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Leinen los! Natürliches Kompositmaterial für Designermöbel
Der Unternehmer Frédéric Morand setzt in seinem Möbelunternehmen Saintluc ein natürliches Kompositmaterial ein, das er selbst entwickelt hat. Bei der Gestaltung der Möbel arbeitet er mit renommierten Designern und Newcomern zusammen. Vergangene Woche stellte das Unternehmen gemeinsam mit dem Designerduo Ralston & Bau seine erste Edition in den Neuen Werkstätten in München vor. Die Veranstaltung mit anschließender Ausstellungseröffnung wurde von Patricia Beck (DETAIL research) moderiert.
Ökologische Komposite sind ein großer Trend im Materialbereich der Möbelbranche: Werner Aisslingers Hemp-Chair aus Hanf- und Kenaf-Fasern erregte vor zwei Jahren auf dem Salone di Mobile in Mailand Aufsehen, der Österreicher Martin Mostböck brachte bereits ein Jahr zuvor seinen Flaxx-Chair aus Flachsfasern und Polypropylen auf den Markt. Und in diesem Jahr konnte das junge französische Unternehmen Saintluc gleich mit seiner ersten auf dem Salone vorgestellten Edition aus einem neuen ökologischen Verbundstoff einen wichtigen Preis erringen: Die Außenleuchte Shroom der in Norwegen lebenden, schwedisch-französischen Designer Ralston & Bau wurde mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet. Ein glänzender Start für ein junges Designlabel, dessen Gründer zunächst gar nicht so viel mit Design zu tun hatte.
Frédéric Morands Tätigkeitsfeld begann in der Automobil- und Flugzeugindustrie, für die er bereits unterschiedliche Kompositmaterialien erprobt und eingesetzt hat. Mit der Gründung von Saintluc verwirklichte er sich einen Wunsch, der seine technische Kompetenz mit einem persönlichen Faible für Kunst und Design vereint und gleichzeitig seinem Anspruch an Nachhaltigkeit gerecht wird. Der von ihm in dreijähriger Forschungsarbeit entwickelte ökologische Verbundstoff aus Flachfasern und Bio-Harz ist im Gegensatz zu ähnlichen Kompositmaterialien wie Fiberglas nicht nur ökologisch „sauberer“, er wiegt auch nur die Hälfte und verbraucht bei der Herstellung 90 Prozent weniger Energie. Dabei verhält sich der Stoff im physikalischen Sinne ähnlich wie Fiberglas, das heißt, er ist stabil, in unterschiedliche Richtungen formbar, danach formbeständig, abwischbar und pflegeleicht. Die Flachsfasern – aus denen auch Leinen gewonnen wird – sind zwar viel kürzer als beispielsweise Baumwolle, dafür wachsen sie in Europa, vorzugsweise in Frankreich, die Anbauweise ohne Düngemittel schont den Boden und bei der Verarbeitung entsteht kaum Abfall.
Für die erste Edition von Saintluc arbeitete Morand von Anfang an mit französischen Designern zusammen, allen voran Jean-Marie Massaud, der für das Unternehmen den Coach Chair entwarf. Dessen Formsprache greift jene früher Fiberglasmöbel – wie die der Eames’ – auf, und lässt die Möglichkeiten des neuen Materials gut zur Geltung kommen. Die zweifach gebogene Schale des Coach ruht in einem Stahl- oder Holzgestell. In der Höhe durch einen Aufsatz variabel, lässt sich die gleiche Grundform sowohl für einen niedrigen Lounge Chair als auch einen einfachen Sessel einsetzen.
Auch die Tischplatte Duale vom französischen Designer Noé Duchafour-Lawrance ist dank ihres hochgebogenen Rands doppelt funktional: als niedriger Couchtisch mit Tablett oder höherer Esstisch. Die Leuchtenstudie Fax entstand nach dem Entwurf des jungen Designers Joran Briand, der das Material in einer besonders dünnen, pergamentartigen Variante für eine Wandleuchte inszeniert und die Hanffasern durchschimmern lässt.
Ganz anders verhält es sich bei der Leuchte Shroom für den Außenbereich, den das Designerduo Birgitta Ralston und Alexandre Bau entwarf. Die in Norwegen lebenden Designer ließen sich für die Form- und Funktionsfindung der Leuchte von ihrer Umgebung inspirieren: der Natur. Die Shrooms sehen aus wie ein Pilzfamilie, es gibt sie in breit, schmal oder lang, aber alle sind sie groß, sehr groß oder riesig. Wer an einem Wald- oder Wiesenweg entlangläuft, der mit Shrooms beleuchtet ist, darf sich ein wenig wie Alice im Wunderland fühlen. Doch die Leuchten sind auch sehr funktional: Gerade bei den mittelgroßen Modellen verbreitet die „Kappe“ blendfreies und dennoch großflächig verteiltes Licht. Ein interaktiver Sensor sorgt dafür, dass die Leuchte bei Annäherung an- und später wieder ausgeht. Sowohl Anmutung als auch Technik machen Shroom besonders für den Einsatz in ländlichen Gegenden, Parks oder großen Gärten geeignet, in denen keine kontinuierliche Beleuchtung nötig oder gewünscht ist. So wird nicht nur bei der Produktion sondern auch im Betrieb die Umwelt geschont: durch weniger Energieverbrauch und eine Vermeidung von Lichtverschmutzung.