07.07.2010

Nachhaltigkeit - quo vadis? Eine Bilanz der "Consense"

Nachhaltigkeit und Ästhetik bilden noch immer ein Spannungsfeld, das nicht frei von Reibungen ist. Und: Nachhaltigkeit in der Architektur ist längst zum internationalen Business geworden, mit dem sich gutes Geld verdienen lässt. So lauten nur zwei von vielen Erkenntnissen, die die diesjährige „Consense“ in Stuttgart brachte.
Zum dritten Mal fand am 22. und 23. Juni in Stuttgart der „Consense“-Kongress samt begleitender Fachmesse statt. Die Veranstaltung, hinter der die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) steht, wächst – und tut dies im Einklang mit ihrer Veranstalterorganisation, die bereits 870 Mitglieder zählt und längst auch international Führungsrollen im nachhaltigen Bauen beansprucht.

Nach dem Kongress, der in diesem Jahr das Motto „Nachhaltigkeit – quo vadis?“ trug, zeigten sich die Veranstalter zufrieden. Steigende Besucherzahlen (1900 in diesem Jahr), steigende Ausstellerzahlen und die fortschreitende Internationalisierung der Veranstaltung lassen die positive Stimmung begründet erscheinen. Obwohl bislang erst rund 120 Gebäude nach dem 2008 eingeführten Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert wurden, adaptieren inzwischen bereits DGNB-Partnerorganisationen aus China, Österreich und Bulgarien das Gütesiegel für ihre Länder.

Auch die Zahl der Gebäudearten, die nach DGNB zertifiziert werden können, steigt: Inzwischen existieren acht Systemvarianten für unterschiedliche Gebäudenutzungen – vom neu errichteten Bürogebäude über Handelsimmobilien, Krankenhäuser, Bildungsbauten und Wohngebäude bis zur Sanierung von Verwaltungsgebäuden. Auch ein Zertifizierungssystem für ganze Siedlungen ist in Vorbereitung; erste Ergebnisse wurden bei einer Ausstellung im Rahmen der Consense bereits vorgestellt.

Die Weiterentwicklung des Gütesiegels war eines der Hauptthemen der Consense, doch bei weitem nicht das einzige: Traditionell bietet die Veranstaltungen sowohl Plenumsvorträge zu allgemeinen Themen als auch Workshops, bei denen die Teilnehmer Einzelfragen zur Zertifizierung und zum nachhaltigen Bauen allgemein diskutieren. Ein Thema, das bei der DGNB zuletzt bisweilen zwischen den Zahlen „unterzugehen“ drohte, hoben die Veranstalter diesmal prominent aufs Podium: das Verhältnis von Gestaltung und Nachhaltigkeit.
Niklas Maak, FAZ-Journalist und Keynotespeaker, forderte, "Ökologie atemberaubend attraktiv und aufregend zu machen und zur Nachhaltigkeit zu verführen". Nach Einschätzung von Martin Haas, Partner von Behnisch Architekten in Stuttgart, stehen wir am "Beginn einer neuen Baukultur, die durch den Megatrend Nachhaltigkeit ausgelöst wird". Auch im Bereich Facility Management können, so Prof. Uwe Rotermund von der FH Münster, Energie- und Lebenszykluskosten nachhaltig optimiert werden.

Prof. Hansruedi Preisig vom Architekturbüro Preisig betonte, dass mehr Nachhaltigkeit nicht durch Vorschriften, sondern durch überzeugende Argumente, gute Rahmenbedingungen, klare Zielsetzungen und eine effiziente Qualitätssicherung gefördert werden kann. Nachhaltigkeit spielt eine bedeutende Rolle als Innovationstreiber. "In der Konstruktion und Materialentwicklung werden neue Materialen und neue Konstruktionsprinzipien zu mehr Effizienz führen", erläuterte Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack von der TU Delft aus den Niederlanden.

Ein Wechsel fand zur „Consense“ an der Spitze der DGNB statt: Werner Sobek, der während der vergangenen zwei Jahre als Präsident die Geschicke der Gesellschaft leitete, übergab sein Amt an seinen Nachfolger Manfred Hegger. Hegger ist Architekt und Professor an der TU Darmstadt. Er war bereits zuvor Präsidiumsmitglied der DGNB und ist daher mit deren Strukturen und Prozessen vertraut. „Meine kommenden Arbeitsmonate stehen ganz im Zeichen der weiteren Internationalisierung des DGNB Zertifikats. Bereits auf der Consense – dem Jahreskongress der DGNB im Juni – werden wir ein internationales Kernsystem vorstellen,“ zeigt Hegger die Perspektiven auf. „Ein wichtiger Baustein ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Auditoren und Consultants, bei der wir externe Bildungs¬einrichtungen einbeziehen und die Verbreitung von Grundlagenwissen zum nachhaltigen Bauen bundesweit.“

Die nächste Consense findet von 29. bis 30. Juni 2011 in Stuttgart statt.
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