28.10.2009 Marion Dondelinger

Niemeyer-Spaßbad reloaded

Wikipedia führt Oscar Niemeyers Entwurf für das Potsdamer Freizeitbad unter „nicht realisierte Projekte.“ Doch Peter Paffhausen, Geschäftsführer der Potsdamer Stadtwerke, bringt die Pläne nun erneut ins Gespräch.

2005 hatten Peter Paffhausen und der damalige Potsdamer Oberbürgermeister den brasilianischen Pritzker-Preisträger damit beauftragt, ein Freizeitbad für Potsdam zu planen. Schon im Juni desselben Jahres wurde ein erster Entwurf, ein Ensemble aus vier flachen Kuppelbauten vorgestellt. Um die Baukosten zu senken, musste Niemeyer seine Pläne in der Folgezeit mehrfach modifizieren. 2007 kam dann das endgültige Aus für das Projekt, weil die Wirtschaftsministerien von Bund und Land es für nicht förderfähig hielten. Die Kalkulation der Stadt Potsdam wurde damit über den Haufen geworfen. Hatte sie doch für das – inzwischen noch knapp 30 Millionen teure – Projekt mit einem Zuschuss von 23 Millionen Euro gerechnet.

Niemeyers Entwurf war aber nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen seiner Architektur in Diskussion geraten. Kritiker nannten den von Kuppeln geprägten Entwurf „banal“ und fanden, die Kuppeln erinnerten an „umgestülpte Suppenschüsseln.“ Auch wurde kritisiert, dass Niemeyer die bestehende Schwimmhalle von 1969 einbezog. Durch eine neue, niemeyersche Überdachung hätte sie ihr Hängeseiltragwerk, ein Paradebeispiel für die Architektur der DDR-Moderne, eingebüßt.

Doch dieser Kritikpunkt würde nun wegfallen, da man in Potsdam derzeit drei neue Standorte prüft. Auch arbeiten die Potsdamer Stadtwerke verschiedene Varianten konzeptionell aus. Eine der Möglichkeiten sieht beispielsweise die Verschmelzung des neuen Bades mit der defizitären Tropenhalle Biosphäre vor.

Paffhausen jedenfalls scheint keine Angst zu haben, das bereits totgesagte Niemeyer-Projekt wieder hervorzuholen. Die Entscheidung gegen die Förderung des Bades 2007 sei politisch und nicht wirtschaftlich begründet gewesen. „Diese Kosten holen wir wieder herein, davon bin ich überzeugt. Es werden auch architekturinteressierte Besucher aus aller Welt kommen.“, so der Geschäftsführer der Stadtwerke. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Planung schon gezahlt sei und nur noch vergleichsweise geringe Kosten für „Anpassungsplanungen“ dazu kämen. Für alle Fälle war die Zustimmung des inzwischen 101 Jahre alten Niemeyers zu einer Weiterführung des Projektes schon im Vorfeld eingeholt worden.

Am 27. November wird es wieder spannend. Dann nämlich stellen die Potsdamer Stadtwerke ihre Varianten der Öffentlichkeit vor – und die Diskussion um den Niemeyer-Entwurf kann offiziell in eine nächste Runde gehen. Jetzt schon stoßen sowohl die Überlegungen zur Neuauflage der Niemeyer-Pläne wie auch deren mögliche Verknüpfung mit der Zukunft der Biosphäre auf die Kritik der oppositionellen Stadtfraktion.

Foto: Stadtwerke Postdam GmbH

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