard Wänger

Interview mit dem Projektleiter der BAU 2011, Mirko Arend

Die Vorbereitungen zur BAU laufen auf Hochtouren, nur noch wenige Wochen, dann öffnet die weltgrößte Baufachmesse ihre Tore in München. In den vergangenen Monaten war das Projektteam der BAU in und außerhalb Europas unterwegs, um Werbung für die Messe zu machen und noch mehr internationale Besucher und Aussteller in die Landeshauptstadt zu bringen. Das Interesse war groß. Groß sind auch die Erwartungen hierzulande, nicht zuletzt weil die Messe auch als Barometer für die Baukonjunktur gelten wird. DETAIL-Redakteurin Hildegard Wänger sprach mit dem neuen Projektleiter Mirko Arend, der seit April 2010 für die BAU verantworlich zeichnet.
DETAIL: Im Jahr 2011 firmiert die BAU erstmals unter dem Titel »Weltleitmesse«. Worin liegt dieser weltweiten Führungsanspruch
begründet?
Mirko Arend: Schon in den vergangenen Jahren ist die Internationalisierung der BAU immer weiter vorangeschritten, die Anfragen reichen inzwischen weit über die europäischen Grenzen hinaus. 2011 haben wir Aussteller aus 43 Ländern und eröffnen Märkte in China, im Iran und in Indien. Neben der Internationalität bietet die BAU ganz konsequent eine Geschäftsplattform. Wer hierher kommt, kann nicht nur seine Produkte präsentieren, sondern auch Geschäfte machen. Und er findet Lösungen, keine Visionen – das unterscheidet die BAU von vielen anderen Messen.
DETAIL: Wie trägt die BAU der zunehmenden Globalisierung in der Baubranche Rechnung?
Arend: Es gibt immer Materialien und Leistungen, die regional sind und bleiben werden. Darin liegt auch eine Stärke der BAU, dass sie den regionalen Markt abbildet und bedienen kann. Viele Architekten und Ingenieure dagegen sind mittlerweile weltweit aufgestellt und vernetzt. Diese positive Art der Globalisierung greifen wir auch in unserem Rahmenprogramm und in den Foren auf.
DETAIL: Gibt es auch Ansätze für internationale Allianzen mit anderen Baufachmessen?
Arend: Ja. Gerade weil viele Produkte regional sind, versuchen wir in anderen Ländern Allianzen mit starken Baufachmessen zu schließen. Aktuell sind das die »TurkeyBuild Istanbul«, die unser Partner, das Building Information Centre (YEM), veranstaltet. In
Indien haben wir eine Partnerschaft mit der Builder?s Association of India (BAI) und präsentieren uns auch dort auf deren Fachmessen. Über die BAU hinaus bieten wir so unseren Ausstellern auch in anderen Ländern Plattformen, um ihre Produkte und ihre Unternehmen vorzustellen.
DETAIL: Aus welchen Ländern kommt die stärkste Nachfrage seitens der Aussteller
bzw. der Besucher?
Arend: Das Gros der Besucher wird natürlich aus Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern, Österreich, Schweiz, Italien kommen. Wir haben aber auch einen großen Zuspruch aus Osteuropa, wie zum Beispiel Russland und Tschechien. Slowenien beispielsweise ist unser viertstärkstes Besucherland, der Iran liegt auf Platz 10. Bei den Ausstellern sind es im Kern auch die Nachbarländer, aus denen die stärkste Nachfrage kommt. Wir haben aber auch eine sehr starke türkische Präsenz sowie eine hohe Zahl von Ausstellern aus Russland, China und Indien.
DETAIL: Die Ausstellungsflächen sind ausgebucht, die Marktführer aller Branchen werden im Januar nach München kommen. Bleibt da auch noch genügend Raum für kleine, inno-vative Unternehmen?
Arend: Die BAU ist eine Plattform für alle, vom Marktführer bis zum kleinen Spezialanbieter. Den Anspruch, Innovation vorzustellen und voranzutreiben, tragen wir auch dadurch Rechnung, dass wir verschiedene Themen selbst besetzen, zum Beispiel das Thema »textile Architektur«. So finden sich auf unserem Freigelände in einer textilen Konstruktion 18 Spezialanbieter aus diesem Segment. Im Moment prüfen wir, ob wir vielleicht sogar noch ein zweites Zelt realisieren können, um weitere Ausstellungsflächen anbieten zu können. Für 2013 ist eine kleine Arena für besonders innovative Produkte und Unternehmen geplant.
DETAIL: Die Politik sieht die Wirtschaftskrise in Deutschland als überwunden an. Macht sich das auch in der Baubranche bemerkbar?
Arend: Absolut. Unsere Ausstellungsflächen sind seit dem Anmeldeschluss im September 2009 so gut wie ausgebucht. Wir haben eine Warteliste mit rund 250 Positionen, und täglich erreichen uns neue Anfragen. Auch das Ifo-Institut hat bestätigt, dass die Baukonjunktur in Deutschland vor einer Boomphase steht und Architekten, Planer und Ingenieure gut ausgelastet sind.
DETAIL: Gibt es wieder spezielle Angebote für Architekten und Planer?
Arend: Diese Zielgruppe wird für uns immer wichtiger, inzwischen ist jeder fünfte Messebesucher Architekt, Planer oder Ingenieur. Es gibt interessante Sonderschauen, wie z.B. die des ift Rosenheim zur Nachhaltigkeit bei Fenstern und Türen oder das auf die Zielgruppe zugeschnittene Foren-Programm. Auch bieten wir wieder spezielle Architekten-Führungen an, für die man sich unter www.architektenrundgang.de anmelden kann.
DETAIL: Die drei Foren auf der BAU widmen sich den Themen »Zukunft des Bauens«,
»MakroArchitektur« und »Intelligentes Bauen«. Welche Inhalte werden dort präsentiert?

Arend: Im Forum »Zukunft des Bauens« werden namhafte Planer, Architekten und Bauingenieure aus aller Welt anhand von Projektbeispielen erläutern, wie das Bauen und Gestalten der Zukunft aussieht. Das Forum »MakroArchitektur« beleuchtet die Rolle des Architekten in Gegenwart und Zukunft. Und das Forum »Intelligentes Bauen« schlägt die Brücke von der Sanierung, Renovierung und Modernisierung von bestehenden Gebäuden bis hin zur Realisierung von Hightech-Gebäuden wie etwa Plusenenergiehäusern.
DETAIL: Solararchitektur, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz sind Themen, die Architekten und Planer schon seit Jahren beschäftigen – was sind die Trends für 2011?
Arend: Ich denke, der Weg geht immer mehr dahin, einzelne Lösungen miteinander zu verbinden, beispielsweise an der Gebäudehülle eine Kombination von Solarthermie, Photovoltaik und Fassadenmodulen. Geothermie ist sicher auch ein großes Thema der Zukunft. Die Aufgabe der BAU ist es, diese Themen greifbar zu machen und neue Akzente zu setzen. So wird in der Halle A4 ein generationenübergreifendes Haus aufgebaut, ebenso wie auf dem Freigelände das energieautarke, innovative Solarhaus, das den 2. Platz beim »Solar Decathlon Europe« belegte, live zu sehen sein wird.
DETAIL: Nach der BAU ist vor der BAU. Wie wird sich die Messe bis 2013 weiterentwickeln?
Arend: Immer lösungsorientiert angepasst an die Trends der kommenden Jahre. Ein Projekt, das wir auf der BAU 2011 initiieren, ist der Archi-World Academy Award. Hier können Architekturstudenten ihre Arbeiten einreichen und ein sechsmonatiges Trainee-Programm bei einem von 12 Stararchitekten aus der ganzen Welt gewinnen. Die Sieger und ihre Projekte werden wir auf der BAU 2013 präsentieren.

Foto: Mike Schmalz

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