25.03.2010

Kontextarchitektur | Tagung im Sprengel Museum Hannover

Mit der Errichtung des Fridericianums in Kassel im Jahre 1779 wurde der weltweit erste Museumsbau geschaffen, der einzig und allein der Präsentation von Kunst- und Kulturschätzen diente. Seitdem gehören Museen zu den wichtigsten Projekten namhafter Architekten. Das Bauwerk Museum galt als Aushängeschild der historischen Baukunst bis mit dem Ende des 20. Jahrhunderts die moderne Architektur verstärkt auch die Museumswelt prägte. Nicht nur das Guggenheim-Museum von Bilbao sorgte im Zuge dessen bei traditionellen Kunstwissenschaftlern und Museologen für hitzige Diskussionen. Parallel zu vielen modernen Projekte, die seitdem folgten, entbrannte ein Architektur-Streit um das Verhältnis von Inhalt und Form. Verschwindet die Bedeutung der ausgestellten Objekte hinter einer avancierten Museumsarchitektur, die als „Metaausstellungsstück“ selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt? Oder gewinnt die Kunst mit der neuen Fassade gerade an Popularität?

In was für einen Kontext stellt zeitgenössische Architektur die ausgestellte Kunst? Und in welchem Kontext steht die museale Architektur selbst?
Gerade das Sprengel Museum Hannover bietet für diese Fragen interessante Anknüpfungspunkte: Das von der Architektengruppe Peter und Ursula Trint, Köln, und Dieter Quast, Heidelberg, entworfene Museum wird von einem Konzeptionsprinzip des Dialoges zwischen „öffentlichem Bereich und Kunstaura“ getragen. Zu den besonderen Attraktionen des Museums gehören seine Künstlerräume. Das wiedererrichtete „Kabinett der Abstrakten“ von El Lissitzky und die Rekonstruktion des Merzbaus von Kurt Schwitters stellen zwei herausragende, dabei jedoch ganz unterschiedliche Konzepte vor, Raum künstlerisch zu gestalten. Mit James Turrells Lichträumen findet dieser Schwerpunkt seine Fortsetzung in der Kunst der Gegenwart.
Mit der Auslobung eines internationalen Architektenwettbewerbs begannen im Sommer diesen Jahres die Planungen für den Erweiterungsbau des Sprengel Museums. Gelegen auf dem angrenzenden Parkplatz neben dem Museum soll der Anbau - neben zusätzlichen Nutzflächen für Depots und Büros - neue Ausstellungsflächen für eine umfangreichere Präsentation der Sammlung sowie Platz für Sonderausstellungen bieten. Die für Februar 2010 erwartete Jury-Entscheidung und anschließende Präsentation der Entwürfe werden das Thema der Tagung Ende März somit um aktuellste Bezüge bereichern.

Architektur ist der zweite Themenschwerpunkt der Veranstaltungsreihe Philosophie:Kunst 2009-2011, die im Oktober diesen Jahres mit einer Vortragsserie zur Ästhetik von Kunst und Design im Neuen Museum in Nürnberg eröffnete. Das zweijährige, bundesweite Kooperationsprojekt der Kulturstiftung des Bundes und der LMU München (Lehrstuhl für Philosophie IV/ Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin) lädt dazu ein, zeitgenössische Bildende Kunst aus philosophischer Perspektive zu betrachten. In Zusammenarbeit mit fünf Kunstmuseen in Deutschland entstand ein Programm, das sich aus theoretischer und angewandter Perspektive mit zentralen Themen aktueller Kunstdiskurse auseinandersetzt. Eine interessante Auswahl ihrer Protagonisten und Standpunkte vorzustellen und in einen gemeinsamen Dialog mit dem Publikum zu treten, verbindet sich mit dem Ziel der Veranstaltungsreihe nach einer verstärkt interdisziplinären Kunstvermittlung.


Programm

Philosophie:Kunst 2009-2011 im Sprengel Museum Hannover
Kontextarchitektur, Tagung am 27. März 2010
10 bis 19 Uhr, Eintritt frei

Moderation: Prof. Dr. Jakob Steinbrenner, Ludwig-Maximilians-Universität München

10:00-10:30 Begrüßung Prof. Dr. Ulrich Krempel, Sprengel Museum Hannover
und Hortensia Völckers, Kulturstiftung des Bundes
10:30-10.45 Vorstellung des bundesweiten Kooperationsprojekts Philosophie:Kunst 2009-2011
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Ludwig-Maximilians-Universität München
10:45-11:45 Kontextkonstruktion
Prof. Wilfried Kuehn, Kuehn Malvezzi Architects Berlin, Professor für Ausstellungsdesign
und kuratorische Praxis HfG Karlsruhe
12:00-13:00 Jenseits von Ikone und Schneckenhaus: Museumsarchitektur im Kontext
des Kunstsystems
Dr. Eberhard Ortland, Institut für Philosophie, Universität Hildesheim
Mittagspause
14:00-15:00 Erinnerungskultur und Inszenierung: Ästhetik und architektonische Formen
des musealen Raums
Prof. Dr. Ulrich Winko, Fakultät für Architektur, Hochschule München
15:15-16:15 Das Museum als Gegenstadt. In der Krise des Ausstellens: Wie kann ästhetische
Erfahrung stattfinden?
Dr. Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Kaffeepause
16:45-17:45 Kunst aktiviert Kunst: Zu den Funktionen der Museumsarchitektur
Dr. Christoph Baumberger, Institut für Umweltentscheidungen, ETH Zürich
18:00-19:00 Abschlussdiskussion

Adresse:
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover

Museumsstrasse, Sprengel Museum Hannover

https://detail-cdn.s3.eu-central-1.amazonaws.com/media/catalog/product/2/5/25259_469_800_406.jpg?width=437&height=582&store=de_de&image-type=image
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, um einen Link zum Zurücksetzen Ihres Passworts zu erhalten.
Pflichtfelder
oder
Copyright © 2024 DETAIL. Alle Rechte vorbehalten.