14.07.2014 Peter Popp

Kontrolliert perforiert: Stadtbibliothek von Paredes Pedrosa

Die neue Stadtbibliothek in der spanischen Exklave Ceuta kombiniert zwei kulturelle Funktionen: Sie ist ein Ort der Bücher und schützendes Dach für archäologische Funde zugleich. Die kompakte Gebäudehülle übersetzt den innenräumlichen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart für den Stadtraum. Ein massiver, skulptural geformter Sockel umfasst den antiken Bereich der merinidischen Grabungsstätte. Darüber staffeln sich die lichtsensiblen Bücher- und Lesezonen, umhüllt von einer perforierten Haut aus eloxiertem Aluminium. Sie reduziert die Intensität der afrikanischen Sonne auf ein mikroklimatisch geeignetes Maß. Architekten: Paredes Pedrosa Arquitectos, Madrid
Standort: Calle Duarte/Calle Manuel Olivencia Amor, Ceuta, Spanien

Foto: Fernando Alda

Bauherr:
Ministerio de Cultura, Educación y Deporte Team:
Lucía Guadalajara, Álvaro Rábano, Clemens Eichner, Álvaro Oliver, Guiomar Martín, Eva Urquijo, Ángel Camacho, Ignacio Cordero, Blanca Leal, Roberto Lebrero, Luis Calvo

Tragwerksplanung: Alfonso Gómez Gaite. GOGAITE, S.L.
Haustechnik: JG Ingenieros S.A.

Foto: Fernando Alda

Die Sonne brennt unerbittlich über der im Norden Marokkos liegenden spanischen Exklave Ceuta. Für die Konzeption der neuen Stadtbibliothek bedeutet die intensive Strahlung eine große Herausforderung in zweierlei Hinsicht: Nicht nur das empfindliche Papier, auch die alten Mauersteine einer merinidischen Grabungsstätte galt es zu schützen, da die auf dem Grundstück freigelegten archäologischen Spuren räumlich eingebunden werden solten. Inmitten der dichtgedrängten Bebauung auf der Almina-Halbinsel, nutzen Paredes Pedrosa Arquitectos die steile Hanglage für ein räumlich gestaffeltes Gebäude, dass sich ins kleinteilige Stadtbild fügt, durch seine homogene Oberfläche jedoch gleichzeitig hervorsticht.

Foto: Fernando Alda

Lageplan, Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 0: Haupteingang (1), Lobby (2), Auditorium (3), Archäologischer Bereich (4), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 1: Zeitschriften (1), Besucherzentrum (2), Eingang zum Archäologischen Bereich (3), Archäologischer Bereich (4), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 2: Eingang zum Archäologischen Bereich (1), Besucherzentrum (2), Kinderbereich (3), Spielbereich (4), Buchbereich (5), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 3: Buchbereich (1), Lesebereich (2), Lernbereich (3), Mehrzweckraum (4), Arbeitsraum (5), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 4: Buch-, Lesebereich (1), Video, Audio (2), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 5: Arbeitsraum (1), Multimedia (2), Lernbereich (3), Jugendliteratur (4), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Grundriss Ebene 6: Büro Leitung (1), Besprechungsraum (2), Depot Kulturbesitz (3), Depot Bibliothek (4), Personalbereich (5), Büros (6), Technik, Dokumentation (7), Sekretariat (8), Computerraum (9), Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Dachaufsicht, Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Die autonome Hafenstadt Ceuta ist geprägt durch kulturelle Unterschiede. Europäische und nordafrikanische Interessen sind dabei nicht immer leicht in Einklang zu bringen. Auch das neue Biblioheksgebäude muss sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Schließlich befinden sich auf dem vorgesehenen Grundstück archäologische Funde aus dem 13. Jahrhundert. Damals herrschte die islamische Berberdynastie der Meriniden über Marokko und einen Teil des Maghrebs. Paredes Pedrosa definieren die Grabungsstätte als Herzstück ihres Entwurfs und entwickeln daraus eine kontrastreich komponierte Lösung, die den kulturellen Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart mühelos und selbstverständlich erscheinen lässt: Im Erdgeschoss umgibt das Foyer die freigelegten Funde und schreibt deren orthogonales System als dreigeschossigen Luftraum in das neue Gebäude ein. Das Raumprogramm der Bibliothek nimmt Maß an den Spuren der Historie und hält glechzeitig respektvoll Abstand. Die Zeitebenen bleiben dadurch jederzeit klar ablesbar und erweisen sich gegenseitige Reverenz.

Foto: Fernando Alda

Die Innenraumgestaltung ist zurückhaltend. Es dominiert die Farbe Weiß. Sie steht im Kontrast zu den Erdtönen der Grabungsstätte. Foto: Fernando Alda

Foto: Fernando Alda

Querschnitt, Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Längsschnitt, Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

Axonometrie, Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

In den Obergeschossen staffeln sich lichtsensible Bücher- und Lesezonen, Verwaltungs- und Depoträume, umhüllt von einer perforierten Haut aus eloxiertem Aluminium. Die kompakte Gebäudehülle reduziert die Intensität der afrikanischen Sonne auf ein mikroklimatisch geeignetes Maß und bewirkt, dass die einzelnen Bereiche der Bibliothek in einen angenehmen Halbschatten getaucht werden. In ihrer Zweiteilung aus massivem Sockel und metallisch bekleideten Obergeschossen übersetzt sie außerdem den innenräumlichen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart und visualisiert ihn für den Stadtraum.  

Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Auf der skulptural geformten Sockelzone, hinter der sich die Grabungsstätte verbirgt, türmen sich die Bereiche der Bibliothek mit einer perforierten Haut aus eloxiertem Aluminium. Foto: Fernando Alda

Durch die wenigen Fenster in der Sockelzone wird das Grabungsfeld beleuchtet. Foto: Fernando Alda

Punktförmige Öffnungen in den Obergeschossen lassen Blickbezüge zu entfernten Ausflugzielen zu. Foto: Fernando Alda

Bei Nacht ändert sich die äußere Erscheinung, die bei Tag hermetisch wirkende Außnhaut wird durchscheinend. Foto: Fernando Alda

Foto: Fernando Alda

Die kompakte Gebäudehülle reduziert die Intensität der afrikanischen Sonne auf ein mikroklimatisch geeignetes Maß und bewirkt, dass die einzelnen Bereiche der Bibliothek in einen angenehmen Halbschatten getaucht werden. Foto: Fernando Alda

Mit den selbst entworfenen sternförmigen Leuchten deuten die Architekten die drei Inhalte der Bibliothek an: Archäologie, Papier und digitale Bytes. Foto: Fernando Alda

Haupteingang, Foto: Fernando Alda

Dachgeschoss, Foto: Fernando Alda

Abwicklung Aluminiumpaneele, Grafik: Paredes Pedrosa Arquitectos

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