26.09.2017 Jakob Schoof

Photovoltaik als Pixelbild: Internationale Schule in Kopenhagen

Foto: Adam Mørk

Die 1200 Schüler der Internationalen Schule in Kopenhagen dürfen sich als Pioniere fühlen: Ihr neues Schulhaus steht isoliert vom Rest der Stadt an einem Hafenbecken im Nordhafen, umgeben von alten Lagerhäusern, Kränen, Containerstapeln und der Riesenbaustelle der Kopenhagener Metro, die in den nächsten Jahren in das Hafengebiet verlängert werden soll. Denn das Areal ist das derzeit größte Stadtwerweiterungsprojekt in Skandinavien: In den kommenden 40 Jahren sollen hier Wohnungen für 40.000 Menschen und Arbeitsplätze für weitere 40.000 Personen entstehen. Mit seiner Standortentscheidung geht der Trägerverein der Schule – die bei »Expats« äußerst beliebt ist und an ihrem alten Sitz im Vorort Hellerup daher aus allen Nähten platzte – also eine Wette auf die Zukunft ein. Noch gleicht der Schulweg der meisten Kinder dem Klischee der »Helikopter-Kids«: Auf der Vorfahrt herrscht zu Schulschluss reger Autoverkehr. Kaum jemand kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad. Die nächste S-Bahn-Haltestelle ist eineinhalb Kilometer entfernt und der Weg dorthin führt überwiegend an Baustellenzäunen vorbei. Der 25.000 m2 große Neubau von C. F. Møller Architects steht überwiegend auf neu aufgeschüttetem Baugrund, weshalb flächensparendes Bauen Pflicht war. Die zentralen Nebenräume sind auf der Landseite  in einem zweigeschossigen Sockel zusammengefasst. Der Oberbau erinnert hingegen an gestapelte Seecontainer mit kleinteiliger Verkleidung aus bläulich schimmerndem Glas und Gewächshäusern als Dachaufbauten. Bei näherem Hinsehen lassen sich vier »Türme« mit je vier bis sieben Geschossen identifizieren, die auf dem Gebäudesockel aufgereiht sind. Jeder von ihnen beherbergt einen eigenen Schultyp – angefangen vom Gymnasium im Westen über die Sekundarschule und den Kindergarten bis zur Grundschule im Osten Die Höhe der Türme lässt zudem die Anzahl der Jahrgangsstufen erahnen, da alle Klassen- und Gruppenräume eines Jahrgangs jeweils auf einer Ebene zusammengefasst sind. Vier Schulhäuser auf einem gemeinsamen Sockel Man betritt den Neubau von Norden über eine breite Freitreppe, die hinauf ins erste Obergeschoss führt. Aus dem Eingangsbereich führen zwei breite Treppen zu beiden Seiten hinauf in die unterschiedlichen Schulhäuser. Geradeaus geht es vorbei an der Rezeption in einen großen Raum mit abgetreppten Sitzstufen und Panoramafenster zum Wasser, der als Pausenhalle und Aula genutzt wird. Im Obergeschoss ist er auf drei Seiten von der offenen Schulbibliothek umgeben. Im Erdgeschoss grenzt daran – getrennt nur von einer Glaswand – die Kantine für 350 Schüler. Ebenfalls auf 350 Personen (die maximale Kapazität eines der vier Schulhäuser) ausgelegt ist der Theatersaal auf der anderen Seite der Aula. An den Gebäudeenden im Erdgeschoss sind die beiden Turnhallen mit insgesamt drei Feldern untergebracht. Das Gebäude wurde als Hybrid aus Stahlbeton und Stahl errichtet, wobei die Skelettbauweise dafür sorgt, dass in den Obergeschossen zahlreiche aussteifende Diagonalen in den Räumen sichtbar sind. Der etwas gedrückte Raumeindruck mit niedrigen, wenig inspirierten Rasterdecken im Eingangsgeschoss legt sich in den Obergeschossen. Hier sind die lichten Raumhöhen größer, weil hinter der abgehängten Decke weniger Platz benötigt wurde. Die Decken sind mit einer Kühlfunktion ausgestattet und luftdicht, da der Deckenhohlraum – ohne weitere Luftkanäle – für die Zuluftführung genutzt wird. Auf den Fußböden liegt überwiegend Stabparkett. In den Obergeschossen mischten die Architekten Klassen- und Lehrerzimmer sowie Verwaltungsbüros, statt sie wie sonst üblich zu trennen. Die Trennwände sind großflächig verglast und selbst die Fluchttreppenhäuser offen und reichlich mit Tageslicht versorgt. Fast alle Klassenzimmer liegen an den Gebäudeecken, um natürliches Licht von zwei Seiten hereinzulassen. Das Resultat ist ein etwas verwinkelter Gebäudegrundriss, der Uneingeweihten die Orientierung nicht gerade erleichtert. Doch die Clusterbildung der Jahrgangsstufen und das Farbkonzept (eine Farbe für jedes der vier Schulhäuser) dürften bald dafür sorgen, dass sich die Schüler hier ganz zu Hause fühlen. Aus Sicherheitsgründen (schließlich soll kein Kind ins Wasser fallen) liegen die Pausenhöfe nicht zu ebener Erde, sondern sind als Dachterrassen angelegt. Ganz oben setzten die Architekten dem Gebäude mehrere Gewächshäuser auf, die didaktischen Zwecken dienen, aber auch für Grillfeste und andere Gemeinschaftsaktivitäten genutzt werden. Changierendes Farbenspiel Damit blieben für die Solarenergiegewinnung nur noch die Fassaden übrig. Und die ist wichtig, weil der Bauherr für das 70 Millionen Euro teure Gebäude einen hohen Energiestandard anstrebte. Jetzt prägen 12.000 Photovoltaikpaneele im Einheitsformat 70 x 70 cm das kleinteilig verpixelte Fassadenbild. Mit mehr als 200 MWh Jahresertrag soll die 6000 m2 große Solarfassade mehr als die Hälfte des Jahresstrombedarfs im Haus decken.  Einzigartig ist diese Fassade vor allem durch ihre Farbwirkung: Je nach Blickwinkel und Solarertrag changiert sie von türkisgrün bis dunkelblau. Verwendet wurden hocheffiziente kristalline Siliziummodul mit einem neuartigen Solarglas, das an der EPFL in Lausanne entwickelt wurde und inzwischen von dem in Dubai ansässigen Unternehmen Emirates Insolaire hergestellt wird. Die »Kromatix«-Solargläser sind derzeit in acht Farben – neben Hellblau gehören dazu auch Grün-, Gelb- und Brauntöne – erhältlich. Weil die Glasbeschichtung auf dem Prinzip der Interferenz basiert, ändert sich die Farbwirkung mit dem Blickwinkel leicht. Um diesen Effekt zu unterstützen, ließen die Architekten die Module auf 4° abgeschrägte Metallkassetten montieren, die abwechselnd auf- oder abwärts, nach rechts oder links geneigt sind. Vorerst noch nicht realisiert ist ein zweiter Bestandteil des Entwurfs, mit dem die Architekten seinerzeit den Wettbewerb um den Schulneubau gewannen. Im Hafenbecken vor der Schule sahen sie den Bau dreier schwimmender Plattformen vor. Davon sollte eine dem Biologieunterricht (der Erforschung von Wasserpflanzen), die zweite dem Bootssport und die dritte dem Schwimmunterricht dienen.
Weitere Informationen: Landsschaftsarchitekten: C.F. Møller Landscape, Kopenhagen
Ingenieure:
Niras Fotos: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Foto: Adam Mørk

Grafik: C.F. Møller Architects

Grafik: C.F. Møller Architects

Grafik: C.F. Møller Architects

Grafik: C.F. Møller Architects

Grafik: C.F. Møller Architects

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