11.02.2015 Annika Schröck

Skulpturale Stützen: Wohnhaus am Sarnersee

Vor einem eindrucksvollen Bergpanorama am Ufer des Schweizer Sarnersees liegt ein kleines Wohnhaus, welches von einem zeltförmigen Dach überdeckt wird. Das Gebäude von Atelier Scheidegger Keller reiht sich farblich und formal unauffällig zwischen den Häusern der umgebenden Bebauung ein und wird sowohl von außen als auch im Innenraum zum Teil der umgebenden Landschaft.

Architekten: Atelier Scheidegger Keller, Zürich
Standort: Sarnersee, Wilen, CH–6062 Sarnen

Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Die Uferzone entlang des Sarnersees ist durch Terrassierungen und Aufschüttungen geprägt, welche das steile Gelände abstützen. Diese topografischen Gegebenheiten wurden in den Innenraum übertragen und bilden für Atelier Scheidegger Keller den Ausgangspunkt ihres Entwurfskonzepts: Ein einziger großer Raum wird durch drei leichte Bodenversprünge zoniert, die einerseits das offene Raumgefühl beibehalten und gleichzeitig eine Unterteilung in verschiedene Nutzungsbereiche gewährleisten. Die oberste Terrasse dient als Küche und Esszimmer, die Mittlere als Wohnraum, die Untere als Schlafzimmer. Versteckt im Erdreich unterhalb der Küche befindet sich ein Badezimmer.

Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Grafik: Atelier Scheidegger Keller

Der terrassierte Raum wird allseitig von einer verglasten Fassade umgeben, wodurch die Berge, der See und die Natur zum Teil des Inneren werden. Scheinbar schwebend überragt ein großes, zeltförmiges Dach den Innenraum und lässt diesen »offen und gefasst, schwer und leicht, hoch und weit« zugleich wirken. Das weite Dach wird von gefalzten Rautenblechen eingedeckt und läuft zu einer feinen Traufkante aus. Die weit auskragende Traufe bildet beim Herausblicken wie die Wasseroberfläche des Sees einen weiteren Horizont aus.

Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Das Dach wurde aus vorfabrizierten Betonelementen und einem in Ortbeton gegossenen Stabwerk errichtet. Als einziges Verbindungselement zwischen Boden und Dach fungieren zwei Y-förmige Stützen, deren Form aus der konstruktiven und geometrischen Struktur des Daches resultieren und diese fortsetzen. Die beiden skulpturalen Stützen bilden das einzige und gleichzeitig raumordnende Element des gesamten Einraum-Baus. Die Dachuntersicht mit sichtbaren Unterzügen und Zwischenfeldern lässt die Konstruktion des Daches erahnen und überdacht als »überdimensionales Ornament« vollständig den Innenraum.

Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Das einfache und schlicht wirkende äußere Erscheinungsbild des Wohnhauses, überrascht im Innenraum durch eine ungewöhnliche räumliche Lösung, die von Topografie und Konstruktion gleichermaßen bestimmt wird. Terrassierungen und sichtbare Tragstruktur offenbaren eine komplexe Einraum-Lösung, welche durch die beiden dominanten skulpturalen Y-Stützen komplettiert wird. Anhand der Konzentration auf die wesentlichen konstruktiven Bestandteile werden Architektur und Landschaft im Innenraum allseits präsent.
Für ihr erstes realisiertes und durchaus außergewöhnliches Projekt wurden Atelier Scheidegger Keller mit dem Bauwelt-Preis 2015 ausgezeichnet.

Axonometrie, Grafik:Atelier Scheidegger Keller

Foto: Atelier Scheidegger Keller

Projektdaten:

Projekt: Haus mit zwei Stützen, 2009-2014
Mitarbeit: Christian Scheidegger, Martin Kugelmeier
Bauingenieur: Monotti ingegneri consulenti SA, Locarno
Fotografie und Film: Karin Gauch & Fabien Schwartz
Fotografie Baustelle: Atelier Scheidegger Keller
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