29.06.2009

Klimaneutral übernachten - eine Vision

Die Städte der Welt expandieren ins Meer – und verfolgen dabei grundverschiedene Konzepte: Während die Golfstaaten Tausende Tonnen Sand im Meer versenken, um künstliche Inseln zu schaffen, werden aus Europa immer mehr Entwürfe für schwimmende Bauten bekannt. Ein Beispiel ist das Hotel, das Henning Larsen Architects für den Weltklimagipfel Ende 2009 in Kopenhagen entworfen haben.
Das Szenario wiederholt sich mit unschöner Regelmäßigkeit: Zu großen Messen und politischen Konferenzen platzen die Gastgeberstädte buchstäblich aus allen Nähten; freie Hotelzimmer, gar bezahlbare, sind Fehlanzeige. Andererseits: Welcher Hotelier würde in einen Neubau investieren, der nur während einer Woche im Jahr ausgebucht wäre?

Beim UN-Klimagipfel „COP 15“, zu dem im Dezember mehr als 10.000 Gäste in Kopenhagen erwartet werden, wird sich die Problematik in aller Schärfe stellen. Henning Larsen Architects haben daher gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Multiconsult und den Schiffsbauingenieuren LMG Marin ein schwimmendes Hotel konzipiert, das pünktlich zu „COP 15“ seine Türen öffnen sollte. Der Vorteil des Konzepts: Kopenhagen besitzt große ehemalige Hafenanlagen – auch innerstädtisch – die derzeit zu Wohn- und Bürogebieten umgewidmet werden. Ein Ende der Entwicklung ist noch nicht abzusehen: Vor wenigen Wochen erst wurde der städtebauliche Wettbewerb für den Nordhafen, ein neues Quartier für 40.000 Einwohner, entschieden. Ein schwimmendes Hotel könnte in der sich schnell wandelnden Stadt öfter den Standort wechseln und so der Nachfrage folgen. Ein weiterer Vorteil: Das Gebäude würde, so die Architekten, nur halb so viel kosten wie ein vergleichbarer Hotelbau an Land.

Foto: Henning Larsen Architects

Außerdem birgt der Standort auf dem Wasser große Potenziale für den nachhaltigen Gebäudebetrieb. Meerwasser lässt sich für die Gebäudeheizung und –Kühlung verwenden. Im Projekt von Henning Larsen Architects sollten außerdem Solarpaneele für Warmwasser und Photovoltaik, Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Regenwassernutzung, die Integration von Windkraftanlagen, eine hoch gedämmte Gebäudehülle und hoch effiziente LED-Beleuchtung zur CO2-Neutralität des Gebäudes beitragen.

Lange Zeit sah es so aus, als würde das Hotel tatsächlich realisiert werden. Ein Investor war bereits gefunden; die Verhandlungen mit der Stadt über einen 10-jährigen Mietvertrag für einen Ankerplatz nordöstlich der Innenstadt liefen. Das Projekt scheiterte letztlich an der verspäteten Erteilung der Baugenehmigung: die rechtzeitige Realisierung zum Klimagipfel war damit nicht mehr möglich. Doch die Idee eines CO2-neutralen, schwimmenden Hotels wird weiterleben – und sicher schon bald andernorts in Europa wieder aufgegriffen werden.

Foto: Henning Larsen Architects

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