13.05.2019

Pilzkulturen veredeln Marmorholz

Marmorholz aus dem Labor: Je nach verwendeter Pilzart lässt sich der Verlauf der Muster im Holz steuern (Foto: Empa)

Pilze, die normalerweise Baumstämme zersetzen, können auch Kunstwerke ins Holz zaubern. In der Natur verzieren die Fäulniserreger den Baum jedoch nicht nur, sie zerstören ihn auch. Empa-Forscher bringen den Pilzen nun im Labor das Zeichnen bei. Dabei entstehen marmorierte Hölzer, die beispielsweise zu Möbeln, Parkettböden, Küchenfronten oder Deko-Objekte verarbeitet werden können.

Die gemusterte Trüffelbuche ist seit der Antike ein beliebtes Material für hochwertige Möbel. Sie entsteht normalerweise durch einen jahrelangen Verrottungsprozess. Nur selten gelingt es – unabhängig davon, ob auf natürlichem oder künstlichem Wege entstanden – ein von Pilzen verziertes und dennoch nutzbares, hochwertiges Holz zu erhalten. Wissenschaftler der Abteilung Applied Wood Materials der Empa haben nun einen Methode entwickelt, Harthölzer wie Buche, Esche und Ahorn mit Pilzkulturen zu behandeln und den besonderen Maserungsprozess kontrolliert zu steuern.

Als für die Holzveredelung geeignete Pilzarten zeigten sich der Brandkrustenpilz oder die Schmetterlingstramete, die mit dem Farbstoff Melanin pigmentierte schwarze Linien hinterlassen und gleichzeitig das umliegende Holz dank des Enzyms Laccase ausbleichen. Es entsteht ein Muster mit besonders starkem Kontrast im Holz. Je nach Kombination der eingesetzten Pilzspezies, gestalten sich die Linien wild und ungestüm oder nahezu geometrisch präzis. »Die feinen schwarzen Linien ziehen sich hierbei durch das Holz als Spuren eines Kampfes. Mal schlängeln sie sich unruhig aufeinander zu und trennen kleine Parzellen auf ihrem hellen Untergrund ab. An anderen Stellen fließen die dunklen Zeichnungen ruhig und gelassen als Mahnmal einer Grenze, die keiner der Beteiligten überschreiten mag. Pilze haben hier im Holz ein Gefecht um Territorium und Ressourcen ausgetragen und sich mit dunkel pigmentierten Linien deutlich voneinander abgegrenzt. Die feinen Fäden der Pilzgemeinschaft schützen mit diesen Demarkationslinien ihre Kolonie aber nicht nur vor anderen Pilzen – die Pigmentgrenze sorgt zudem dafür, dass Bakterien und Insekten fernbleiben und dem Lebensraum ein ideales Maß an Feuchtigkeit erhalten bleibt«, erläutern die Forscher.

Besonders vorteilhaft an den im Empa-Labor verwendeten Pilzen ist, dass diese trotz einer ausgeprägten Maserung durch Pigmente, das Holz kaum angreifen, es behält seine Stabilität und Form bei. Dass der Prozess je nach gewünschtem Ergebnis gesteuert werden kann, liegt jedoch nicht nur an der Art der verwendeten Fäulniserreger. Die Forscher entwickelten zudem ein Verfahren, bei dem das Holz bereits innerhalb von Wochen zur Verarbeitung bereitsteht. Grund ist unter anderem, dass die gewählten Pilzarten bei deutlich geringerer Feuchtigkeit im Holz zur Tat schreiten. Daher muss der Rohstoff nach seiner Veredlung und vor der Verarbeitung zum Möbel nicht erst langwierig, kosten- und energieintensiv getrocknet werden.

Mit der neuen Technologie lässt sich das veredelte Holz nun schneller, nachhaltiger und mit der gewünschten Marmorierung herstellen. Gemeinsam mit dem Industriepartner Koster Holzwelten AG arbeiten die Forscher derzeit daran, einen effizienten und ökologisch nachhaltigen Produktionsweg für Marmorholz aus einheimischer Buche zu implementieren.

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