09.08.2009 Marion Dondelinger

Leserumfrage: Nachhaltigkeit und Ästhetik kein Widerspruch

Dafür plädieren jedenfalls die Leser von Detail.de mit deutlicher Mehrheit. Anlass der Umfrage war die Aussage von Wolf D. Prix, es gebe keine „lebendige Ästhetik der Nachhaltigkeit“ in seinem Festvortrag anlässlich der Münchner Opernfestspiele.
"Nachhaltigkeit verleugnet Zeichenhaftigkeit und daher ist es nicht möglich, aus diesem Begriff Nachhaltigkeit, Ästhetik zu generieren. Eine lebendige Ästhetik der Nachhaltigkeit gibt es nicht.", so Prix wörtlich. Eine Feststellung, die sämtliche Fortschritte in punkto Nachhaltigkeit in der Architektur für nichtig erklärt. Kein Wunder, dass Prix damit für eine rege Diskussion unter Architekten sorgte. In dem Artikel „Wie man die Revolution baut“ sucht die Süddeutsche Zeitung eine Antwort und wirft dem Wiener Architekten vor, er hege ein Feindbild aus der Mottenkiste und stelle sich „unter energiesparender, ressourcenschonender Architektur offenbar Häuser mit Schafwolldämmung und Grasdach vor.“ Ein zeichenhaftes Bauwerk könne genauso dann entstehen, wenn während der Planung nicht nur der Gestaltungswille des Architekten einfließe, sondern auch umweltrelevante Parameter berücksichtig würden.

Christian Schittich, Chefredakteur der DETAIL zum Thema: "Herausragende Architektur entsteht stets aus dem gelungenen Zusammenspiel unterschiedlicher Parameter wie Ästhetik und Funktion, Konstruktion und Material oder der Okonomie und Ökologie. Möglichst nachhaltig zu bauen sollte heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die Nachhaltigkeit an sich steht in keinerlei Widerspruch zur Gestaltung. Das veranschaulichen unzählige internationale Architekturbeispiele. Oftmals treten die ökologischen Maßnahmen dabei überhaupt nicht sichtbar in Erscheinung, in anderen Fällen aber gelingt es den Architekten gestalterisch daraus ein Thema zu machen und ihren Entwurf durch einen besonders ausgeprägten Sonnenschutz, Solarkamine oder Lichtlenkvorrichtungen zu bereichern. Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang auch die Nachhaltigkeit der Ästhetik denn nur eine Architektur, die in einigen Jahrzehnten auch nach optischen Gesichtspunkten noch Bestand hat, kann tatsächlich Ressourcen schonend sein."

Bei unserer Umfrage stimmten 66% gegen die Aussage von Wolf D. Prix und positionierten sich gegen eine Vorherrschaft der Ästhetik ohne Berücksichtigung der ökologischen Aspekte. Nur 33% der (insgesamt 129) Befragten können auf Nachhaltigkeit in der Architektur verzichten, wenn es darum geht, große Zeichen zu setzen.


Artikel „Wie man die Revolution baut“, Süddeutsche Zeitung

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