
Schiffsrumpf mit Schengener Putz: Valentiny Foundation in Remerschen
Architekten: Valentiny hvp architects
Standort: Remerschen (LU)
Mit der Gründung der Valentiny Foundation verfolgt Bürogründer François Valentiny ein mindestens dreifaches Ziel: Die Stiftung und das Gebäude, in dem sie residiert, sollen sein eigenes künstlerisches Erbe bewahren, die Architekturausbildung in Luxemburg fördern und den Architekturdiskurs in der Moselregion voranbringen. Ganz nebenbei soll auch der Tourismus im deutsch-französisch-luxemburgischen Dreiländereck gefördert werden.
Dementsprechend umfasst das Raumprogramm eine Dauerausstellungsfläche für die Zeichnungen, Gemälde, Modelle und Skulpturen Valentinys, einen Bereich für Wechselausstellungen und Seminarräume. Sogar zwei getrennte Eingänge – einen für den Ausstellungs- und einen für den Seminarbetrieb – hat das Haus.
Das Gebäude steht am nördlichen Ortstand von Remerschen, ein wenig zurückgesetzt an einer Straßengabelung. Der organisch geformte Neubau streckt sich schiffsbugartig der Straße entgegen und »umarmt« zugleich ein Bestandsgebäude, in dem früher die Grundschule des Winzerdorfs untergebracht war. Heute haben dort die Neben- und Seminarräume ihren Platz gefunden. Der neue Gebäudeteil beherbergt größtenteils Ausstellungsflächen auf zwei Ebenen, deren obere stellenweise von der Fassade zurücktritt und die Räume so umso offener und großzügiger wirken lässt.
Mit seiner gekrümmten Außenwand und den linsenförmigen Fenstern (die Architekten sprechen von »Katzenaugen«) zeigen die zweigeschossige Bereiche unverkennbare Anklänge an Konstantin Melnikovs legendäres Wohn- und Atelierhaus in Moskau. Äußerlich spricht der Neubau in Remerschen jedoch eine ganz andere, freie Formensprache. An den Eingängen scheint die Fassade wie eingeschnitten und zurückgeklappt. Ihre konvexe Krümmung, die oben in einem präzisen Dachrand endet, wurde mit Methoden des Schiffsbaus hergestellt. Getragen wird die Fassade von vertikalen, gekrümmten Holzspanten mit dazwischen liegender 180 mm starker Dämmung. Innen erhielt die Fassade eine zusätzliche Installationsebene mit Gipskartonverkleidung und außen einen sogenannten »Schengener Putz«. Dieser traditionelle Werkstoff aus Kalkzement und Moselsand war ursprünglich an den alten Bauernhäusern der Moselregion zu finden. Im Fall der Valentiny Foundation ist er auf einen Putzträger aus zementgebundenen Holzwolle-Leichtbauplatten aufgetragen.