10.05.2010 Edith Walter

Otto Neurath. Gypsy Urbanism


Der Wissenschafter, Wohnbauaktivist und Museumsdirektor, der sich stets um eine Weiterentwicklung partizipatorischer Formen der Demokratie bemühte, arbeitete mit führenden Architekten, Designern und Künstlern seiner Zeit – unter ihnen Franz Schuster, Josef Frank, Margarete Schütte-Lihotzky – sowie mit Protagonisten des Wiener Kreises, dem er angehörte, zusammen.

Neurath gründete den „Hauptverband des Siedlungs- und Kleingartenwesens“ (1918–1934), um die „wilden Siedler“ bei der Neuplanung Wiens zu unterstützen. Der Verband entwickelte mehrere Prototypen erweiterbarer Kleingartenhäuser, die auf modernsten Prinzipien der Effizienz basierten. Diese „Kernhäuser“, es gab sowohl Einzel- als auch Reihenhausmodelle, konnten aus einem Katalog bestellt werden und wurden der Öffentlichkeit im Jahr 1923 im Rahmen einer Ausstellung präsentiert, die über 200.000 Besucher anzog.

Otto Neurath, Porträt

Im Fokus der MAK-Ausstellung steht auch das 1925 als Verein für Volksbildung gegründete Österreichische Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum, das aus einer Serie von Wanderausstellungen hervorging. Neurath führte zahlreiche Innovationen hinsichtlich der Präsentation von Ausstellungen ein, die auf Fotos im Kunstblättersaal dokumentiert sind. Gemeinsam mit Josef Frank entwickelte Neurath Ausstellungssysteme, die mobil waren und daher überall gezeigt werden konnten. Die Museumsinhalte – es handelte sich um eine Darstellung der Welt in Statistiken und historischen Daten – glichen weitgehend einem politischen Weltatlas der Zivilisation für Laien.

Angesichts der politischen Veränderungen zur Zeit des Ersten Weltkrieges konstatierte Neurath einen tiefgreifenden Strukturwandel von der Arbeits- zur Wissensgesellschaft. Die von ihm gemeinsam mit dem Grafiker Gerd Arntz entwickelte internationale Bildersprache ist als Reaktion auf die neuen Umstände zu verstehen. Mithilfe von Piktogrammen schufen sie die Wiener Methode der Bildstatistik „Isotype“ (International System of Typographic Picture Education), die allgemein verständliche, präzise Darstellungen komplizierter Sachverhalte, z.B. von Daten und Statistiken, ermöglichte. Komplexe Zusammenhänge werden so auf einfache Weise, unabhängig von Gesellschaftsstruktur und Sprache verständlich dargestellt. Neurath sah die soziale und kulturelle Bildung als Motor der Selbstbestimmung für die Arbeiterklasse sowie als Katalysator des politischen Wandels.

Im Jahr 1934 zwangen reaktionäre politische Kräfte Neurath zur Flucht aus Wien, er emigrierte zunächst in die Niederlande und 1940 nach England. In den Kriegsjahren drehte Neurath Propagandafilme für das englische Informationsministerium, einer davon wird in der Ausstellung gezeigt.

Die Ausstellung ist eine erweiterte Übernahme und Adaptierung der Schau im Schindler House des MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles.

Ausstellungsort MAK-Kunstblättersaal
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien
Ausstellungsdauer bis 5. September 2010

www.MAK.at

Picture Language

Bildstatistisches Elementarwerk

IV. CIAM- Kongress

Neujahrskarte 1940

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