30.07.2012 gfx3@detail.de

Leuchtende Gitterrostfassade am Hochwasserpumpwerk Schönhauser Straße in Köln

Wie integriert man ein hochtechnisches Gebäude mit großen Baumassen und einer Fülle von funktionalen Anforderungen in den sensiblen Landschaftsraum des Kölner Rheinufers? Vor dieser entwurflichen Herausforderung standen die Kölner Kaspar Kraemer Architekten, als sie von den Kölner Stadtentwässerungsbetrieben AöR mit der Bauaufgabe konfrontiert wurden.

Das Hochwasserpumpwerk Schönhauser Straße war im Zuge des erweiterten Hochwasserschutzkonzepts der Stadt Köln neben weiteren Anlagen notwendig geworden, damit auch bei extremem Rheinhochwasser die geklärten Abwässer und Regenwasser der Stadt in den Rhein geleitet werden können, ohne das es zu einem Rückstau in der Kanalisation kommt. Dazu werden leistungsfähige Pumpen inklusive der notwendigen technischen Infrastruktur benötigt. Aus diesem Grund gliedert sich das Pumpwerk baulich in einen Tiefbau- und einen Hochbauteil. Der teilweise unterirdische Tiefbauteil birgt sechs Pumpen, der Hochbauteil übernimmt die elektrotechnische Versorgung.
 
Die konzeptionelle Idee des Entwurfs war, den Gebäudekomplex des Tiefbauteils durch eine geplante fließende Geländemodulation in den Landschaftsraum Rheinstrom einzubinden und das Betriebsgebäude als signifikante Landmarke heraus­zuheben. Die Fassadenmaterialien des Tiefbauteils sind auf Basaltstein für die östliche und westliche Böschungswand und Grasbewuchs für das aus Wartungsgründen schwerlastbefahrbare Gründach beschränkt. Diese beiden Materialien sind die vorherrschenden und charakteristischsten des Rheinufers.

Gegenüber den Fassaden des Tiefbauteils, kommt der Fassade des Hochbauteils eine ganz besondere Rolle zu. Sie musste aus gestalterischer Sicht eine kontrastierende Wirkung in Material und Form gegenüber dem Tiefbauteil besitzen. Die Umhüllung sollte zudem einen Screen erzeugen, der dem Gebäude trotz zahlreicher und unregelmäßig verteilter Durchbrechungen des Betonkörpers wie Zugangsöffnungen und Belüftungsgitter ein homogenes Fassadenbild verleiht. Des weiteren war ein hoher passiver Vandalismusschutz gegenüber Graffiti und mechanischen Beanspruchungen gefordert.

Um diesen Kriterien zu entsprechen, wurde eine Stahl-Gitter-Konstruktion als selbsttragende Vorhangfassade entwickelt. Die horizontal strukturierten Gitterroste umspielen den Betonkörper des Hochbauteils im Abstand von 90 cm im Wand- als auch im Dachbereich, der die sogenannten 5. Fassade darstellt. Die gesamte Fassadenkons­truktion ist aus feuerverzinkten und an­schließend beschichteten Gitterrosten im Duplex-Verfahren realisiert.
Dies bietet einen hohen mechanischen Schutz und aufgrund der Struktur der Gitterroste wenig Angriffsfläche für Graffiti-Sprayer. Gleichzeitig verleiht sie dem Gebäude eine homogene Struktur und führt so zu der gewünschten Zeichenhaftigkeit. Alle sechs notwendigen und zweiflügeligen Türen bzw. Einbringöffnungen sind im Detail so ausgebildet, das sie sich der homogenen Fassadenstruktur unterordnen und zu keinem störenden optischen Element werden.

Schon im Entwurf war es ein konzeptioneller Ansatz die Stahl-Gitter-Fassade aus formalen Aspekten als auch zur Unterstützung des passiven Vandalismusschutzes in der Nacht zu illuminieren. Mithilfe von sparsamer LED-Technik, die innerhalb der Metallgitter-Konstruktion montiert ist, werden je nach Höhe des Rheinpegels verschiedene Farbspektren auf die Betonfassade des Hochbaus abgebildet. Die am Tage zurückhaltend und homogen erscheinende Metall-Fassade entfaltet bei Einbruch der Dämmerung eine eigenständige Wirkung.

Besondere lIIuminationen zu Großveranstaltungen wie »Kölner Lichter«, Silvester und anderen Festen sind ebenfalls in das offene Beleuchtungssystem einprogrammiert und können zentral von der Leitstelle der Stadtentwässerungsbetriebe Köln AöR gesteuert werden. Zusätzlich zur Beleuchtung des Betriebsgebäudes werden die Basaltfassaden des Tiefbauteils aus dramaturgischen Gründen als auch unter dem Aspekt des Vandalismusschutzes punktuell über Bodenstrahler beleuchtet. Das Pumpwerk ist somit im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Highlight entlang der Kölner Rheinpromenade. Weitere Informationen: Institut Feuerverzinken GmbH

Alle Fotos: Kaspar Kraemer Architekten BDA, D–Köln

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