04.08.2017 Jakob Vinzenz Zöbl

Jakob Vinzenz Zöbl – HANDWERKSKUNST BERÜHRT ARCHITEKTUR

Beistelltisch »Dualität« (Stahl schwarz lackiert); Foto: Jakob Zöbl

In einer sich immer weiter spezialisierenden Gesellschaft nimmt der Beruf des Architekten auf Grund der Vielfältigkeit seiner Ausbildung eine Sonderstellung ein. Man könnte ihn auch als ein »Überbleibsel« der Nichtspezialisierung oder den Architekt als »Spezialist des Gesamten« bezeichnen. »Gerade weil Architektur wie kein anderes kulturelles Phänomen ständig und überall in der Öffentlichkeit präsent ist und sich nicht in exklusiven Nischen subventionierter Hochkultur unsichtbar machen kann........weil sie alle angeht und keiner ihr entkommen kann, wird sie zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Phänomen par excellence.«       Günther Fischer

So gesehen bringt der Beruf des Architekten eine große gesellschaftliche Verantwortung mit sich. In der Geschichte wurde immer wieder versucht, die Architektur beispielsweise in bildende bzw. angewandte Kunst, technische Disziplin und Baukunst zu zerpflücken. Letztlich ist die Architektur eine Mischung aus den unterschiedlichen Bereichen – und das ist auch gut so, denn jeder Aspekt stellt eine große Bereicherung dar. Umgekehrt profitieren die einzelnen Disziplinen wiederum von der Architektur. Jede weitere Zerteilung, jeder weitere Versuch, Architektur in Teilbereiche zu zerlegen, hätte einen Qualitätsverlust zur Folge.

»Architekten müssen aufhören, nur in Bauwerken zu denken.......Viele Bereiche außerhalb des Bauens greifen in die »Architektur« ein, wie ihrerseits die Architektur und die «Architekten» weite Bereiche erfassen. Alle sind Architekten. Alles ist Architektur.«     Hans Hollein

Kürzlich hatte ich die Möglichkeit, mich seit langer Zeit wieder mit konkret Gebautem zu beschäftigen: Mit dem Bauen von Möbeln – einem weiteren Teilaspekt der Architektur. Das Thema der Serie »Dualität« beschreibt die Wechselseitigkeit, aber auch den Versuch, die Polarität von geschlossen – offen, innen – außen, dynamisch – statisch, funktional – ästhetisch zu überwinden. Vom Entwickeln einer Idee mit schnellen Skizzen über die detaillierte Planung und das Bauen in der Werkstatt bis hin zur Dokumentation des fertigen Produkts – man durchläuft jedes Mal einen wundervollen Prozess, der sowohl emotionsgeladen ist als auch rationales Denken umfasst. Hier erkenne ich viele Parallelen zur konventionellen Architektur: Neben dem Anspruch auf Funktionalität spielen Ästhetik, Form und vor allem Proportionen eine wichtige Rolle. Daneben stehen Überlegungen darüber, welches Material verwendet wird, wie es gefügt und behandelt wird. Die handwerkliche Tätigkeit übt eine besonders große Faszination auf mich aus.

Bett »Dualität« (Eiche massiv) in Zusammenarbeit mit Stefan Prattes; Foto: Jakob Zöbl

Bett »Dualität« (Eiche massiv) in Zusammenarbeit mit Stefan Prattes; Foto: Jakob Zöbl

Beistelltisch »Dualität« (Stahl schwarz lackiert); Foto: Jakob Zöbl

Beistelltisch »Dualität« (Stahl schwarz lackiert); Foto: Jakob Zöbl

Beistelltisch »Dualität« (Stahl schwarz lackiert); Foto: Jakob Zöbl

Hocker »Dualität« (Esche massiv); Foto: Jakob Zöbl

Hocker »Dualität« (Esche massiv); Foto: Jakob Zöbl

Hocker »Dualität« (Esche massiv); Foto: Jakob Zöbl

Werkstatt; Foto: Stefan Prattes

Geht man in der Geschichte zurück, so sind Architektur und Handwerk seit jeher sehr eng miteinander verbunden – auch hier könnte man von »Dualität« sprechen. Zunächst waren die Handwerker für sämtliche Bauaufgaben verantwortlich. Erst als die Komplexität der Bauwerke zunahm, entstand das Fachgebiet des Architekten, die »Architectura«. Der Architekt, bezeichnet als »Architekton« (Leiter der Handwerker) stieg mit der Zeit vom Handwerk in die »Artes Liberales« (die sieben freien Künste) auf.

Durch die industrielle Revolution und die explosionsartige Menge neuer Vorhaben wie den Bau von Bahnhöfen, Kasernen, Bibliotheken oder Industriehallen kam es zu einer Umverteilung der Aufgaben. Die Architektur wurde zur technischen Disziplin – was letztlich in der Zweckoptimierung der Moderne endete, die den Anspruch erhob, nicht künstlerisch, sondern rein ökonomisch funktional zu sein. Leidtragend war dabei die Handwerkskunst, die ihre Daseinsberechtigung nach und nach verlor. Fast schon nostalgisch betrachtet man heute die alten Gründerzeitbauten: Die Handwerkskunst galt damals allein durch den hohen Grad der Detaillierung als Qualitätsmerkmal und tut dies auch heute noch. Vielleicht sogar mehr denn je – im Anbetracht der großen Beliebtheit der alten Bauwerke.

Ein gesellschaftlicher Wunsch nach mehr Qualität und Handwerkskunst ist meiner Meinung nach heute deutlich spürbar – für mich ein Indiz für den Mangel an Ästhetik und Sinnlichkeit im Gebauten. Es scheint, als würde dieser Verlust kompensiert werden durch seriell vorgefertigte Produkte, ähnlich einem Bestellkatalog, deklariert als Entscheidungshilfe für Auftraggeber und Architekt. Der starke Normierungsanstieg unserer Zeit scheint mit diesem System in direktem Zusammenhang zu stehen und dieses sogar noch weiter voranzutreiben. Angesichts des bautechnischen Fortschritts, mit dem wir uns doch heute eigentlich an der Spitze befinden müssten, stellt sich mir die Frage, ob diese Entwicklung dem ästhetischen Empfinden des Menschen tatsächlich gerecht wird.

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