19.02.2007

Neue Eigenheime fast überall in Europa deutlich teurer


Potenzielle Wohneigentümer finden in der Bundesrepublik zur Zeit die besten Kaufbedingen vor. Waren vor zehn Jahren die hiesigen Preise für neue Eigenheime im europäischen Vergleich rekordverdächtig hoch, so ist es jetzt genau umgekehrt

Wie LBS Research ermittelt hat, liegen fast alle Nachbarn inzwischen mehr oder weniger deutlich vor uns. Selbst in den früheren „Musterländern“ für kostengünstiges Bauen, nämlich in den Niederlanden und Großbritannien, kosten neue Eigenheime heute rund 25 Prozent mehr als in Westdeutschland und sogar das Anderthalbfache der Durchschnittspreise in den neuen Ländern (vgl. Grafik).

Auch in Nord- und Südeuropa sind laut LBS Research die Preise explodiert, während sie bei uns konstant geblieben sind. So habe z. B. Schweden in den letzten zehn Jahren eine Verdoppelung der Hauspreise zu verzeichnen gehabt; ähnliches gelte auch für Italien. In Spanien hätten sich die Preise im gleichen Zeitraum sogar um weit mehr als 100 Prozent erhöht. Die Experten weisen darauf hin, dass es sich selbstverständlich beim Eigenheim in Europa nicht um ein homogenes Gut handelt; vielmehr gebe es teilweise erhebliche Unterschiede, insbesondere was typische Gebäudeformen und Grundstücksgrößen, aber auch Ausstattungsvielfalt und Bauqualitäten angeht. Die Ansprüche in Deutschland dürften aber als eher überdurchschnittlich gelten. Außerdem biete der vorliegende Überblick auf jeden Fall eine Antwort auf die simple Frage, was für ein durchschnittliches Eigenheim in den einzelnen Ländern zu zahlen ist.

Einfache Erklärungen für die im internationalen Vergleich günstige Preissituation für hiesige Erwerber gibt es laut LBS Research nicht. So zählt Deutschland zu den dichter besiedelten Staaten mit eher knappem Baulandangebot. Und auch hierzulande sind die Zinsen in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken – was anderswo von Experten als Ursache für den Preisauftrieb ausgemacht wird. Den Hauptfaktor sehen die LBS deshalb in der Wirtschaftsentwicklung der jeweiligen Länder. So sei es kein Zufall, dass Luxemburg, Irland, Dänemark und die Niederlande auch auf den ersten Plätzen beim Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (nach Kaufkraftstandards) unter allen 25 EU-Staaten liegen.

Auf aktuelle Wirtschaftsdaten kommt es in diesem Zusammenhang jedoch offenbar nicht ausschließlich an. Denn nach dieser Statistik liegt etwa Frankreich – noch deutlicher Spanien und Italien – sogar hinter Deutschland. Ein weiteres wichtiges Moment sind vielmehr die jeweiligen Zukunfts-Perspektiven für Beschäftigung und Einkommen. Sie könnten potenziellen Eigenheim-Käufern Zuversicht geben oder aber auch Unsicherheit bei der „größten Investition des Lebens“ für den Normalbürger schaffen. Diese zweite Alternative habe bei uns zu Attentismus geführt und damit zur schwachen Wohnungsbau- und Preisentwicklung in der Bundesrepublik beigetragen.

Die zwei größten Probleme, mit denen andere Länder durch den Preisauftrieb konfrontiert sind, könnten in Deutschland getrost ignoriert werden: Zum einen die Angst vor einem abrupten Rückgang der Immobilienpreise, auch als „Platzen der Preisblase“ bezeichnet. Diese Furcht wird – übrigens auch im letzten Gutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – nicht nur mit Blick auf einige europäische Länder, sondern vor allem auch auf Nordamerika geäußert. Ganz anders ist die Situation bei uns, wo es eher um die Frage des Zeitpunktes geht, wann Wohneigentum wieder spürbar mehr kostet. Dieser hängt nach Einschätzung von LBS Research davon ab, wann potenzielle Erwerber wieder durchgreifend mehr Zutrauen in ihre persönliche Einkommensperspektiven haben und entsprechenden Mut fassen.

Ein zweiter Punkt betrifft die Bezahlbarkeit von Wohneigentum. Denn durchschnittliche Haushalte können sich in vielen Ländern bei den allgemein massiv gestiegenen Preisen kaum noch ein eigenes Haus leisten. Manche Regierungen wie in Frankreich legen deshalb bereits Programme für kostengünstige Einfamilienhäuser auf. Auch hier befindet sich Deutschland bis auf weiteres in einer komfortablen Situation. Wie LBS Research jüngst ermittelt hat, ist der Einkommensanteil, der von typischen Familien für eine normale Eigenheimfinanzierung aufzubringen ist, von 1996 bis 2006 von 34 auf 18 Prozent in den alten Ländern gesunken, in den neuen Ländern von 32 auf 15 Prozent.

Der europäische Vergleich macht für die Experten besonders deutlich, dass deutsche Wohneigentumsinteressenten noch von einer äußerst günstigen Situation profitieren. So sind die Preise für Neubauten 2005 nicht höher als 2002; einem Rückgang um 0,6 Prozent im Jahre 2003 folgte nur ein leichter Anstieg um 0,2 und 0,4 Prozent in den Folgejahren. Verglichen mit den teils zweistelligen Preissteigerungsraten in anderen Ländern sei dies eine Kleinigkeit. Sobald der Wachstumsprozess bei uns an Breite gewinne – dies zeigten die internationalen Erfahrungen – dürften aber nicht nur die Zinsen, sondern auch die Wohnungsbau- und Immobilienpreise wieder deutlich anziehen. Die Situation in Irland, wo gebrauchte Einfamilienhäuser sogar teurer sind als neue Objekte, zeige am besten, wie sich Knappheiten gerade auch in den Beständen, nämlich bei Mieten und Preisen, niederschlagen könnten. >> Quelle: LBS Research
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