14.09.2012

Sakrale Atmosphäre: Kirchenneubau gewinnt VELUX-Wettbewerb 2012

Der Sieger des siebten VELUX Architekten-Wettbewerbs heißt Ulrich Arndt: Er konnte mit seinem Projekt „Kirchenneubau in Platendorf“ rund 29 Prozent der mitstimmenden Leser des Bauherrenmagazins „house and more“ überzeugen. 21.500 Stimmen wurden insgesamt abgegeben, 58 Architekten hatten ihre Projekte eingereicht. Arndt setzte sich mit einem ungewöhnlichen Entwurf durch, bei dem einfallendes Tageslicht durch Holzlamellen gefiltert und auf diese Weise eine stimmungsvolle, sakrale Atmosphäre im Gottesdienstraum erzeugt wird. Platz 2 des unter dem Motto „Tageslicht + Raumwandel“ stehenden Wettbewerbs belegte das „Dachstudio Hamburg“ von DODK mit knapp 22 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt vom „Katholischen Kinderhaus Sankt Martin“ von Franke Seiffert Architekten, das mit rund 21 Prozent der Stimmen Dritter wurde.

Kirche in Platendorf

Der erste Preisträger war auch der Favorit der Fachjury unter dem Vorsitz von Peter Brückner (Brückner & Brückner Architekten). Neben den drei Preisen wurde 2012 erstmalig ein „Innovationspreis für Modernisierungsprojekte im Wohnungsbau“ vergeben, den die Münchner Unterlandstättner Architekten mit ihrem Umbau einer „Villa in München-Solln“ gewannen. Den bereits zum dritten Mal vergebenen Newcomer-Sonderpreis gewannen RKA Architekten mit ihrem Projekt „Leuben lebt“.

Kirche in Platendorf

Die Preisträger des VELUX Architekten-Wettbewerb 2012im Überblick: Platz 1: Kirche in Platendorf,
Ulrich Arndt, Freischaffender Architekt, Berlin
Der Kirchenneubau in Platendorf mit Gottesdienstraum für 120 Personen, Baptisterium, Erweiterungsraum und Foyer wurde von dem Architekten Ulrich Arndt aus Berlin mit geringem Budget aus Spenden realisiert. Für die Außenhaut wurde eine hell verputzte Fassade und Zinkblechdeckung gewählt. Das Dach der schlichten Kirche besteht aus einer massiven Brettstapelplatte, die sich im Bereich des Gottesdienstsaals zu einer Satteldachform auffaltet. Diese schräg gefalteten Platten enthalten acht lamellenähnliche, licht- und luftdurchlässige Zonen, hinter denen Dachfenster in der Oberseite der Platte sitzen. Durch die entstehenden Lichtschlitze fällt das Tageslicht in den Gottesdienstraum. Die Dachfenster sind elektrisch betrieben und auf der Südseite mit Hitzeschutz-Markisen ausgerüstet.

Kirche in Platendorf

Platz 2: Katholisches Kinderhaus Sankt Martin,
Franke Seiffert Architekten, Stuttgart
Der Neubau des Katholischen Kinderhauses Sankt Martin in Tübingen-Hirschau von Franke Seiffert Architekten aus Stuttgart folgt in seinen Grundrissen einer dreieckigen Grundstücksform. Mit seiner markanten Kubatur interpretiert das Gebäude den Satteldachtypus der Nachbarbebauung neu. Die Grundrissform, das ansteigende Dach und die Lufträume schaffen unterschiedliche Raumproportionen mit Ein-, Durch- und Ausblicken. Eine Vielzahl von Dachfenstern verwandelt das zentrale Foyer in einen lichtdurchfluteten Raum. Dabei inszeniert der Lichteinfall die differenzierten Raumgeometrien. Das energetische Konzept des Gebäudes steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie und Umwelt. Es stützt sich auf natürliche Belüftung aller Räume und einen hohen Grad an Tageslichtnutzung sowie hohe thermische Speichermassen zur Erzielung eines angenehmen Raumklimas, energieeffiziente Wärmeerzeugung mittels eines Gas-Brennwertkessels und einen hohen Dämmstandard.

Kinderhaus St. Martin

Platz 3: Dachstudio Hamburg,
DODK, Berlin
Das Dachgeschoss eines Reihenhauses in Hamburg aus den 1970er-Jahren wurde von DODK energetisch saniert, modernisiert und zu einem lichtdurchfluteten Studio mit Galerie umgebaut. Indem der Dachraum durch einen Luftraum mit dem ehemaligen Spitzboden verbunden wurde, entstanden spannende Raumgeometrien und Blickbeziehungen. Eine neue Galerieebene dient nun als Rückzugsbereich. Die freiliegenden Kehlbalkenpaare werden als Gestaltungselemente genutzt und strukturieren den fast fünf Meter hohen Raum. Der Raumcharakter wird maßgeblich durch den Einfall von Tageslicht durch Dachfenster zu beiden Seiten des Satteldachs bestimmt. Das Lichtkonzept wird durch künstliche Beleuchtung in Lichtvouten im First und zwischen den Kehlbalken vervollständigt. Ein Farbkonzept von leuchtend gelbgrünen Lackoberflächen verbindet Elemente wie Brüstungen und Schiebepaneele zu einem eingestellten architektonischen Körper.

Dachstudio Hamburg

Sonderpreis Newcomer: Leuben lebt,
RKA Architekten, Dresden

Eine auf dem Pfarrhof der Himmelfahrtskirche in Dresden-Leuben gelegene alte Scheune aus dem 18. Jahrhundert wurde von RKA Architekten saniert und zum Gemeindesaal umgebaut. Dabei wurde Wert auf die Materialität der Oberflächen, wie beispielsweise einen groben, erdfarbenen Kieselwurfputz, und ein stimmiges Lichtkonzept gelegt. Im Zuge der Sanierung wurde die Decke angehoben, das alte Holzgebälk der Scheune blieb erhalten. Fünf Dachfenster über der alten Balkenlage sorgen für ausreichend Tageslicht in der vormals dunklen Scheune und bilden zusammen mit der alten Toröffnung eine asymmetrische Belichtungssituation und damit einen Kontrast zum symmetrischen Dachgebälk. Zusätzlich dienen die Dachfenster der Belüftung. Die Fenster sind elektrisch zu bedienen und können im Sommer verdunkelt werden. 

Projekt "Leuben lebt"

Innovationspreis Modernisieren: „Villa in München-Solln“,
Unterlandstättner Architekten, München
Die denkmalgeschützte Villa von 1902 in München wurde nach mehrfachen Umbauten in den vorangegangenen Jahrzehnten von Unterlandstättner Architekten wieder ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild entsprechend rückgebaut. Die Fassade wurde denkmalgerecht restauriert und die Raumstruktur auf die Bedürfnisse einer Familie angepasst. Im Obergeschoss wurde die Decke über den Kinderzimmern zum ehemaligen Speicher hin geöffnet, sodass jedes Zimmer eine offene Galerie erhält. Eine Kombination aus Schrank und Treppe dient der Erschließung der Galerie und ist zugleich Stauraum und Geländer. In jedem Zimmer liegen nun die Dachfenster auf der Galerieebene, die Treppen in den Einbaumöbeln und die Gaubenfenster in einer Achse. Das ermöglicht sowohl die Sichtbeziehung zwischen den Etagen als auch die direkte Belichtung der Kinderzimmer von der Ost- und Westseite. Dadurch entsteht eine individuelle und gleichzeitig dem Sonnenverlauf folgende Belichtung. 

Villa in München-Solln

Neben dem Jury-Vorsitzenden Peter Brückner (Brückner & Brückner Architekten) gehörten auch Vorjahressieger Dietmar Wintschnig (AG horizont) sowie Ulrike Brandi (ULRIKE BRANDI LICHT), Claus-Peter Haller (Chefredakteur „house and more“), Meike Weber (Chefredakteurin „DETAIL transfer“), Dr. Ansgar Steinhausen (Ressortleiter Architektur „HÄUSER“) und Christian Krüger (Leiter Architektur-Planung VELUX Deutschland GmbH) dem Preisgericht an.

Der VELUX Architekten-Wettbewerb honoriert seit 2005 Architekten, die sich mit innovativen Entwürfen um die Zukunft des Bauens und Wohnens verdient machen. Besonderer Fokus liegt auf einem kreativen Umgang mit den Themen Licht und Luft. „Die Vielzahl der eingereichten Arbeiten und das hohe Niveau der Beiträge belegen das Renommee des in diesem Jahr bereits zum siebten Mal vergebenen Preises“, freut sich VELUX Geschäftsführer Dr. Sebastian Dresse. Alle nominierten und ausgezeichneten Projekte werden in einer Dokumentationsbroschüre umfassend vorgestellt, die dem Architekturfachmagazin „DETAIL“ beigelegt wird. Darüber hinaus wird das Gewinnerobjekt des Innovationspreises Modernisieren „Villa in München-Solln“ vom Architekturmagazin „HÄUSER“ ausführlich dokumentiert.

Weitere Informationen:
www.velux.de

Jury

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