
© Foto: Jakob Schoof
Konstruktive Experimente: Die Highlights der Architekturbiennale (3)
Datum: 28. Mai - 27. November 2016
Ort: Venedig, Italien
Ort: Venedig, Italien
In Mitteleuropa neigen wir bisweilen zu der Annahme, alle Welt müsse bauen wie wir: Stahlbetonskelette mit vorgehängten Fassaden, im kleinen Maßstab auch Mauerwerksbau und wenn es ökologisch sein soll, Holzrahmen- oder Holzmassivbauten. Formal lässt sich heute fast alles realisieren, wenngleich oft auf Kosten der Materialeffizienz. Der Baukran liegt uns näher als die Handarbeit, was sich in der zunehmenden Verwendung großer, vorgefertigter Elemente zeigt.
Die diesjährige Architekturbiennale lehrt, dass in anderen Weltregionen auch ganz andere Konstruktionsprinzipien sinnvoll sein können – je nachdem, welche Naturressourcen dort verfügbar sind und wie hoch das Lohnniveau ist. Auch das Qualifikationsniveau der Bauhandwerker spielt dabei natürlich eine Rolle. »In Entwicklungsländern«, schreibt Biennale-Direktor Alejandro Aravena, »ist die Bauindustrie nicht so sehr ein Handwerk als vielmehr eine Methode, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. Darum bevorzugen dort viele Entscheidungsträger ineffiziente und arbeitsintensive Bausysteme.«
Ein Beispiel, das Besuchern auf ihrem Biennale-Rundkurs gleich mehrfach begegnet, sind Gewölbekonstruktionen aus Ziegelschalen und –rippen. In Paraguay etwa kombinieren Solano Benítez und sein Architekturbüro Gabinete de Arquitectura den allgegenwärtigen Ziegel und Heerscharen ungelernter Arbeiter, um frappierend einfache, filigrane Rippengewölbe zu errichten. Eine Kostprobe davon haben sie im großen Zentralraum des Biennale-Pavillons in den Giardini in Venedig gegeben.
Filigrane Schalen aus Ziegeln, Naturstein und Beton
Vorwiegend mit Schalenkonstruktionen aus Ziegeln, Naturstein und Beton arbeiten der Schweizer Ingenieur Philippe Block und sein Büro Ochsendorf, Dejong & Block. Daneben ist Block Professor an der ETH Zürich und forscht dort ebenfalls an filigranen Gewölbestrukturen. Im Arsenale sind unter anderem zu sehen: eine gegossene, an der dünnsten Stelle nur 2 cm starke Rippendecke aus unbewehrtem Beton, eine ähnliche Deckenstruktur aus dem 3-D-Drucker, und das »Armadillo Vault«. Gefertigt aus 399 unterschiedlich geformten, computergesteuert zugeschnittenen Kalksteinplatten mit teils nur 5 cm Stärke, spannt diese geschuppte Gewölbestruktur frei über 16 Meter. Lediglich die Auflager der Gewölbe aus Stahl wirken bei der Installation ein wenig wie Fremdkörper.
Ein zweites Werk – diesmal mit konkreter Nutzung – aus dem Hause Block ist im Freigelände des Arsenale zu sehen. Der »Droneport«, konzipiert gemeinsam mit der Norman Foster Foundation, soll der Prototyp für eine neuartige Transportinfrastruktur in Afrika sein. Gerade in ländlichen Regionen ohne gutes Straßennetz lassen sich eilige Warensendungen wie Medikamente effizienter von unbemannten Drohnen liefern als mit dem Auto. Die Ziegelschale an der Kaimauer in Venedig hat eine Spannweite von 10 x 8 Metern und besteht aus drei Steinlagen: einer inneren aus traditionellen Tonziegeln und zwei äußeren aus Lehmziegeln mit einem neuartigen Bindemittel auf Zementbasis. Die ungebrannten und doch enorm belastbaren Ziegel sollen helfen, wertvollen Brennstoff in Afrika einzusparen.
Die diesjährige Architekturbiennale lehrt, dass in anderen Weltregionen auch ganz andere Konstruktionsprinzipien sinnvoll sein können – je nachdem, welche Naturressourcen dort verfügbar sind und wie hoch das Lohnniveau ist. Auch das Qualifikationsniveau der Bauhandwerker spielt dabei natürlich eine Rolle. »In Entwicklungsländern«, schreibt Biennale-Direktor Alejandro Aravena, »ist die Bauindustrie nicht so sehr ein Handwerk als vielmehr eine Methode, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. Darum bevorzugen dort viele Entscheidungsträger ineffiziente und arbeitsintensive Bausysteme.«
Ein Beispiel, das Besuchern auf ihrem Biennale-Rundkurs gleich mehrfach begegnet, sind Gewölbekonstruktionen aus Ziegelschalen und –rippen. In Paraguay etwa kombinieren Solano Benítez und sein Architekturbüro Gabinete de Arquitectura den allgegenwärtigen Ziegel und Heerscharen ungelernter Arbeiter, um frappierend einfache, filigrane Rippengewölbe zu errichten. Eine Kostprobe davon haben sie im großen Zentralraum des Biennale-Pavillons in den Giardini in Venedig gegeben.
Filigrane Schalen aus Ziegeln, Naturstein und Beton
Vorwiegend mit Schalenkonstruktionen aus Ziegeln, Naturstein und Beton arbeiten der Schweizer Ingenieur Philippe Block und sein Büro Ochsendorf, Dejong & Block. Daneben ist Block Professor an der ETH Zürich und forscht dort ebenfalls an filigranen Gewölbestrukturen. Im Arsenale sind unter anderem zu sehen: eine gegossene, an der dünnsten Stelle nur 2 cm starke Rippendecke aus unbewehrtem Beton, eine ähnliche Deckenstruktur aus dem 3-D-Drucker, und das »Armadillo Vault«. Gefertigt aus 399 unterschiedlich geformten, computergesteuert zugeschnittenen Kalksteinplatten mit teils nur 5 cm Stärke, spannt diese geschuppte Gewölbestruktur frei über 16 Meter. Lediglich die Auflager der Gewölbe aus Stahl wirken bei der Installation ein wenig wie Fremdkörper.
Ein zweites Werk – diesmal mit konkreter Nutzung – aus dem Hause Block ist im Freigelände des Arsenale zu sehen. Der »Droneport«, konzipiert gemeinsam mit der Norman Foster Foundation, soll der Prototyp für eine neuartige Transportinfrastruktur in Afrika sein. Gerade in ländlichen Regionen ohne gutes Straßennetz lassen sich eilige Warensendungen wie Medikamente effizienter von unbemannten Drohnen liefern als mit dem Auto. Die Ziegelschale an der Kaimauer in Venedig hat eine Spannweite von 10 x 8 Metern und besteht aus drei Steinlagen: einer inneren aus traditionellen Tonziegeln und zwei äußeren aus Lehmziegeln mit einem neuartigen Bindemittel auf Zementbasis. Die ungebrannten und doch enorm belastbaren Ziegel sollen helfen, wertvollen Brennstoff in Afrika einzusparen.