12.01.2015 Maier@detail.de

Kristall und Wolke: Musee des Confluences von Coop Himmelb(l)au

Im französischen Lyon eröffnete am 20. Dezember 2014 das futuristische Musee des Confluences. In dem Science Center werden gesellschaftliche Zukunftsfragen und die Wechselwirkungen von Natur- und Gesellschaftswissenschaften beleuchtet. Errichtet wurde das Musee des Confluences auf einer Landzunge, wo die Flüsse Rhone und Saone zusammenfließen – daher auch der Name Confluences für Zusammenfluss.

Architekt: Wolf D. Prix / Coop Himmelb(l)au
Standort: 86, quai Perrache, Lyon 69002, Frankreich

Foto: Karin Jobst

Die besondere Lage spiegelt sich auch in der Grundform des Museums als langgestrecktes Dreieck. Auf einem rund 21.000 m² großen Grundstück hebt das auf Stützen errichtete Museum geradezu ab. Das 180 Meter lange, 90 Meter breite und bis zu 37 Meter hohe Gebäude bietet eine Nutzfläche von rund 30.000 m² und eine Bruttogeschossfläche von rund 46.000 m². Besucher können sich zwischen abgeschlossenen und offenen Ausstellungsflächen wie in einem mäandernden Flusslauf bewegen und über unzählige Übergänge, Rampen und Ebenen neue Wissensströme erschließen.

Die Stahl- und Glasfassade des neuen Wahrzeichens der Stadt wurde von der Josef Gartner GmbH gefertigt, einem der weltweit führenden Fassadenbauer. Die komplexe Gebäudeform, die von den Wiener Architekten um Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au entworfen wurde, besteht aus einem Kristall und einer Wolke. Um solche freien architektonischen Formen zu bauen, mussten die Gartner-Ingenieure zahlreiche statische und bauphysikalische Probleme überwinden und neue Lösungen entwickeln.

Foto: Karin Jobst

Mit den Wiener Architekten haben die bayerischen Ingenieure von Gartner auch einen 30 Meter hohen Trichter aus Stahl und Glas im Eingangsbereich konstruiert und die Knotenpunkte der Stahlkonstruktion optimiert. Am 3D-Computermodell wurde jeder einzelne der 160 Knotenpunkte individuell designt, in dem jeweils sechs Stahlstreben aus rechteckigen Hohlprofilen zusammenlaufen. Am Computer wurde für jeden Knoten die Richtung und Achse der Stoßbleche bestimmt, um die Verschneidungen der Hohlprofile überhaupt erst zu ermöglichen und die Knoten eleganter zu gestalten.

Foto: Karin Jobst

Für den 30 Meter hohen Trichter mussten stark sphärisch gebogenen Scheiben gefertigt werden, die technisch an die Grenze des Machbaren gehen. Solche Krümmungen mit Radien von unter 500 Millimeter gab es bisher nur bei Cockpitscheiben eines Düsenjets. Die übergroßen Scheiben mit einer Kantenlänge von bis 4,5 Metern durchliefen einen komplexen Herstellungsprozess und wurden warm gebogen, um die vorgegebene Form zu erreichen. Erst dann konnten die Ränder auf das exakte Maß geschliffen werden, damit sie millimetergenau passen.

Foto: Karin Jobst

Die Stahlkonstruktion des sogenannten Kristalls im Eingangsbereich besteht aus 32 unterschiedlich geneigten Teilflächen, die Gartner aus rund 650 Tonnen Stahl fertigte. Um klaffende Verbindungen bei der komplexen Geometrie zu vermeiden, wurden Teile der primären und sekundären Stahlstruktur über im Profil angebrachte Schrauben verbunden. Die Kopfplatte wurde dazu wenige Millimeter zurückversetzt in das Rohr geschweißt. Die Stahlteile sind kraftschlüssig verbunden, damit nur über die Rohrwandung der hohe Druck übertragen wird. Eine streng kontrollierte Vorspannsequenz sichert an der Stoßstelle eine homogene Spannungsverteilung im Rohrquerschnitt. Nach Lackierung der Rohrwandungen sind diese Stöße im fertigen Bauwerk nicht mehr sichtbar.

Foto: Karin Jobst

Gartner entwickelte ebenfalls neue Verbindungs- und Montagetechniken wie Stäbe mit zweiseitigen Kugelgelenken, um Montagetoleranzen in alle Richtungen auszugleichen. Für den Transport der Bauteile von Gundelfingen an der Donau auf die Baustelle waren zahlreiche Sondertransporte nötig, da die größten Stahlteile bis zu 4,5 Meter breit und 20 Meter lang waren.
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