27.03.2012 Frank Kaltenbach

sauerbruch hutton – arbeiten für münchen

Ihr Markenzeichen sind bunte Farben, ihre bevorzugte Arbeitsweise der Modellbau. In der aktuellen Ausstellung von Sauerbruch Hutton, die noch bis zum 30.03.2012 in der Architekturgalerie München zu sehen ist, sind nicht nur die soeben fertiggestellte Hauptverwaltung des ADAC, das Museum Brandhorst und bunte Bienenhäuschen für den Botanischen Garten zu sehen. Bei einer Villa variieren die Architekten das Thema der Keramikfassade und bei dem radikalen Rück- und Umbau eines Verwaltungsbaus der 1980er Jahre gehen sie neue Wege der Fassadengestaltung.

Frank Kaltenbach, München

Einziges Medium der Ausstellung: Das Modell

Farben kann man mit Modellen gut darstellen, bleibt die Vermittlung der Materialität auf der Strecke?

Sauerbruch Hutton sind in München bestens bekannt durch das Museum Brandhorst, das quasi als Ausstellungsstück im Maßstab 1:1 genau gegenüber der Architekturgalerie liegt und so den Auftakt als auch den Abschluss der Ausstellung bildet. In den Ausstellungsräumen begrüßt dann das verkleinerte Modell den Besucher.

Die DETAIL-Redaktion verifiziert: Wie realistisch sind die Modelle?

Die Detailredaktion hat sich aufgemacht, und die Bauten besichtigt, um die Thesen der Ausstellung zu überprüfen: Wie nahe kommt die Haptik der aufwändigen Arbeitsmodelle der Realität?

Was ist aus den Bienenhäuschen geworden?

Ist das ADAC Gebäude überzeugend detailliert, obwohl sich Architekten und Bauherren während der Bauphase getrennt haben? Wie wirken die Baukörper aus der Froschperspektive des Passanten im Gegensatz zur Vogelperspektive des Ausstellungsbesuchers?

Wie sah der Verwaltungsbau der Munich Re eigentlich vor dem Rückbau aus, wie ist die Neue Fassade detailliert?

Wie weit sind die Baustellen der Munich Re und des »K house« und wann werden sie fertig?

Erläuterungen im Vortrag: vollbesetztes Audimax der TU München

Wie schon bei der Vernissage von BIG im Vorjahr, die bei Schneetreiben stattfand,  war auch bei dem Vortrag von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton am 15. Februar 2012 das Audimax der TU München restlos gefüllt. Und das, obwohl gerade an diesem Abend das Schneechaos in München erneut zugeschlagen hatte.

Das Thema der Vorträge war erwartungsgemäß »Farbe in der Architektur«, der Blick hinter die Kulissen in die Modellbauwerkstatt des Büros zeigte überraschende Einblicke in die Fassadenentwicklung für das Museum Brandhorst, vor allem die zahlreichen Alternativen auf dem Weg zur realisierten Lösung beeindruckten. Besonders interessant waren die Erläuterungen, Diagramme und Renderings der zwei bisher noch nicht realisierten Projekte: das Mehrfamilienhaus »k house« mit innovativer Keramikfassade direkt am Englischen Garten und der Rückbau und Umbau des ehemaligen Nixdorf Gebäudes zur Munich Re an der Stadtautobahn des Petuelrings.

Frank Kaltenbach, München

Erkenntnis durch Gegenüberstellung

Was ist der »Stil« von Sauerbruch Hutton?
Farbe setzen sie an allen Projekten ein. Jedoch unterschiedlich materialisiert und unterschiedlich texturiert. Doch gibt es eine Vorliebe für geschwungene Formen? Die Ausstellung zeigt an den fünf Projekten fünf verschiedene Konzepte: Die Bienenhäuser sind kubisch. Das Museum Brandhorst ist eckig, wenn auch mit Schrägen. Die ADAC-Hauptverwaltung ist sowohl an den Außenfassaden als auch im Innenhof geschwungen. Der umfassende Umbau der Munich Re zeigt an den Perimeter-Fassaden dynamisch rhytmisierte Schwünge und über Eck wechselnde Grundfarben, der Innenhof dagegen ist rechteckig in Grundriss und Fassadenraster und schwarzweiß. das »k house« schließlich hat zur Straße und zum Englischen Garten eine gerade Front, im Hinterhof schaffen dagegen gerundete Gebäudekanten ein Umspülen des Bäukörpers mit Grünraum.

Frank Kaltenbach, München

Strategie der Ausstellung: Architektur als Skulptur

Die Architekten verlassen sich in der Ausstellung ganz auf die Aussagekraft der wie Skulpturen freigestellten Modelle. Gebäudedaten und eine Kurzbeschreibung kann der Besucher in einem Folder nachlesen. Dieses reduzierte Maß an Erläuterung, mag dem einen zu spärlich sein, die Beschränkung auf die Modelle hilft jedoch, sich eingehend mit dem Zusammenspiel aus Körperhaftigkeit und Gestaltung der Hülle auseinanderzusetzen.
Im Vordergrund steht eine vergleichende Darstellung des Werks von Sauerbruch Hutton in München, die Behandlung ähnlicher Themen von Farbigkeit, Rhythmus die in der Bewegung um die Exponate erst ihre volle Wirkung entfalten.
Die skulpturale Isolation der Baukörper durch das Ausstellungskonzept von jeglichem städtebaulichen Kontext bedeutet jedoch nicht, dass Sauerbruch Hutton beim Entwurf ihrer Bauten den Kontext negieren. Ganz im Gegenteil. Viele räumliche Entscheidungen sind erst durch den Kontext veranlasst, wie die Vorträge von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton gezeigt haben.

Frank Kaltenbach, München

Bienenhäuser Botanischer Garten 2002

Das erste von Sauerbruch Hutton in München fertiggestellte Projekt bleibt im Maßstab übersichtlich und zeigt dennoch wesentliche Gestaltungsmerkmale der Architekten: Der Konzeptkünstler Olaf Nicolai beauftragte das Büro mit Planung und Bau von Bienenhäusern. Die perfekte Oberfläche der mit Hochglanzlack bunt beschichteten wohlproportionierten Holzkuben steht für die »natürliche Eleganz und Reinheit, mit der die Bienen Honig produzieren«. Den Sockel bildet dagegen als spannungsreicher Kontrast eine rohe Holzkonstruktion.

Nach einer ersten Installation im Münchner Botanischen Garten wurden die Bienenhäuser an anderen Orten gezeigt. Haben sie die letzte 10 Jahre unbeschadet überstanden? Und wo befinden sie sich jetzt, sind sie immer noch zu besichtigen? Ausführlicher Artikel zum Projekt »Bienenhäuser«

Museum Brandhorst, Maxvorstadt 2006-2008

Das 2008 fertiggestellte Museum Brandhorst ist inzwischen zu einem festen Touristenmagneten im Kunstareal der Maxvorstadt geworden. Einzigartig ist das Tageslicht- und Klimakonzept, das mehrfach in DETAIL vorgestellt wurde. Einzigartig ist aber auch die Fassade aus 36 000 vertikalen Keramikröhrchen in 23 Farbtönen. Wie nahe kommt das Modell der Realität?

Ausführlicher Artikel zum Projekt »Museum Brandhorst«

Frank Kaltenbach, München

ADAC Hauptverwaltung, Sendling 2007-2011

Nachdem sich die Münchner Gemüter wegen der Fassade des Museum Brandhorst beruhigt hatten, geriet die Debatte um die Hauptverwaltung des ADAC in Fahrt, die offiziell 2011 fertiggestellt wurde, und inzwischen bezogen ist. Der  Büroturm auf dem fünfgeschossigen Sockel wurde erst in einer späten Planungsphase auf 18 Geschosse aufgestockt.

Das für die einheimischen Besucher interessanteste Exponat ist das Holzmodell der ADAC Hauptverwaltung. Nur am Modell aus der Vogelperspektive lässt sich der Baukörper zur Gänze erfassen, vor dem Gebäude vor Ort scheint dafür das auf dem Sockel balancierende Hochhaus kühner und mit seiner gläsernen Hülle vielschichtiger.

Wie sind die Architekten auf die Corporate Farbe, das typische ADAC-Gelb eingegangen? Ist die Fassade vergleichbar mit anderen aktuellen Bürofassaden von Sauerbruch Hutton: der KfW-Westarkade in Frankfurt (2010), den Cologne Oval Offices in Köln (2009) und dem Umweltbundesamt in Dessau (2005)?

Was ist schließlich übrig geblieben vom Entwurf der Architekten, nachdem Sie sich nach Abschluss der Planung von den Bauherren getrennt hatten?
Ausführlicher Artikel zum Projekt »ADAC-Hauptverwaltung«

Frank Kaltenbach, München

Munich RE 2012-2014

Hochwertiger Büroraum ist in München gefragt, die Filetgrundstücke sind jedoch meist schon bebaut. Umfassende Sanierung ist das Mittel der Wahl. Von »Sanierung« kann beim radikalen Rückbau des  ehemaligen Nixdorf-Gebäudes direkt an der Stadtautobahn des Petuelrings nicht mehr gesprochen werden. Bis auf die Knochen des Stahbetonskeletts wurde das Gebäude inzwischen zückgebaut. Wie sieht so ein Rückbau im Detail aus? Welches Erscheinungsbild hatte das Gebäude vorher? Wie kann man sich die Fassade in Realität vorstellen, die in der Ausstellung in der Architekturgallerie durch dramatische Lichtführung fast mystisch verklärt wird?

Ausführlicher Artikel zum Projekt »Munich RE«

»Haus K« Schwabing 2011-2012

Eine baufällige verträumte Villa direkt am Englischen Garten? Nicht in München bei den explodierenden Grundstückspreisen! Die Königinnenstraße wird zunehmend aufgefrischt. Wie marode Zähne werden die baufälligen oder nicht gewinnbringenden Altbauvillen aus der Baureihe gezogen und durch Neubauten ersetzt.
Welche Typologien  bieten sich für eine Wohnung mit Kunstsammlung, Büros und ein Penthouse an? Wie entscheiden sich die Architekten bei der Farbgebung und Materialisierung der Fassaden? Ausführlicher Artikel zum Projekt »Haus K«

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