04.02.2007

Kaum Auswirkungen durch Bad Reichenhall


Vor gut einem Jahr, am 2. Januar 2006, stürzte das Dach der Eishalle in Bad Reichenhall ein. Zu beklagen waren 15 Tote und 18 verletzte Personen.

Welche Auswirkungen das Ereignis auf den Ruf des Holzbaus hatte, dazu befragte mikado Dipl.-Ing. Ludger Dederich, Leiter der technischen Fachberatung beim Holzabsatzfonds (HAF).

mikado: Gab es in der Folge des Einsturzes der Eishalle Situationen, in denen Sie Schadensbegrenzung für den Ruf des Holzbaus betreiben mussten?
Dederich: Nein, denn Schadensbegrenzung war insofern nicht notwendig, als dass bei der Betrachtung der Schäden sonstiger Hallen vor allem die Punkte fehlende Unterhaltung, Veränderung der Struktur usw., unabhängig vom Material, im Vordergrund gestanden haben. Die Debatte ist in der Öffentlichkeit, so kann man im Nachhinhein sagen, werkstoffneutral geführt worden. Über die Fachberatung haben sich kurz nach dem Einsturz Architekten, aber in erster Linie Ingenieure gemeldet, die Hinweise haben wollten, wie man die bestehenden Konstruktionen in Augenschein nimmt. Es ging ihnen eher darum, zu sehen, was sie als Ingenieure eigentlich beachten müssen, um zu wissen, ob sie etwas tun müssen.

mikado: Hat das Ereignis von Bad Reichenhall Auswirkungen auf die Baustoffwahl gehabt, gerade im Bereich der Kommunen?
Dederich: In der Rückbetrachtung hat es in einzelnen Ämtern Entscheidungen gegeben, vom Baustoff Holz wegzukommen. Im Großen und Ganzen können wir jedoch keine Tendenz erkennen, die eine Abkehr vom Bauen mit Holz bestätigt.

mikado: Hat die Massivindustrie dieses Ereignis genutzt, um gegen den Holzbau zu agieren?
Dederich: Nein. Diesbezüglich gab es keine Regung, keine Aktionen, sondern letztlich auch in großen Medien, die vielleicht sonst anders berichten, eine absolut neutrale Haltung. Eben eine sachliche Betrachtung der Zusammenhänge.

mikado: Wie hoch wird die Holzbauquote in Deutschland in zehn Jahren sein?
Dederich: Bei 25 Prozent! Vielleicht ist die Zahl optimistisch, aber ich denke auch, dass gewisse Aufgabenfelder wie die Nachverdichtung durch Aufstockungen oder Erweiterung nicht in der Art und Weise von anderen Baustoffen gelöst werden, wie es der Holzbau kann. Auch im Einfamilienhausbereich mit seinem weichen Faktor „Wohnkomfort“ wird sich der Holzbau zukünftig noch stärker ausweiten.

mikado: Was tut denn der HAF langfristig dafür, dass der Holzbau die 25 Prozent erreicht?
Dederich: Das Stichwort heißt ganzheitliches Marketing: Endverbraucheransprache, Fachzielgruppenansprache mit den notwendigen technischen Hintergründen und neu, vielleicht ergänzend, dass, der technischen, administrativen Entscheidungsträger. Die Argumente bleiben immer dieselben auf allen Ebenen, nur die technische Tiefe ist unterschiedlich.

mikado: Ist der Holzbau durch Bad Reichenhall auch sicherer geworden?
Dederich: Ein Großteil derer, die sich mit Bauen mit Holz beschäftigen, sind in ihrer Ehre gepackt. Es geht darum, einfach genauer hinzuschauen und das handwerklich-ingenieurmäßig geprägte Denken noch einmal zu überprüfen. Es gibt auch sehr nachdenkliche Töne, die sagen „gut, dass uns das nicht häufiger passiert ist“ oder „gut dass wir jetzt wissen, an welchen Punkten wir genau ansetzen müssen, um die Qualität zu heben oder aber für die Zukunft Qualität zu sichern.“

Quelle: mikado
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