27.03.2012 Frank Kaltenbach

Munich RE München Sauerbruch Hutton

Die eigentliche Überraschung in der Architekturgalerie München bietet das Modell der Munich Re im Norden Schwabings. Aus dem geheimnisvoll abgedunkelten Raum leuchten vertikal versetzte Farbstreifen auf mal in rot, blau, gelb oder grün. Bei diesem Projekt haben Sauerbruch Hutton offensichtlich ein komplett anderes Konzept der Farbigkeit eingesetzt als an allen ihren bisherigen Bauten.

Frank Kaltenbach, München

Das Modell hängt auf Augenhöhe. Möchte der Besucher das Gesamtkonzept erfassen, sollte er tief in die Knie gehen. Aus der Froschperspektive werden die Schwünge der Fassaden noch deutlicher sichtbar, vor allem aber bietet das Modell von unten Einblicke in sein Innenleben und den rechteckigen Innenhof.

Frank Kaltenbach, München

In seinem Vortrag im vollbesetzten Audimax der TU München erläutert Matthias Sauerbruch das Konzept der Energetischen Sanierung dieses Altbaus aus den 1980er Jahren: Die bestehende Gebäudehülle wird komplett bis auf den Rohbau rückgebaut.

Die Gestaltung der äußeren Fassaden soll entsprechend der hohen Geschwindigkeit der Autofahrer auf der direkt am Grundstück vorbeifahrenden Stadtautobahn des Mittleren Rings filmische Effekte erzeugen: einen durch die Bewegung des Betrachters verlaufenden Wandel von der einen zur anderen  Farbe. Ein im Grundriss geschwungener Fassadenverlauf unterstützt diese Wirkung.

Der Innenhof dagegen ist streng rechteckig gehalten. Hier verzichten die Architekten auf den Einsatz von Farbe. Die Gestaltung mit dunklen Fassadenpfosten und weißen Feldern erinnert an die Olympiabauten des Sportzentrums von 1972 bzw. ähneln dem Baustellenzustand nach Abnehmen der golden verspiegelten Scheiben.

Frank Kaltenbach, München

Schrittweise werden in einem monatelangen Prozess die Scheiben ausgebaut und die Fassade demontiert. Der gesamte Innenausbau wie abgehängte Decken, und Estrichböden wurde entfernt. In einer kurzen Bauphase ist der rückgebaute Rohbau des Bestands kaum von einem Neubau zu unterscheiden.

Frank Kaltenbach, München

Die Brüstungen des Rohbaus wurden entfernt und die Vorderkante der Geschossdecken mit der Kreissäge messerscharf abgeschnitten, um eine exakte Auflagerung der neuen Fassade zu gewährleisten.

Frank Kaltenbach, München

Die Mock-ups der neuen Fassade zeigen die Intention der Architekten:
Anstelle der ursprünglichen golden verspiegelten Fassaden sind die Scheiben der neuen Fassade transparent. Der Sonnenschutz wird nicht mehr durch eine Komplettverspiegelung, sondern von Sonnenschutzlamellen im Scheibenzwischenraum des Kastenfensters erreicht.
Gestalterisch übernehmen Sauerbruch Hutton die Versprünge im Glas. Doch während beim Bestandsbau der Rücksprung in jedem Geschoß ein vertieftes Fensterband erzeugte, staffelt sich die neue Gebäudehülle stufenweise nach oben auskragend.

Frank Kaltenbach, München

Bereits in der Ausstellung der Architekturgalerie München kann der Besucher die beabsichtigte Wirkung simulieren. Bewegt er sich um das Modell herum, bemerkt er den überraschenden Effekt des Farbwechsels: Nicht an der Gebäudekante springt eine Farbe zur anderen, sondern eine Farbe ist über Eck wirksam. Das erreichten die Architekten, indem sie die vertikalen Lisenen im Grundriss in einem Schwung versetzt zueinander anordnen und auf der einen Fassade links, auf der benachbarten Fassade rechts mit der gleichen Farbe beschichten. Weitere Infos zur Ausstellung

Frank Kaltenbach, München

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