16.10.2012 Florian Maier

Selbstverwirklichung und neue Chancen in umgenutzter Industriebrache

Die ukrainische Architekturstudentin Anna Marchenko erhält für ihr ambitioniertes »Silo-Projekt« in Charkiw den DAAD-Preis 2012.

In ihrer Abschlussarbeit setzte sich die Absolventin des Masterstudiengangs Prozessarchitektur (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) mit den sozialen und ökonomischen Verhältnissen ihres Heimatlandes auseinander. Sie entwickelte ein Konzept für die Nutzung einer 24.000 m² großen Industriebrache in der Millionenstadt Charkiw.

Das »Silo-Projekt« ist als Non-Profit-Organisation geplant und gibt sozial benachteiligten Gruppen wie Studenten und jungen Familien die Chance zur Selbstverwirklichung. Die Nutzer sollen sich zu einer Baugenossenschaft zusammenfinden und die Entwicklung der Fläche mitgestalten. Die Umnutzung ist stufenweise konzipiert, Überschüsse werden ins Projekt reinvestiert.

Umgenutzte Industriebrache in Charkiw, © Alanus Hochschule

Auf dem Fabrikgelände, das unter anderem eine Lagerhalle, Verwaltungsgebäude und 24 Silotürme beherbergt, wurden bis 1995 Lebensmittel produziert. Das Konzept sieht Wohnungen und Ateliers sowie Kultur-, Sport- und Bildungsinstitutionen auf der Fläche vor. Die Nutzer sind aufgerufen, selbst eigene Projekte zu initiieren. Marchenko denkt dabei an soziale Projekte wie Urban Farming oder Jugendbetreuungen.

»Das Projekt soll die Bedürfnisse, Probleme und Lebensweisen von jungen Menschen in die Gesellschaft transportieren. Die Entwicklungen in den neu geschaffenen Organisationen können die Tendenzen am Arbeitsmarkt beeinflussen und das Kulturleben der Stadt fördern«, erläutert Marchenko. Die Master-Arbeit beinhaltet ein Organisations- und Finanzierungsmodell und soll als Beispiel für die Umnutzung von Industrieflächen in der Ukraine dienen.

Charkiw ist ein Industriezentrum im Nordosten der Ukraine. In Folge der Finanzkrise erhalten junge Menschen wenig Unterstützung vom Staat. Gebührenpflichtiges Studium, Korruption in der Ausbildung und niedrige Löhne erschweren das Leben von Studenten, Absolventen und jungen Familien. Dies ergab die Sozial- und Standortanalyse von Anna Marchenko, die sich 2004 in der Orangenen Revolution in Kiew engagierte und ihre Heimat 2010 verließ, um an der Alanus Hochschule im Masterstudiengang Prozessarchitektur zu studieren.

Gartenwand auf ehem. Industriebrache, © Alanus Hochschule

»Anna Marchenko ist es hervorragend gelungen, viele zentrale Anliegen unseres Masters Prozessarchitektur in den sozialen und kulturellen Kontext der Ukraine mit ihren besonderen städtebaulichen und architektonischen Herausforderungen zu transferieren«, sagt Swen Geiss, Professor für Architektur und Ressourcen, der die Arbeit gemeinsam mit Florian Kluge, Professor für Projektmanagement, betreute. Sie überreichten Marchenko den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Weitere Informationen zum Masterstudiengang Prozessarchitektur der Alanus Hochschule unter: www.alanus.edu Weitere Informationen zum DAAD-Preis: www.daad.de
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