14.12.2012 popp@detail.de

Niemeyer + Brasília

Eine Ausstellung im Stadthaus Ulm und ein Hörbuch von DOM publishers waren als Geschenke zum 105. Geburtstag von Oscar Niemeyer gedacht. Nun werden beide zum Nachruf auf eine Architekturikone.

Entstanden aus dem Nichts: Kreuzung der zwei Achsen von Brasília, Mai 1957, © Originalfoto: Mario Fontenelle / © digital bearbeitete Version: Lina Kim & Michael Wesely

Ausstellung Sieben Jahre lang reisten die in São Paulo geborene Lina Kim und der Deutsche Michael Wesely immer wieder nach Brasília, um in zeitaufwändigen und rechercheintensiven Verfahren ihre Arbeiten zu entwickeln. Es entstanden großformatige Fotografien, belichtet jeweils von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Auf faszinierende Weise betonen gerade die schattenlosen Langzeitbelichtungen den utopischen Charakter der Stadt. Was sich bewegt - Menschen, Tiere, der Verkehr -, wird in der Langzeitbelichtung zur beinah vollständig entschwindenden Silhouette.

Neben den von 2003 bis 2010 entstandenen Fotos zeigt die Ausstellung des Ulmer Stadthauses kaum je gesehenes historisches Bildmaterial aus den Stadt- und Zeitungsarchiven Brasílias. Rund 300 von den Künstlern farblich rekonstruierte Prints lassen den nur vierjährigen Bauprozess der wie aus dem Nichts entstandenen, 1960 eingeweihten Stadt beinah wie einen Film vor dem Betrachter ablaufen.

"Núcleo Bandeirante" - eine Siedlung vor allem für die Bauarbeiter. Sie besteht bis heute als eine Art Trabanten-stadt im Einzugsgebiet von Brasília, © Originalfoto: Mario Fontenelle / © digital bearbeitete Version: Lina Kim & Michael Wesely

Moritz Holfelder (Jg. 1958), Journalist und Autor, lebt in München und Berlin. Er ist ständiger Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und des Norddeutschen Rundfunks, seine Fachgebiete sind Film, Architektur, Bildende Kunst und DDR-Geschichte.  Skulpturen aus Beton: der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer
ISBN 978-3-86922-236-3, EUR 14,00 (unverb. Ladenpreis), DOM publishers


Ort:
Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, D-89073 Ulm
Dauer:
14. Dezember 2012 bis 7. April 2013
Öffnungszeiten:
Mo - Sa 10 bis 18 Uhr, Do bis 20 Uhr, So und Fei 11 bis 18 Uhr, (24. + 25. Dezember geschlossen). Eintritt frei Begleitpublikation:
"Archiv Utopia" - Das Brasília-Projekt von Lina Kim und Michael Wesely, hg. von Anette Hüsch, erschienen bei Kehrer Heidelberg 2011, 167 Seiten. Die Ausstellung kommt zustande mit freundlicher Unterstützung der Galerie Nusser & Baumgart, München, Nething Generalplaner GmbH, Ulm/Neu-Ulm, und der Josef Gartner GmbH, Gundelfingen. Das Stadthaus Ulm präsentiert parallel die Ausstellung LIMA-A-MIL:
Die in Ulm geborene Künstlerin und diplomierte Designerin Franziska Agrawal zeigt eine Fotoserie über die Elendsviertel der peruanischenn Hauptstadt Lima.
Hörbuch Am 15. Dezember 2012 wäre Ocsar Niemeyer 105 Jahre alt geworden. Mit frei schwingenden Hauskörpern und einer plastischen, fast skulpturalen Bausprache machte er sich schon früh einen Namen. Über 500 Projekte, gigantische Wohnblöcke – und natürlich die Hauptstadt Brasilia, die in nur fünf Jahren aus dem Nichts erstand: dem großen Wurf ist der Architekt immer treu geblieben. Moritz Holfelder würdigt nun mit dem Hörbuch Skulpturen aus Beton Oscar Niemeyer als Architekturikone des 20. Jahrhunderts.

Er erhielt Audienz beim Meister und ließ ihn seine Philosophie und Architektur kommentieren: „Architektur muss Überraschungen kreieren, sie muss ein Gefühl, oder sogar einen Gefühlsausbruch erzeugen“. Auf einer Reise durch Brasilien besuchte Holfelder die Originalschauplätze und gibt sie mitsamt ihren Umgebungsgeräuschen authentisch wieder. Seine Hörer erfahren Geschichten rund um die Bauwerke, etwa wie die Sakralbauten Niemeyers von der Kirche aufgrund seiner bekannten politischen Einstellung zunächst verteufelt wurden, oder erleben die Erinnerungen an Niemeyers Zusammenarbeit mit Le Corbusier am New Yorker UN Hauptquartier nach. Zeitzeugen kommen zu Wort, und heutige Nutzer geben Auskunft über die Rezeption der Bauwerke. Holfelder, der „Gast aus Deutschland“ bringt die schwingenden Formen Niemeyers zum Klingen.  Moritz Holfelder hat in seinen Hörbüchern bei DOM publishers bereits die Architekten Peter Zumthor, Zaha Hadid, Daniel Libeskind und die Architektengruppe GRAFT portraitiert. Die Architekten kommen jeweils selbst zu Wort, umreißen die Ideen und Motive ihrer Bauwerke und äußern sich zu ihrer Philosophie. Vor dem inneren Auge der Hörer entsteht ein Bild, das vielleicht sogar mehr aussagt als ein Foto oder eine Zeichnung. Für diese ungewöhnliche Leistung wurden die ersten drei Hörbücher im Frühjahr 2012 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Eixo Monumental, 2004, © Lina Kim & Michael Wesely, VG BildKunst 2012

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