18.04.2016 M. Zwack

Leonhard Panzenböck - DETAIL Stipendiat 2016/2017

Modell Gehöft, © Katja Hasenöhrl

  Lebenslauf:
Leonhard Panzenböck, geboren 1988 in Mödling (Österreich), beendete 2016 sein Bachelorstudium im Fachbereich Architektur an der Technischen Universität Wien. Seit 2013 ist er kontinuierlich als Studentischer Mitarbeiter in der Abteilung für Gestaltungslehre und Entwerfen tätig, wo er sich intensiv mit Forschungsaufgaben, Publikationen und der Gestaltung von Ausstellungen befasst hat. 
Leonhard Panzenböck arbeitete neben dem Studium bei Jabornegg & Pálffy Architekten (Wien) sowie im Atelier Hochstraße (Berndorf) bei D.I. Gabriele Schöberl. Seit April 2016 absolviert er sein Masterstudium im Fachbereich Architektur ebenfalls an der TU Wien. Statement der Jury zu den eingereichten Arbeiten von Leonhard Panzenböck:
Die eingereichten Arbeiten zeigen klar verständliche Entwürfe und eine ansprechende Darstellung. Erscheinung sowie Inhalt sind stimmig und aus einem „Guss“. Der Verfasser verfolgt eine klassische Herangehensweise und setzt sich angemessen mit der lokalen Materialität auseinander. Seine Arbeiten überzeugen in ihrer reduzierten, minimalistischen und feinfühligen Formensprache. Zudem zeigen die Entwürfe eine intensive Auseinandersetzung mit der lokalen Situation und Topografie. Die Frage nach Angemessenheit im Sinne einer baukulturellen Verantwortung beantworten sie in der Haltung „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Diesen Ansatz setzt der Verfasser in seinen Arbeiten adäquat um. Er erzielt dadurch skulptural und räumlich sehr interessante Situationen, ohne dabei das große Spektakel zu suchen.

Projektbeispiel: GEHÖFT IN OSLIP
Entwerfen: Dorftextur
Betreuung: Adrian Mayer, Inge Andritz

Oslip ist ein 1250 Einwohnerdorf im Nordburgenland. Der Ortskern wurde um 1800, als schmal Angerdorf nach wiener Ingenieursplänen errichtet. Auf den gotischen Parzellen wurden je zwei Streckhöfe errichtet. Wohnen am Anger, in der Mitte das Nutzvieh, die Scheune als Abschluss, mit dem Tor zum Hintaus und den zu bestellenden Feldern. Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft geben viele Bauern ihren Beruf auf. Durch den Wegfall der Produktion entstehen Leerstände innerhalb der alten Struktur. Wohnen und Arbeiten bilden keine Einheit mehr. Das Bauerndorf ohne Bauern verfällt und wird überformt. Mein Entwurf beschäftigt sich mit der Frage, wie man neuen Wohnraum innerhalb des historischen Kerns schafft, ohne der früher bewährten, aber ausgedienten Struktur ihre Identität zu nehmen?

Die ortstypische Struktur des Ensembles aus Haupthaus Nebenhaus, Hof und Scheune wird übernommen. Das neue Haupthaus besteht aus vier Raumtypen: Hauptraum, Privatraum, Nassraum und gedeckter Aussenraum. Diese Tyen können je nach Parzellengröße und Raumprogramm gereiht werden. Der abgebildete Entwurf stellt eine mögliche Variante in verschieden Ausbauphasen dar. Diese Strategie kann als einzelner Eingriff gedacht werden, oder als viele Eingriffe - ein Weiterschreiben oder Sanieren der bestehenden Dorfstruktur. Dieses Gedankenspiel soll dazu beitragen die räumliche Qualität innerhalb des historischen Dorfkerns zu bewahren, ausgezeichnet durch klare Gliederung und Abfolge von verschiedenen Dichten und Privatheiten.

Der Neubau zitiert die Form der Hülle des historischen Streckhofes. Die äußere Ziegelschicht, wird aus dessen Abbruchziegel gemauert. Die innere Organisation des Haupthauses folgt einem neuen System. Der archetypische Großraum, welchen die historische Form vorgibt, wird durch das Einschreiben verschiedener Tonnengewölbe und Verblendungen verformt, zoniert und neu befüllt. Das höchste Gewölbe bildet den Hauptraum und überspannt die ganze Breite des Streckhofes. Das mittelgroße Ziegelgewölbe markiert die Nasszellen, dem Zimmertrakt wird ein überhöhter Gang eingeschrieben. Die Negativräume werden mit Holzpanelen verformt und verkleidet. Die zum Hof hin südseitig orientierten Öffnungen können durch verschiebbare Holzpaneele geschlossen werden. Im Bereich der Zimmer sorgen große, nordseitig orientierte Dachflächenfenster für die Belichtung der privaten Räume, auch wenn die hofseitigen Öffnungen verschlossen sind. Im Bereich der Nasszellen wird der Gang über schmale Oberlichtbänder belichtet. Die weiß lasierten Holz Paneele bilden im Dachraum eine Trichterform und reflektiert das Tageslicht. Die zwei kleineren der drei raumabschließenden Ziegelgewölbe werden im Innenraum von Betonfertigteilen getragen. Diese trennen den Großraum in Erschließung und Nutzraum. Sie führen alle versorgenden Leitungen. Der Raum zwischen den Stützen wird bei Bedarf durch raumtrennenden Elementen wie Türen, Kästen, Sitzbänke, Tische oder Wände ausgebaut. Anfang und Ende des 75 Meter langen Hauses bilden gedeckte Außenräume.

Impression Oslip, © Gervin Sonnberger

schematischer Querschnitt

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Querschnitt

Modell Gehöft; Foto: Katja Hasenöhrl

Ingenieursplan von Oslip; Quelle: Anonymes Bauen im Nordburgenland, Roland Rainer

Was bedeutet das DETAIL Stipendium für dich bzw. was erwartest du dir davon?
Das DETAIL Stipendium sehe ich als schöne Anerkennung für eine Suche nach authentischen und einfachen Antworten auf die Frage der Angemessenheit eines architektonischen Eingriffs in seine Umgebung, welche in den letzten Jahren meines Studiums im Mittelpunkt meines Interesses stand.
Es ist mir Anstoß und Unterstützung diese Suche nach originaler Einfachheit im Rahmen meiner Diplomarbeit zu vertiefen. Ich freue mich auf ein intensives und unbeschwertes letztes Studienjahr, sowie spannenden Austausch und neue Bekanntschaften. Welchen Stellenwert hat die Architektur in deinem Leben und welche Themen beschäftigen dich sonst noch?
Mit dem Verständnis, dass durch Zurückhaltung und Reduktion im architektonischen Ausdruck hohe Qualität entstehen kann, wuchs auch meine Sympathie und der Stellenwert den diese Disziplin in meinem Leben eingenommen hat. Architektur nicht als rein technisch, gestalterische Kunst zu denke sondern auch als Geisteswissenschaft ist mir wichtig. Architektur ohne Architekten fasziniert mich. Das Studium wäre für mich nicht denkbar ohne den Austausch mit geschätzten KollegInnen und dem Ergründen von Haltungen spannender Menschen, welche ich auf meinem bisherigen Weg kennenlernen durfte. Meine große Leidenschaft abseits der Architektur gilt der Musik. Beim spielen eines Instruments schätze ich die Unmittelbarkeit des Momentanen und Intuitiven abseits von Bewertung und Reflexion. Über das kommende Jahr hinweg werden die einzelnen Sitpendiaten auf www.detail.de abwechselnd über ihre Studienarbeiten, Reisen und Erlebnisse berichten.
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