28.01.2009 Axel Dürheimer

Können sich Architekten nicht weiterentwickeln?

Professor Roland Ostertag, ehemaliger Präsident der Bundesarchitektenkammer, wirft der derzeitigen Architektenschaft vor die Zeichen der Zeit nicht zu erkennen. In den Stuttgarter Nachrichten vergleicht er die heutigen Architekten mit einem Autofahrer, der nur den Rückspiegel kennt und heute notwendige Anforderungen nicht wahrnimmt.

Ostertag schreibt, dass der Großteil der Architekten das Berufsbild der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft übertragen will. Egal ob es dabei um die Regelwerke und Normen, die Honorarordnung oder die Studienpläne und Lehrangebote der Hochschulen geht. Mit Entsetzen würden die meisten feststellen, dass von neuen Berufen wie den Investoren, Generalübernehmern und -unternehmern und Gesamtplanern die Leistungen übernommen werden.

Fehlendes Bewußtsein

Laut dem ehemaligen Präsident der Bundesarchitektenkammer machen sich die Wenigsten Gedanken über die wachsende Erdbevölkerung, die Bevölkerungszunahme in den Städten und das teure und stark reglementierte Bauen, wie es in Deutschland praktiziert wird. Ebenso würden die Architekten nicht wahrnehmen, dass nur noch rund ein Viertel der Gebäude in Europa und nur fünf Prozent der Bauten weltweit von Architekten geplant werden.

Gedanken machen

Die heutigen Architekten müssen sich laut dem 77-Jährigen Architekten über mehrere Punkte Gedanken machen und dann auch eine abschließende Lösung finden. Wie sieht das Berufsbild der Architekten im 21. Jahrhundert aus? Was umfasst es? Muss das Entwerfen neben der ästhetischen Qualität nicht auch zunehmend den sozial-gesellschaftlichen und terminlich-kostenmäßigen Aspekt berücksichtigen? Muss experimentelles Denken und Handeln mehr im Mittelpunkt stehen? Sollte in diesem Zusammenhang nicht auch ein ganzheitlicher Forschungsansatz gesucht werden? Und müssen sich diese Themen nicht schon in den Lehrplänen der Hochschulen widerspiegeln, um zukünftigen Architekten diese neue Kultur mitzugeben?

Fazit

Ostertag wünscht sich in Zukunft Architekten, die nicht nur nach den Regeln der Vergangenheit arbeiten, sondern für neue Entwicklungen aufgeschlossen sind. Ob sich heutzutage ein Architekt leisten kann dies nicht zu machen, darf aber bezweifelt werden. Und da stellt sich dem Leser die Frage nach der tatsächlichen Nähe Professor Ostertags zur jungen Architektengeneration. Denn einige seiner gestellten Fragen – zwar nicht alle – werden im Moment durchaus von jungen Architekten täglich beantwortet, auch weil sie existenziell für ein Architekturbüro sein können.

Professor Roland Ostertag (Foto: kopfbahnhof-21.de)

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