02.03.2010 Judith Faltermeier

Kunstmuseum Moritzburg in Halle: Umbau und Erweiterung (2008)

Folge 23
Architekten: Nieto Sobejano Arquitectos, Madrid
Die Moritzburg in Halle ist eine der eindrucksvollsten spätmittelalterlichen Burganlagen Mitteldeutschlands. Errichtet als prachtvoller Sitz der Magdeburger Erzbischöfe, zerstört im Dreißigjährigen Krieg, hat sie über die Epochen hinweg unterschiedliche Nutzungen und Baustile erfahren. Seit 1904 ist das Städtische Museum für Kunst und Kunstgewerbe im Süd- und Ostflügel untergebracht und seit der Wende alleiniger Nutzer. Zur Erweiterung der dringend benötigten Ausstellungsfläche sollte die Ruine im Nord- und Westteil der Anlage wieder überdacht und nutzbar gemacht werden.
Über die historische Bausubstanz legt sich ein mit Aluminium gedeckter, plastisch geformter Dachkörper, der sich unregelmäßig mit Oberlichtern hebt und senkt und damit auf die vorhandene uneinheitliche Bebauung antwortet. Eine umlaufende Fuge lässt das Dach über den alten Mauern schweben. Der neue Erschließungsturm anstelle der zerstörten Südwestbastion und der vor die Fassade gesetzte Windfang nehmen die Formensprache des Dachs auf. Sie sollen der Kunst Lyonel Feiningers und dem bewegten Lebensweg der Moritzburg Tribut zollen.
Im Inneren sind West- und Nordflügel, einst die Repräsentations- und Wohnräume der Erzbischöfe, in ihrer alten Bausubstanz belassen und wieder zu einer Einheit zusammengefasst. So ist das komplette erste Obergeschoss ein einziger Raum, der größtmögliche Flexibilität bietet. Die Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss sind als weiße Boxen von der Dachkonstruktion abgehängt und über umlaufende Galerien zu erreichen. Da sie nicht den ganzen Raum ausfüllen, entsteht ein ständiges Wechselspiel zwischen offen und geschlossen, alt und neu. Dadurch entsteht ein Raumerlebnis über mehrere Geschosse. Der Blick nach oben wird wie von selbst in den raumhohen Trichter des Oberlichtes gelenkt. Der respektvolle Umgang mit der historischen Bausubstanz und die moderne Architektursprache treten in einen spannenden Dialog, der darauf verweist – die Moritzburg ist im 21. Jahrhundert angekommen.

Lageplan

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