21.02.2010 Heide Wessely

Sanierung und Umbau des Hauptbahnhofs Dresden (2007)

Folge 18 Architekten: Foster + Partners, London
Das Gesamtkonzept für Instandsetzung und Umbau des Bahnhofs folgte dem Grundsatz, den historischen Bestand zu respektieren, seine Wirkung zu stärken und zugleich zukunftsweisende Elemente einzubringen, die die moderne Entwicklung der Bahn repräsentieren. Durch das neue 30000 m2 große, transluzente Membrandach aus PTFE-beschichtetem Glasfasergewebe strömt Tageslicht in die Bahnhofshalle. Nachts reflektiert die Membran das Kunstlicht im Inneren, zugleich beginnt das Hallendach nach außen hell zu schimmern. Für ein Membrandach dieser Größe einmalig, wurde die Sanierung unter laufendem Betrieb ausgeführt. Der nach Berlin und Leipzig drittgrößte Bahnhof im Osten Deutschlands wurde 1898 nach Entwürfen von Ernst Giese und Paul Weidner erbaut. An das historische Empfangsgebäude schließen eine 60 m breite Mittelhalle als Kopfbahnhof und zwei seitliche, 32 m breite Hochgleis-Durchgangshallen an. In der Nachkriegszeit war das ursprünglich teils glasgedeckte Hallendach mit einer Holzverschalung versehen worden, die kaum Tageslicht einließ. Die Architekten entfernten alle An- und Umbauten, um den Ausdruck des ursprünglichen Entwurfs wieder spürbar zu machen. Das eiserne Bestandstragwerk wurde saniert und durch zurückhaltende zusätzliche Stahltragelemente verstärkt, sodass neben der neuen Membrandeckung die feine Detaillierung des historischen Stahlbaus zur Geltung kommt. Das lineare Bogentragwerk war ursprünglich nur zur Ableitung der vertikalen Dachlasten konzipiert. Da jedoch infolge der räumlichen Membranvorspannkräfte, vor allem bei asymmetrischen Lastfällen, erhebliche horizontale Beanspruchungen auftreten, wurde eine geometrisch und statisch vermittelnde Stahlunterkonstruktion für die Membran als »Adapter« eingefügt. Das Bestandstragwerk wurde in Felder aus je zwei bis drei Bögen unterteilt, die jeweils durch Horizontalausfachungen gekoppelt und ausgesteift sind. Die Membran aus ca.10 x 5–14 m großen Feldern schließt oberhalb der Bögen an die Stahlrundrohre der Unterkonstruktion an. Die paarweise geführten Rohre nehmen die Membrankräfte auf und leiten sie über die räumliche Stahlunterkonstruktion in die Obergurte der Bestandsbinder ein. Über den Bogenscheiteln weitet sich der Abstand der Rundrohre zu linsenförmigen Öffnungen, die als Oberlichter mit Glas eingedeckt sind. An jedem zweiten Bogen ist das Membrandach zwischen Mittel- und Seitenhalle zu konischen Tiefpunkten nach unten gezogen. Dadurch ergibt sich neben der Entwässerungsmöglichkeit eine statisch sinnvolle Krümmung in Hallenlängsrichtung. An den übrigen Bögen ist die Membran dagegen entlang frei hängender Stahlseile von den Enden der Oberlichter in der Mittelhalle zu den Seitenhallen geführt. Die einzelnen Bogentragwerke sind an den Obergurten mit Notseilen gekoppelt, damit das Bestandstragwerk bei Ausfall eines Membranfeldes nicht überbeansprucht wird. Da einfache, kostengünstige Membranklemmen ohne Nachspannmöglichkeit eingesetzt wurden, war ein exakter Zuschnitt der Membran und ein präziser Montageablauf erforderlich. Dabei musste die Differenz zwischen der spannungslosen und der im Endzustand gedehnten, räumlich gekrümmten Membran kompensiert werden. --Im Zuge der umfassenden Renovierung und Neu-strukturierung des historischen Empfangsgebäudes wurde auch dessen 34 m hohe Kuppel als Glaskuppel instand gesetzt und mit einem beweglichen ETFE-Folienkissen mit 15 m Durchmesser unterspannt.

Lageplan

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