27.01.2015 Emilia Margaretha

Kunst-Kosmos: Akademie der bildenden Künste in Breslau

»Die starke Seite von Polen ist seine Kultur«, betont der polnische Kulturminister Zdrojewski bei der Eröffnung der neuen Akademie der bildenden Künste in Breslau. Sichtbar machen das die vielen Projekte, in die derzeit im Sektor des Kultur- und Schulbaus landesweit investiert wird. Neben den neuen Kunstakademien in Danzig, Krakau und Warschau, steht die in Katowice kurz vor der Fertigstellung, eine weitere, die Kunstuniversität in Poznan ist im Bau.
Architekten: Pracownia Architektury Glowacki - Tomasz Glowacki
Standort: ul. Generala Romualda Traugutta, PL–50-420 Wroclaw 

© Pracownia Architektury Glowacki

Der Neubau in Breslaus Stadtzentrum ist das erste von insgesamt drei geplanten Gebäuden der Akademie, die in drei Bauabschnitten entstehen sollen. Platzmangel sowie der schlechte Zustand des Bestands machten den 13,5 Mio Euro teuren Neubau notwendig, der zu 90% aus EU-Mitteln finanziert wurde. Ein Teil des Grundstücks, mit Garten und temporären Pavillons gehörte bereits zu der Hochschule, einen weiteren und zum Teil leerstehenden Bereich erhielt die Akademie von der Stadt.

© Pracownia Architektury Glowacki

Lageplan © Pracownia Architektury Glowacki

Den Mittelpunkt des Entwurfs, der als Sieger aus dem 2007 ausgeschriebenen Wettbewerb hervorging, bildet die bestehende Grünfläche. Der U-förmige Komplex umschließt diesen Garten, der zum einen die Aufteilung der Volumen auf dem Grundstück beeinflusste, zum anderen Inspiration für eine vollständig verglaste Fassade war, die durch Spiegelungen den grünen Bereich visuell erweitert und ins Innere des Gebäudes führt. 

© Pracownia Architektury Glowacki

Der bereits realisierte L-förmige Bauteil grenzt an die historische Wohnbebauung aus dem 19. Jahrhundert an. Die oberste Etage ist an diese Stelle zurückversetzt um den Bestand nicht zu "erdrücken". Die längere, höhere Seite schließt die städtebauliche Lücke entlang der Traugutta Straße, an der Gartenseite lehnt sich hier das historische Postgebäude an. Die vertikale Teilung der Glasfassade soll eine Verbindung zu diesem Backsteingebäude herstellen.

© Pracownia Architektury Glowacki

Foto: Jakub Certowicz

Auf der 13 000 m² großen Fläche beherbergt der Neubau Vorlesungssäle, Werkstätten, Fotostudios, Mediaräume, Ateliers, ein Auditorium für 170 Personen sowie eine direkt von der Straße zugängliche Kunstgalerie. Zudem finden hier auch Sonderräume für Glasherstellung, Eisengießerei, Lackierereien oder Keramiköfen Platz. Im sechsten Obergeschoss befindet sich eine Cafeteria mit Zugang zur Dachterrasse, die einen Blick über Breslau bietet. Im Untergeschoss sind neben den 32 Parkplätzen auch Lagerflächen für Skulpturen und andere Kunstobjekte untergebracht.

Schnitt BB, CC © Pracownia Architektury Glowacki

Grundrisse © Pracownia Architektury Glowacki

Den Grundriss strukturieren gleichmäßig verteilte Erschließungskerne mit Nebenräumen. Das alle Bereiche verbindende Element ist der Hauptflur, der im gesamten Gebäude entlang der Westfassade verläuft.   Bei der Suche nach Räumen, die Kunst und das künstlerische Schaffen am besten fördern, entwarfen die Architekten offene und flexible Kunstlabore die den Studierenden mit umfangreicher Ausstattung einen maximalen Komfort bieten. Das hohe Maß an natürlichem Licht ist dank der großen Glasflächen eine weitere Qualität. Diese 6,35 Meter hohen Arbeitsräume und Werkstätten sind mit Zwischengeschossen ergänzt. Je nach Bedarf können diese dank der mobilen Trennwände und der Möglichkeit flexibel an die Pfosten-Riegel-Fassade anzuschließen auch in kleinere Räume aufgeteilt werden.

© Pracownia Architektury Glowacki

An der Außenseite ist das Isolierglas der Fassade mit einem aus keramischem Siebdruck bestehenden Raster aus weißen Punkten bedruckt. Dieser schützt vor störender, direkter Sonneneinstrahlung. Dank der sehr guten thermischen und akustischen Eigenschaften des Materials sind die Innenräume vor dem Lärm der stark befahrenen Straße gut geschützt. Die ca. 6000 m² große Glasfläche gliedert sich in fast 1200 Glasscheiben mit einer Breite von 125 cm und Höhen von 231 cm bis 474 cm. 

© Pracownia Architektury Glowacki

Im Inneren kreieren hellgraue Böden, weiße Wände und die matt weißen Glasflächen einen angenehmen und neutralen Raum: Eine ideale Kulisse, um die Kunst in den Vordergrund zu stellen. Das transparente Gebäude kann besonders nach Einbruch der Dunkelheit seine Geheimnisse enthüllen. Das Innenleben wird sichtbar und so baut der Komplex eine Brücke zwischen der Kunst, der Stadt und ihren Einwohnern.
Emilia Margaretha

© Pracownia Architektury Glowacki

Weitere Projekte zum Thema »Bauen mit Glas« finden Sie in unserer Ausgabe
DETAIL 2015/1+2
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