01.07.2013 Emilia Margaretha

Kohärentes System: Europaallee 21 in Zürich

Die Europaallee wächst weiter. Gestern wurde der zweite Abschnitt des neuen Züricher Stadtteils eingeweiht: ein Gebäudeensemble der Großbank UBS AG. Drei renommierte europäische Architekturbüros zeichnen für den Baublock verantwortlich: Max Dudler, Annette Gigon mit Mike Guyer, sowie David Chipperfield. Der Neubau besteht aus vier Gebäudeteilen die wie Mühlenflügel miteinander verschränkt sind und ein gemeinsames Organisationssystem bilden. Die Gebäude sind jeweils durch ein Tor zum Innenhof voneinander getrennt, aber gleichzeitig verbunden durch oben liegende, durchgehende Bauteile. Die Eingangslobbies fügen sich in einem kohärenten System von Erschließungen und Durchgängen zwischen Straße und Hof.  Architekten: Max Dudler, Gigon / Guyer Architekten und David Chipperfield Architects
Standort: Europaallee 21, CH-8004 Zürich
Fotograf: Stefan Müller, Berlin

Haus Lagerstrasse von Annette Gigon und Mike Guyer
Das Bürogebäude liegt an der südöstlichen Ecke des Ensembles und orientiert sich zur Lagerstraße. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss rückt der Baukörper von der Baulinie ab und formt damit einen gedeckten Eingangsbereich. Rück- und Vorsprünge in den oberen Geschossen modulieren das Volumen, bilden das Attikageschoss sowie die Brückenverbindungen aus. Ein Café, Ladennutzungen und eine großzügige Erschließungshalle befinden sich im Erdgeschoss. Die Eingangshalle kann sowohl von der Straße als auch vom Hof her betreten werden. Sie bildet den primären Zugang zu den Büro- und Sitzungszimmern in den sieben Obergeschossen.  Die zweischichtige Gebäudehülle besteht aus einer inneren Metall-Glas-Fassade mit unterschiedlich rhythmisierten Fensterteilungen und einer äußeren, durchlüfteten Einfachverglasung mit metallisch schimmernder Gewebeeinlage. Die äußeren Scheiben bieten Lärmschutz gegen die Straße, Windschutz für die Sonnenrollos und überdies Sichtschutz von außen nach innen – ohne jedoch die Aussicht aus den Büros zu beeinträchtigen. Die äußeren Gläser sind in verschiedenen Winkeln zueinander versetzt. Dabei entstehen zusätzliche Schlitze für die Durchlüftung und je nach Lichtverhältnissen auch ein Spiel unterschiedlicher Reflexionen.  Bauvolumen: BGF: 13.680  / BRI: 51.000 m³
Programm: 7 Bürogeschosse, 575 Arbeitsplätze, EG mit Erschließungshalle, Ladennutzungen

Haus Lagerstrasse (Gigon/Guyer)

Blick vom Hof auf das Haus Lagerstrasse

Ecksituation Haus Lagerstrasse

„il Caffè“ im Haus Lagerstrasse mit Blick in den Hof

Zum Hof orientierter Umgang, 1. OG im Haus Lagerstrasse. Skulpturen: Karin Sander

Haus Freischützgasse von David Chipperfield Architects
Die schmale Stirnseite des achtgeschossiges Neubaus ist dem neuen Boulevard der Europaallee zugewandt, während die Längsseite den Straßenraum der Freischützgasse prägt. Die Rationalität der Grundrissorganisation, die sich auch in der Fassade widerspiegelt, wird durch die leicht mäandrierenden, geschosshohen und gegeneinander verlaufenden Fassadenbänder wieder aufgelöst. Die dabei entstehende flachreliefartige Wirkung wird mittels bedruckter und unterschiedlich dichter metallbedampfter Kunststoffgewebe in den äußeren Glasscheiben noch verstärkt. Je nach Tageslichtsituation und Standpunkt des Betrachters verändert sich der Baukörper: In der Wahrnehmung oszilliert das Gebäude zwischen Schwere und Leichtigkeit, Strenge und Verspieltheit, Geschlossen- und Offenheit.
Im Erdgeschoss schafft die Lobby des Eingangsbereichs eine Verbindung zwischen Freischützgasse und Innenhof. Ein zweigeschossiger Luftraum ermöglicht Blickbeziehungen in das erste Bürogeschoss und in den Kommunikationsgang im ersten Obergeschoss. In allen anderen Geschossen befinden sich Brückenbereiche mit einem direkten Übergang zu den angrenzenden Gebäuden. Prägend für das Innere des Neubaus sind die rationale Grundrissorganisation und die daraus entstehende maximale Flexibilität stützenfreier Räume.  Bauvolumen: BGF: 14.600  / BRI: 54.700 m³
Programm: 7 Bürogeschosse, EG mit Erschließungshalle und Sitzungsräumen, externes Restaurant

Blick vom Hof auf das Haus Freischützgasse (David Chipperfield Architects)

Blick vom Hof auf das Haus Freischützgasse


Bauherr:
UBS AG, Zürich

Projektentwicklung:
Schweizerische Bundesbahnen SBB, Bern Wettbewerb: 2006
Vorprojekt: März bis Oktober 2007
Bauantrag: September 2008
Baubeginn: Mai 2010
Fertigstellung: Februar 2013 Grundstücksfläche: 7.400 m²
Brutto-Grundfläche: 56.700 m²
Brutto-Rauminhalt: 213.000 m³ Weitere Informationen
www.maxdudler.com
www.gigon-guyer.ch
www.davidchipperfield.co.uk
www.europaallee.ch

Haus Lagerstrasse

Haus Europaallee von Max Dudler
Das Haus besetzt die nordwestliche Ecke des Ensembles. Aufgrund seiner zukünftig prominenten Lage an der Europaallee wurden das Hauptfoyer der UBS und die Geschäftsfiliale der Bank in diesem Haus angesiedelt.
Die Wirkung der Fassade des Hauses beruht auf der Reihung der flächigen, reflektierenden Fensterelemente, die in ein feingliedriges Relief aus tiefen Schattennuten eingefügt sind. Aus technischer Sicht handelt es sich um eine Elementfassade aus geschosshohen, zweischaligen Kastenfenstern.  Bauvolumen: BGF: 12.700  / BRI: 47.300 
Programm: 6 Bürogeschosse, EG mit Ladennutzung, Mitarbeiterrestaurant im EG und 1. OG

Blick vom Hof auf das Haus Europaallee (Max Dudler)

Eingangshalle (aus weißem Carrara-Marmor) im Haus Europaallee

Haus Eisgasse von Max Dudler
Der Bau an der südwestlichen Ecke des Ensembles wurde als steinernes Haus ausgebildet. Eine massive, vorgehängte Verkleidung aus großformatigen Kunststeinelementen verdeckt die Rahmen der gläsernen Fenster. In der Fassade sind dadurch nur zwei Materialien sichtbar: der dunkelgrüne Kunststein und Glas. Durch Zuschläge aus einheimischem Alpgestein in unterschiedlichen Körnungen (weißer Marmor, schwarzer Basalt, grüner Alpe Verde) erhalten die geschliffenen Fassadenelemente je nach Betrachtungsabstand Detailvielfalt und Tiefe. 

Das Personalrestaurant „MEAL 21“ im ersten Obergeschoss des Hauses und das darunterliegende, zum Hof orientierte Personalrestaurant „EASY 21“  wurden ebenfalls durch Max Dudler gestaltet. Schwarze Wandvertäfelungen, in feinem Kirschholz ausgeführtes Mobiliar und die ebenfalls mit Kirschholz verkleideten Theke charakterisieren die Räume.

Bauvolumen: BGF: 11.300 m² / BRI: 42.300 m³
Programm: Bürogebäude mit Kundenfiliale und Ladennutzung im EG, Kundenzone im 1. OG


Haus Eisgasse (Max Dudler)

Haus Lagerstrasse (Gigon/Guyer)

Haus Freischützgasse (David Chipperfield Architects)

Für die 78.000 m² große Arealfläche entlang der Gleise des Züricher Hauptbahnhofes hat die Grundeigentümerin, die Schweizerische Bundesbahn (SBB) bereits 2004 einen Gestaltungsplan eingereicht. Nach den Entwicklungsvorgaben wie nachhaltige Aufwertung des Gebietes, hohe architektonische Relevanz, hohe soziale, ökonomische und ökologische Qualität, erstellte Kees Christiaanse (KCAP Architekt and Planers) einen Masterplan, dem im Jahr 2006 in einer Volksabstimmung eine Mehrheit der Bürger zustimmte. Die Fertigstellung der Europaallee ist für das Jahr 2020 vorgesehen. Der Stadtteil wird dann 6.000 Arbeitsplätze, 2.500 Studienplätze, 300 Wohnungen, ein Hotel, Geschäfte, Gastronomie sowie weitere Freizeitangebote umfassen.
Der Baubeginn erfolgte Anfang 2009. Die Europaallee soll sich durch verschiedene Architekturen auszeichnen, welche die Identität des Ortes prägen.
Realisiert wird der neue Stadtteil in acht Etappen. Als erster Neubau wurde im Herbst 2012 auf Baufeld A ein vierteiliges Gebäudeensemble von Max Dudler fertiggestellt. Darin befinden sich die Pädagogische Hochschule Zürich, eine Shoppingmall sowie Büros. Den zweiten Bauabschnitt bildet das nun fertiggestellte Baufeld C.

Überblick der Baufelder Europaallee

Luftbild Europaallee, Baustelle im Sommer 2012

Ansicht Europaallee

Haus Europaallee (Max Dudler)

Haus Eisgasse (Max Dudler)

Der städtebauliche Plan für das Areal zwischen der Lagerstraße und dem Gleisbett, zu dem das Gebäude "Europaallee 21" gehört, geht auf einen zweistufigen Studienauftrag der SBB AG aus dem Jahr 2006 zurück, den Max Dudler für sich entscheiden konnte. Auf Initiative von Max Dudler wurde die damals zweitplatzierte Arbeitsgemeinschaft Annette Gigon / Mike Guyer Architekten mit David Chipperfield Architects eingeladen, das Baufeld C auf der Basis des Wettbewerbsentscheides mitzugestalten. Bei dem Entwurf spielt das Thema der Brücken eine entscheidende Rolle. Diese verbinden die vier Gebäude und erlauben Rundgänge auf allen oberen Geschossen. Aus Einzelhäusern mit eigenem Erscheinungsbild und Innenleben entsteht auf diese Weise ein gemeinsam nutzbares Gebäude. Die vier Neubauten sind in Konstruktion und Material eigenständig ausgebildet. Gleichzeitig beziehen sie sich aufeinander, indem alle Gebäude in den Sockelpartien betont sind und Staffelungen der Baukörper in den oberen Geschossen aufweisen. Auf Höhe der ersten Obergeschosse befindet sich ein zum Hof orientierter Umgang, ein Erschließungsring für das ganze Ensemble.

Lageplan Europaallee

Luftbild Europaallee, Baustelle im Sommer 2012

Haus Europaallee (Max Dudler)

Im Jovis Verlag erscheint anlässlich des Gemeinschaftsprojekts von Max Dudler, Gigon / Guyer Architekten und David Chipperfield Architects die Publikation „Zusammen bauen“.
Erhältlich ab Juli 2013.

Grundrisse EG + 1.OG

Haus Eisgasse mit Brückensituation

Haus Eisgasse

Restaurant „EASY 21“ im Haus Eisgasse (Max Dudler)

Haus Lagerstrasse (Gigon/Guyer) mit Verbindung zum Haus Freischützgasse

Haus Freischützgasse

Innenraum Haus Freischützgasse

Haus Europaallee

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