14.01.2015 Peter Popp

Komplexes Gefüge: Long Museum in Schanghai

Das neue Long Museum in Schanghai übt sich in Zurückhaltung. Mit seiner puristisch anspruchsvollen Atmosphäre gelingt ein unaufgeregter Brückenschlag zwischen Architektur und Kunst. Durch die variantenreiche Anordnung T-förmiger Sichtbetonstrukturen entsteht dabei ein spannungsreiches Raumerlebnis. Architekten: Atelier Deshaus, Schanghai
Standort: No. 3398, Longteng Avenue, Xuhui District, Schanghai

Foto: Xia Zhi

Lageplan, Grafik: Atelier Deshaus

Mit dem »West Bund Cultural Corridor« hat die Stadt­verwaltung von Schanghai ein ambitioniertes Projekt zur Revitalisierung ehemaliger Hafen- und Industrieareale ins Leben gerufen und setzt dabei auf Kultur als Standortfaktor. Auf einer Fläche von sieben Quadratkilometern entstehen neben prestigeträchtigen Museumsprojekten allerdings auch wie vielerorts gigantische Entertainmentkomplexe, immer auf der Suche nach dem »next big thing«. So weit, so bekannt. Unter den vielen nach Aufmerksamkeit schreienden Objekten sorgt das Long Museum für eine positive Überraschung. Die Zurückhaltung, in der sich der vom Unternehmer- und Sammlerehepaar Liu Yiqian und Wang ins Leben gerufene Ausstellungsort übt, wirkt im positiven Sinne fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Errichtet auf dem Gelände eines alten Kohlehafens steht seine unaufgeregte, fast kühle Optik für einen an Langlebigkeit interessierten »Anti-Zeitgeist«. In einer puristischen, räumlich anspruchsvollen Atmosphäre gelingt dabei eine unaufgeregter Brückenschlag zwischen Architektur und Kunst.

Foto: Su Shengliang

Foto: Xia Zhi

Grundriss Untergeschoss: Zeitgenössische Kunst (1), Alte Kunst (2), Zeitgenössische und Alte Kunst (3), Moderne Kunst (4), Kinderraum (5), Flur (6), Lounge (7), Lager (8), Temporäres Lager (9), Verteilerraum (10), Leseraum (11), Büro (12), Büro Direktor (13), Besprechungsraum (14), Restauration (15), Archiv (16, 17), Lager (18), Hof (19), Sicherheitszentrale (20), Parkplatz (21), Fahrradstellplatz (22), Heizung, Lüftung (23), Schaltzentrale (24), Haustechnik (25), Grafik: Atelier Deshaus

Grundriss Erdgeschoss: Eingang Museum (1), Eingangshalle (2), Shop (3), Zeitgenössische Kunst (4), Video (5), Müll (6), Service (7), Luftraum (8), Temporäre Ausstellung (9), Shop für Kunst und Design (10), Restaurant (11), VIP (12), Lastenaufzug (13), Besucherterrasse auf ehemaligem Kohleschüttbunker (14), Grafik: Atelier Deshaus

Grundriss 1. Obergeschoss: Zeitgenössische Kunst (1), Luftraum (2), Anmeldung (3), Cafe (4), Restaurant (5), Küche (6), Hof (7), Terrasse (8), Fußgängerbrücke (9), Shop für Kunst und Design (10), Auditorium (11), Backstage (12), Besucherterrasse (13), Grafik: Atelier Deshaus

Modell, Foto: Atelier Deshaus

Schnitt Südost Nordwest, Grafik: Atelier Deshaus

Schnitt Südwest Nordost, Grafik: Atelier Deshaus

Der orthogonal organisierte Museumsbau besteht aus zwei ober- und zwei unterirdischen Geschossen. Im untersten Geschoss befindet sich eine Parkgarage, in der Ebene darüber befinden sich Kunstlichtsäle, die vorwiegend für die Präsentation der historischen Sammlungsbestände genutzt werden. Der oberirdische Baukörper basiert auf der strukturellen Logik der Parkgarage. Bei seinen raumbildenen T-förmigen Sichtbetonstrukturen handelt es sich um leitungsführende Hohlwände, die am oberen Ende gekurvt in die Decken übergehen. Durch das Aneinanderstoßen zweier Elemente entsteht ein gewölbter Raum mit dazwischen liegendem Lichtschlitz. Diese Motiv setzen die Architekten spannungsreich in Szene, indem sie die einzelnen Einheiten nicht nur um 90 Grad verdrehen, sondern auch im Wechsel ein- oder zweigeschossig anordnen.

Axonometrie, Anordnung der T-förmigen Sichtbetonstrukturen, Grafik: Atelier Deshaus

Foto: Su Shengliang

Strukturplan, Grafik: Atelier Deshaus

Foto: Xia Zhi

Durch die spannungsreiche Anordnung der Sichtbetonstrukturen entsteht eine Vielfalt unterschiedlicher Raumqualitäten. Gewaltige doppelgeschossige Hallen wechseln ab mit intimeren eingeschossigen Sälen oder Kabinetten. Dabei ergeben sich spannungsvolle Durch- und Ausblicke auf andere Bereiche des Museums oder die umgebende Landschaft. Innen und Außen werden so auf geschickte Weise verzahnt. Auch die industrielle Vergangenheit des Areals bleibt fragmentarisch sichtbar: Gleisstränge und ­eine Reihe von Kohleschüttbunkern aus ­Beton wurden von Atelier Deshaus in eine Aussichtsplattform umgewandelt, die das Gebäude von Ost nach West durchquert und in zwei Bereiche teilt, im Norden die Ausstellungs- und Galerieräume, im Süden ein schmaler Riegel mit Shop und Restaurant.

Foto: Su Shengliang

Projektbeteiligte:
Bauherr:
Shanghai Xuhui Waterfront Development, Investment & Construction Co., Ltd.
Architekten: Atelier Deshaus
Mitarbeit: Liu Yichun, Chen Yifeng, Wang Longhai, Wang Weishi, Wu Zhenghui, Wang Xuepei, Chen Kun
Tragwerksplanung, Elektroplanung, Haustechnik: Tongji Architectural Design (Group) Co, Ltd.
Team Tragwerksplanung: Chao Si, Zhang Zhun, Shao Xiaojian, Shao Zhe, Zhang Ying, Shi You, Li Weijiang, Kuang Xingyu, Zhou Zhili
Lichtplanung: Shanghai Guangyu Lighting Design Co., Ltd.

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